Metaller gehen auf die Straße

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500 Männer und Frauen der Firmen Loewe und Lear gingen am Montagfrüh für mehr Lohn, unbefristete Übernahme und mehr Mitsprache in der Leiharbeit auf die Straße.

500 Männer und Frauen ziehen über die Bundesstraße 173. Die Farbe Rot ist unüberseh-, das schrille Pfeifen und Rasseln unüberhörbar.

30 Minuten vorher: Thomas Bisani packt aus dem Kofferaum seines Wagens Fahnen und Pfeifen aus und verteilt die roten Plastikwesten an seine Kollegen auf dem Loewe-Parkplatz. Bisani ist Ansprechpartner für die IG Metall, so genannter Leiter des Vertrauenskörpers, bei Loewe.

"Anlass für den Streik ist die Tarifrunde 2012", erklärt Bisani. Die IG Metall hat dazu aufgerufen. Sie fordert nämlich 6,5 Prozent mehr Geld, die unbefristete Übernahme der Auszubildenden und die Mitbestimmung beim Einsatz von Leiharbeit.

Dann macht sich Bisani weiter ans Verteilen. Eine der Westen bekommt Michelle Endres, 21 Jahre. Sie gehört zur Jugendvertretung bei Loewe.
Die Industriekauffrau hat zwar schon ausgelernt und wurde auch übernommen, streikt aber zur Unterstützung für ihre jüngeren Kollegen, die sich noch in der Ausbildung befinden, mit.
Laut pfeifend, ebenfalls mit Plakaten und Rasseln bewaffnet, kommen mehrere hundert Männer und Frauen die Industriestraße entlang - Beschäftigte der Firma Lear. Und die sind "richtig heiß", wie Jürgen Apfel von der IG Metall sagt. Denn unter ihnen seien viele Leiharbeiter.


"Damit die Arbeitgeber es kapieren"



"Diese Werkstreiks sind nötig, weil es die Arbeitgeber einfach nicht kapieren", ruft Apfel in das Megaphon. Lautes Pfeifen und Rasseln folgen. Doch er betont, dass sich der Streik weder gegen die Firma Loewe noch gegen die Firma Lear richte. "Aber beide Unternehmen sind Mitglied im Arbeitgeberverband", so Apfel. Und er fährt fort: "Wir streiken für 6,5 Prozent mehr Lohn, für die unbefristete Übernahme der Auszubildenden und dass Schluss wird mit der Leiharbeit!" Wieder bekräftigen ihn die Streikenden mit einem Pfeif- und Rasselkonzert.

Die Leiharbeit sei schon lange nicht mehr dafür da, wofür sie gedacht gewesen sei: zum Abdecken von Auftragsspitzen. "Was passiert denn bei Lear? Über Jahre hinweg werden die Leiharbeiter beschäftigt. 50 Prozent aller dort in der Produktion Beschäftigten sind Leiharbeiter. Das muss zurückgeschraubt werden. Deshalb brauchen wir die tarifliche Mitsprache in der Leiharbeit", fordert Apfel. Leiharbeiter seien in vielen Betrieben Menschen zweiter Klasse, verdienten oft 50 Prozent unter einem vergleichbaren Tariflohn, beklagt Frank Meixner vom kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt.

"Sogar der Himmel ist traurig über das bisherige Angebot der Arbeitgeber", ging der Betriebsseelsorger auf das Regenwetter ein. Die IG Metall muss den Arbeitgeber sagen, "wie' s geht", meinte Frank Meixner, und spricht damit die Klagen eben der Arbeitgeber bezüglich Facharbeitermangel an. Die Lösung laute "ganz einfach unbefristete Übernahme und ordentliche Bezahlung, damit die Facharbeiter bleiben und eine Zukunftsperspektive haben".


Marsch über die Bundesstraße



Anschließend zeigen die Arbeitnehmer von Loewe und Lear, "dass sich die Metaller und Metallerinnen bewegen können - anders als die Arbeitgeber", so Apfel. Eine gute Stunde marschieren sie über die Bundesstraße 173 bis nach Ruppen. Die Polizei sperrt die Straße einseitig. Entgegenkommende Fahrzeuge hupen den Streikenden zu. Von 500 Teilnehmern spricht Apfel, der unterwegs immer wieder ins Megaphon ruft "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut".

Vor dem Lear-Gebäude erklärt er, man habe heute "den Finger gezeigt, wir können aber auch die Faust ballen. Gemeinsam sind wir unausstehlich". Die Warnstreiks seien kein Ritual, wie Arbeitgeber sie gerne bezeichneten, sonder Notwenigkleit, so Apfel.

Abhängig von den Ergebnissen der nächsten Tarifrunde am 10. Mai in Bayern, sei am 16. Mai eine große Demonstration in Coburg geplant. Helfe all das nichts, fordere die IG Metall die Beschäftigten auf, am 4. Juni die Arbeit niederzulegen.

Dass es soweit kommt, hofft Eckhard Schneider allerdings nicht und ist zuversichtlich, denn "Mairegen bringt Segen, lautet ein Sprichwort. Und das heißt, unsere Forderungen sind gesegnet - weil sie berechtigt sind!"