Auf einem Online-Flohmarkt sind seit gut einem Monat Maschinen zu finden, die zuvor vom TV-Hersteller Loewe genutzt wurden. Dabei wollen die beiden potenziellen Investoren die Produktion schon bald wieder hochfahren.
Ein CD-Ständer, der aussieht wie eine alte, englische Telefonzelle: 10 Euro. Ein regenfester Bundeswehr-Schlafsack mit Überzug und Ärmeln: 100 Euro. Ein blaues Yamaha-Motorrad, das gerade einmal 60 Kilometer auf dem ledernen Buckel hat: 4990 Euro. Angebote, die es in einer solchen Kombination wohl nur an einem Ort gibt. Auf dem Flohmarkt. Oder aber der digitalen Version davon.
Wer seine Suche auf dem Online-Portal Ebay-Kleinanzeigen auf Angebote im Kronacher Stadtgebiet eingrenzt, kann sich theoretisch durch fast 7000 Anzeigen klicken. Interessante, kuriose, witzige - oder überraschende. Etwa, wenn auf dem Bildschirm plötzlich Teile des ehemaligen Arbeitsplatzes auftauchen.
So erging es in den vergangenen Wochen vermutlich einigen der gut 400 entlassenen Angestellten des insolventen Kronacher TV-Herstellers Loewe. "ABB-Industrie-Roboter IRB 6400/S/2.9-120 S Knickroboter" heißt es ein wenig umständlich in der Artikelbeschreibung. Preis: 7490 Euro. Mehr als drei Meter dürfte der beigefarbene Hydraulikarm, der auf dem Bild zu sehen ist, sicher groß sein. "Hierbei handelt es sich um einen Roboter für das Umsetzen der TV-Geräte", erklärt ein ehemaliger Loewe-Mitarbeiter, der lieber anonym bleiben möchte.
Keine kuriose Ausnahme
Eine kuriose Ausnahme ist der Roboter in den Ebay-Kleinanzeigen nicht. Wie an seinem alten Arbeitsplatz in der Industriestraße ist der Roboter auch auf dem Portal umringt von seinen ehemaligen metallenen Kollegen. Daher hält es der ehemalige Loewe-Mitarbeiter für unwahrscheinlich, dass in Kronach wieder eine Produktion anlaufen kann. Abgegeben wurden nach Informationen unserer Redaktion bislang allerdings keine für die Produktion benötigten Maschinen, sondern lediglich solche, die Teil der Verpackungsstrecke waren. Darauf eingehen wollte die Kanzlei des Insovenzverwalters Rüdiger Weiß auf FT-Anfrage zwar nicht, bestätigte aber, dass tatsächlich "ein Teil des Sachanlagevermögens verkauft" wurde.
Dabei handele es sich um Geräte, an denen keiner der potenziellen Investoren Interesse bekundet habe. "Wir haben uns von allen mitteilen lassen, was sie denn gerne haben würden, sofern der Deal mit ihnen zustande käme", erklärt ein Sprecher des Insolvenzverwalters. "Und nur bei den Sachen, die bei niemandem auf der Liste standen, haben wir dann schon die Verwertung eingeleitet."
Noch kritischer als möglicherweise fehlende Produktionsmittel beäugt der ehemalige Loewe-Mitarbeiter jedoch die mittlerweile durch die Kreisstadt schwirrenden Zeiträume, nach denen auf dem Loewe-Gelände schon wieder erste Produkte vom Band rollen sollen. Schon nach drei Monaten will der chinesische Elektronikkonzern Hisense wieder Geräte ausliefern. Jedenfalls dann, wenn er den Zuschlag erhält und Loewe übernehmen darf. Rund 100 Mitarbeiter würden dafür wieder eingestellt werden, kündigte Hisense an (wir berichteten).
Am Montag zog auch der auf Zypern und in der Slowakei ansässige Mitbieter Skytec mit. Dieser kündigte in einer Pressemitteilung an, in Kronach mit der Arbeit an neuen Produkten sogar schon wenige Wochen nach einer erfolgreichen Übernahme beginnen zu wollen. Das Beteiligungsunternehmen plant dafür, mehr als 30 Arbeitsplätze zu schaffen (wir berichteten).