Mittelschule Windheim: Prävention auch in der Coronakrise

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Das Ergebnis des Kreativwettbewerbs für "be smart, don't start" der Klasse 8 M: In eine "Riesen-Zigarette" wurden Löcher gebohrt. Darin stecken kleine selbst gebastelte Zigaretten, auf denen Texte zum Thema Rauchen stehen. Foto: Heike Schülein
Das Ergebnis des Kreativwettbewerbs für "be smart, don't start" der Klasse 8 M: In eine "Riesen-Zigarette" wurden Löcher gebohrt. Darin stecken kleine selbst gebastelte Zigaretten, auf denen Texte zum Thema Rauchen stehen.  Foto: Heike Schülein

Trotz Schulschließung gehen an der Mittelschule Windheim die präventiven Wettbewerbe "be smart, don't start" und "klar bleiben" weiter. Besonders die Schüler setzten sich für eine Weiterführung ein.

Corona hat den Schulalltag nach wie vor fest im Griff. Nichts ist wie vorher: Die Zimmer sind größtenteils leer; Schulhäuser sowie Pausenhöfe von Stille umgeben - so auch in der Mittelschule Windheim. Was aus den dort vor Schulschließung begonnenen Projekten und Wettbewerben "be smart, don't start", "bunt statt blau" und "klar bleiben" wird, stand zunächst in den Sternen. Ein Weiterführen und Abschließen der Aktionen in der Schule war ausgeschlossen. Auch eine lang ersehnte London-Fahrt der Klasse 8 M musste kurzfristig abgesagt werden. Im Sinne der "Umweltschule" wären am 21. April Bäume auf dem Schulgelände gepflanzt worden. Eine Klassenfahrt oder eine gemeinsame Pflanzaktion mit dem Obst- und Gartenbauverein Windheim sind aktuell schlichtweg undenkbar.

Schüler setzten sich ein

"Doch die Krise ist auch eine Chance für uns alle. Wenn alle mithelfen, können Herausforderungen überwunden werden", ist Schulsozialpädagogin Tina Müller sicher. Die ganze Schulfamilie freue sich sehr darüber, dass die Schüler am letzten Tag vor der Schließung großes Interesse an der Weiterführung der präventiven Wettbewerbe "be smart, don't start" zur Rauch- und "klar bleiben" zur Alkoholprävention geäußert hatten.

Müller erinnert sich noch genau, als gegen 9.30 Uhr die ersten Schüler der 9. Klasse sie aufsuchten und darum baten, dass die Challenge "klar bleiben" nicht abgebrochen wird: "Für mich bleibt das ein bewegender Moment, da mir spätestens zu diesem Zeitpunkt klar wurde, wie ernst sie meine präventive Arbeit mit ihnen nehmen - was sie mir auch mehrfach bestätigten."

Kein Alkoholkonsum

"Klar bleiben" ist ein Wettbewerb zur Alkoholprävention, an dem die 9. Klasse teilnahm. Sechs Wochen verzichteten die Neuntklässler auf riskanten Alkoholkonsum beziehungsweise Rauschtrinken. Gestartet wurde der Wettbewerb in der letzten Woche vor der Schulschließung, wovon sich die Klasse jedoch nicht entmutigen ließ und weiter am Ball blieb. Müller fragte jeden Jugendlichen wöchentlich von zu Hause aus via Anruf, SMS und E-Mail ab, ob Alkohol getrunken wurde. "Mit Stolz können wir nun berichten, dass die Klasse sehr erfolgreich an ,klar bleiben' teilgenommen hat und somit die Chance auf einen Gewinn für die Klassenkasse besteht", freut sich die Schulsozialpädagogin.

Aufklärung über das Rauchen

Am Projekt zur Rauchprävention "be smart, don't start" nahmen die Klassen 5, 6 und 8 M teil. Von November 2019 bis April 2020 hatte Müller auch hier wöchentlich abgefragt, ob die Schüler geraucht haben. Während der Schulschließung und der Ferien erfolgte die Abfrage ebenfalls telefonisch, per SMS oder E-Mail.

Zusätzlich beteiligte sich die Klasse 8 M am Kreativ-Wettbewerb von "be smart, don't start". "Die Schülerinnen und Schüler stellten drei Objekte her, die andere Kinder und Jugendliche darüber aufklären sollen, dass Nichtrauchen gesünder ist als Rauchen", erläutert Müller. Eine "Riesen-Zigarette" wurde gebastelt und einige Löcher hineingebohrt. Auf kleine gebastelte Zigaretten schrieben die Achtklässler Texte zum Thema, die sie anschließend in die "Riesen-Zigarette" steckten.

Außerdem bastelten sie ein Quiz. Für jüngere Klassen gestalteten sie eine "flache Zigarette" mit zahlreichen Schnüren an allen Seiten. Zieht man daran, so erscheint jeweils ein Kärtchen mit einer wichtigen Information übers Rauchen. Glücklicherweise konnten alle Kunstwerke noch vor der Schulschließung fertiggestellt werden.

Ziel der Klasse 8 M ist die Weitergabe ihres gewonnenen Wissens. Bei Interesse können die Anschauungsmaterialien beispielweise an Lehrkräfte verliehen werden. Nun bangt die Klasse 8 M, ob die "Suchtwoche" 2020 in Kronach regulär stattfinden kann, da hier die von den Wettbewerbsteilnehmern gestalteten Anschauungsmaterialien ausgestellt werden sollten. Ohne eine öffentliche Ausstellung könnte man beim Kreativwettbewerb unverschuldet schlechter abschneiden, befürchten die Achtklässler.

"Die Krise ist eine Chance für uns alle. Trotz der Entfernung sind wir uns sehr nahe. Wir denken aneinander und wünschen uns gegenseitig, gesund zu bleiben", verdeutlicht die Schulsozialpädagogin. Die Schüler fingen wieder an nachzufragen, wie es den Mitarbeitern der Schule gehe. Vieles sei im Wandel, ganz besonders der Umgang miteinander. Ein einfacher Anruf und die Frage "Wie geht es dir?" gewännen wieder an Bedeutung.

Hintergrund

Seit dem Schuljahr 2018/2019 gibt es an bayerischen Schulen vereinzelt Schulsozialpädagogen. Eine davon ist Tina Müller, die seit Juli 2019 für die Mittelschule Windheim tätig ist. Die Schule hat damit ein Alleinstellungsmerkmal im Kreis Kronach und darüber hinaus, da zum Schuljahr 2018/19 - neben anderen Schularten - nur eine Schulsozialpädagogen-Stelle für Mittelschulen in Oberfranken eingeplant war. Der Schwerpunkt dieser Schulsozialpädagogik liegt auf der gruppenbezogenen Präventionsarbeit. Müller übernimmt keine Einzelfälle, sondern widmet sich präventiv ganzen Klassen oder Gruppen und bietet Angebote, die die Schule in ihrer Erziehungsarbeit unterstützen. Damit grenzt sich diese Stelle klar von der Jugendsozialarbeit an Schulen ab. hs