Loewe: Investiert ein Unternehmen mit Sitz in Zypern?
Nachdem Hisense bereits öffentlich Farbe zu seinem Angebot bekannt hat, trat nun überraschend auch Mitbieter Skytec auf den Plan. Der nach eigenen Angaben "international tätige Investor, der sich auf die Bereiche Unterhaltungselektronik und IT spezialisiert hat", hat seine Wurzeln in der Slowakei sowie in Zypern. Im Jahr 2016 schloss Skytec eine strategische Partnerschaft mit dem Elektronikhersteller Sharp, mit dem gemeinsam die in Polen ansässige UMC-Gruppe geführt wird. Diese soll die Designs, die Herstellung und den Vertrieb von Sharp-Fernsehern vorantreiben, wie die Walder Wyss AG als Berater von Skytec auf ihrer Homepage mitteilt.
Großes Versprechen von Skytec: Loewe-Mitarbeiter mit Schlüssselpositionen
Mit Blick auf das Skytec-Angebot, stechen Parallelen zu den Hisense-Überlegungen aus der Vorwoche ins Auge, die so bislang noch nicht an die Öffentlichkeit gelangt waren. Zuletzt war die Befürchtung zu hören, Skytec könnte sich in Kronach die Marke und die Gerätschaften sichern, um dann mit seinem Partner in Polen produzieren zu lassen. Ob dieses Szenario tatsächlich vom Tisch ist, lässt sich zurzeit nicht nachvollziehen. Allerdings ist in der Stellungnahme des Unternehmens auf dem Presseportal die Rede davon, dass Skytec nicht nur eine Rettung von Loewe plane, sondern "mit der traditionsreichen Marke zu den weltweit führenden Unternehmen dieses Segments" aufschließen möchte.
CEO Vladislav Khabliev wird mit den Worten zitiert: "Wir betrachten es als großes Privileg, gemeinsam ein neues Kapitel in der Erfolgsgeschichte von Loewe zu schreiben und Loewe als eine der global führenden Marken zu etablieren."
Dabei wird explizit auf einen Platz unter den Herstellern im Premium-Segment hingewiesen und darauf, dass das Sortiment nicht nur Fernseher umfassen soll. Ähnlich, wie es bislang nur von Hisense bekannt war, heißt es nun auch bei Skytec, dass es beim Besitzerwechsel nicht bloß um den Markennamen gehen solle. "Mehr als 30 Loewe-Mitarbeiter sollen wichtige Schlüsselpositionen in diesem neuen und spannenden Projekt besetzen", verspricht Khabliev in seiner Stellungnahme bei Presseportal.
Die wichtigste Entscheidung: Was passiert mit dem Namen?
Doch wann wird nun endlich die seit Wochen, ja Monaten erhoffte Entscheidung über den Namen "Loewe" und die verbliebenen Werte des Unternehmens fallen? Das Büro von Insolvenzverwalter Rüdiger Weiß stellt fest, dass weiter auf einen Abschluss des Verfahrens bis zum Jahresende gehofft wird. Allerdings sieht sich Weiß selbst in einer Warteschleife. Wie sein Büro feststellt, hängt der weitere Fortschritt im Wesentlichen von Riverrock ab, das die Rechte am Firmennamen hält. Zu wem diese Rechte wechseln werden, ist noch nicht bekannt. Und "das Hauptkaufinteresse ist natürlich die Marke. Die übrigen Dinge werden von der Marke mitgezogen."
Michelbach warnt in dieser Hinsicht alle Beteiligten davor, sich von Investment-Gesellschaften vor den Karren spannen zu lassen und eine Preistreiberei zu forcieren. Für Kronach und die Zukunft von Loewe stehe zu viel auf dem Spiel: "Wenn die Marke in die falschen Hände kommt und verramscht wird, ist sie für allemal tot."
Nach Insolvenz: Neue Heimat für EMS-Anlagen
Ein kleiner Teil von Loewe hat am Montag eine neue unternehmerische Heimat gefunden. Dabei handelt es sich um den Bereich der EMS-Anlagen. Dieser wird vom Automobilzulieferer Dr. Schneider aus Neuses übernommen.
Die EMS (Electronic Manufacturing Services), also die Produktion elektronischer Komponenten, und damit zusammenhängend das zugehörige Prüfequipment (EMV) sollen das "Produktportfolio deutlich bereichern und Dr. Schneider wettbewerbsfähiger machen", erwartet sich Geschäftsführer Wilhelm Wirth einen Schub von dem Zukauf, der seit Sommer diskutiert, in den vergangenen zwei Wochen forciert und zu Wochenbeginn besiegelt wurde.
Wirth erklärt, dass Dr. Schneider zwar ein "reinrassiger Kunststoffmodul-Hersteller" sei, doch auch in diesem Sektor werde die Einarbeitung von Elektronikbauteilen heute von den Kunden immer mehr erwartet. Solche Bauteile müssten bislang ausnahmslos zugekauft werden. Das solle sich nun ändern. Bereits vor der Loewe-Insolvenz sei in Neuses an einem so genannten Business-Case gearbeitet worden, sich bei den EMS auf die eigenen Füße zu stellen. Die Entwicklung in Kronach habe diese Überlegungen konkret werden lassen. In einem hervorragend verlaufenen Bieterprozess habe Dr. Schneider den Zuschlag bekommen.
Jetzt schon über Personalzahlen für die neue Abteilung zu reden, hält Wirth für unseriös. Erst einmal müssten die Überlegungen für die neue Abteilung konkret in die Zukunftsplanungen des Gesamtunternehmens eingebettet werden. Zwei Dinge räumt Wirth jedoch ein. Zum einen würde er sich über Bewerbungen von früheren Loewe-Mitarbeitern freuen, zum anderen möchte er am liebsten den Standort auf dem Loewe-Gelände beibehalten. In dieser Hinsicht werden nun Gespräche mit der Stadt aufgenommen.