Der Gössersdorfer Unternehmer Mario Münch verlegt seinen Firmensitz nach Rugendorf. Dort wird Strom erzeugt, den er auch zu Hause nutzen kann.
Beim Verlassen seines Hauses in Vorderstöcken drückt Mario Münch einen Schalter - obwohl das Licht überhaupt nicht brennt. Und dennoch, plötzlich kehrt eine unheimliche Ruhe ein. Wo vorher noch elektrische Geräte surrten, ist jetzt völlige Stille. Mit einem Tastendruck wurde das Gebäude von der Stromversorgung getrennt. Modernes Energiemanagement nennt man das.
Münch hat es sich angesichts steigender Energiekosten auf die Fahnen geschrieben, den Energieverbrauch so gering wie möglich zu halten. Dabei hilft ihm sein eigenes Unternehmen, mit dem er nicht nur Photovoltaikanlagen veräußert, sondern Strom auch selbst produziert. Nun ist der Gössersdorfer dabei, seinen Firmensitz nach Rugendorf in den benachbarten Landkreis Kulmbach zu verlegen. Dort stehen bereits Carports. Auf ihnen sind Photovoltaikanlagen installiert, mit denen günstiger Strom für neun Cent pro Kilowattstunde produziert wird.
Darunter befinden sich "Tankstellen" - aber nicht im herkömmlichen Sinne. Dort können die Akkus von Elektroautos aufgeladen werden. Nebenan ist ein Teich angelegt, in dem Oberflächenwasser gesammelt wird. Nicht ohne Grund. Der Teich dient nicht etwa einem schöneren Anblick. Vielmehr wird er genutzt, um dem Wasser Energie zu entziehen. Aber dazu später mehr.
LED-Leuchten
Jetzt muss noch das Bürogebäude erstellt werden, das durch eine spezielle Dämmung einem Passivhaus gleichgestellt werden soll. Mit LED-Leuchten soll zudem auch in den dunklen Jahreszeiten Tageslichtatmosphäre geschaffen werden. Dies dient nicht nur der Energieeinsparung, sondern zudem dem Erhalt der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. "Die beste Kilowattstunde ist die, die nicht verbraucht wird", lautet die Maxime von Münch, der in Rugendorf das seiner Auskunft nach energieeffizienteste Industriegebäude in Deutschland erstellen lässt.
"Wir halbieren die Stromkosten, vierteln die Kosten für Heizöl und stellen den Liter Benzin für 20 Cent her." Am konkreten Beispiel seines Neubaus bedeutet dies in den nächsten 20 Jahren alleine bei den Stromkosten eine Ersparnis von 1,1 Millionen Euro.
Preise sind gesunken
Die Reduzierung der Stromkosten sei einerseits durch gesunkene Preise der Photovoltaikanlagen möglich. Andererseits würden heute gerade bei Unternehmen die Module nicht mehr nur in Richtung Süden, sondern zudem auch nach Osten ausgerichtet. Dadurch könne der Strombedarf eines Betriebes zu 60 bis 70 Prozent selbst hergestellt werden.
Das ist Münch allerdings noch nicht genug. An seinem neuen Unternehmensstandort will er zudem überschüssig erzeugte Energie speichern. Dafür hat er zusammen mit der Hochschule in Landshut ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen, in dem es um Großspeicherbatterien geht. Mit Hilfe geladener Flüssigkeit soll es möglich sein, 200 Kilowattstunden Strom einzulagern.
In Verbindung mit einer Wärmepumpe, die hauptsächlich dann Wärme erzeugt, wenn günstiger Solarstrom zur Verfügung steht, kann Münch in übertragenem Sinne die Kosten für den Liter Heizöl auf 25 Cent reduzieren.
Dabei spielt nicht zuletzt auch der bereits erwähnte Teich eine wichtige Rolle. Denn auch er dient der Energieerzeugung. "Der Teich wird kontrolliert eingefroren. Im Wechsel der Aggregatszustände steckt die höchste Energie", erklärt Münch. Und genau diese Tatsache macht sich der Gössersdorfer zu eigen. Daraus ergibt sich insgesamt ein Energiemix, der es ihm ermöglicht, die Energiekosten für sein Unternehmen so gering wie möglich zu halten.
Für Münch spielt zudem nicht nur für sein Unternehmen, sondern in der gesamten Diskussion um die Energiewende die Elektromobilität eine zentrale Rolle. Warum? Das verdeutlicht er an einer einfachen Rechnung. "Durch die Photovoltaikanlagen auf den Carports meiner Firma wird jährlich die Energie von 90 000 Litern Benzin gewonnen. Der erzeugte Strom reicht für zirka 1,5 Millionen Kilometer Fortbewegung. Würden wir die gesamte Energie in Fortbewegung umsetzen, könnten wir jedes Jahr 135 000 Euro an Benzinkosten sparen." Damit hätten sich die Anlagen bereits nach zweieinhalb Jahren amortisiert.
Elektromobilität
Natürlich wird die erzeugte Energie nicht vollständig für die Elektromobilität verwendet, dennoch wird Münch seinen Fuhrpark weitestgehend auf Elektrofahrzeuge umstellen. Und auch privat wird er demnächst auf ein solches Fahrzeug umsteigen, das nicht zuletzt als mobiler Energieträger dienen wird. "Ich kann in dem Fahrzeug 95 Kilowattstunden Strom speichern. Das kann tagsüber in der Firma erfolgen. Wenn ich dann abends nach Hause komme, kann ein Teil des im Auto gespeicherten Stroms zur Versorgung des Hauses genutzt werden. Dadurch bin ich bei der Stromversorgung nahezu autark."
Münch ist sich durchaus bewusst, dass die Investitionskosten anfangs höher liegen als bei Bauten mit herkömmlicher Technik. Im privaten Bereich spricht er von rund 25 Prozent. "Diese Mehrkosten amortisieren sich aber bei den heutigen Energiepreisen in wenigen Jahren", ist er überzeugt.