Drei Kategorien
Zwar wandert nur ein Teil der Abfindungssumme in die Insolvenzmasse, mit ihren Ansprüchen stehen die Arbeitnehmer allerdings deutlich vor den Gläubigern - gleich an zweiter Stelle. Denn sobald ein Interessensausgleich und ein Sozialplan geschlossen werden, handelt es sich bei der vereinbarten Summe um sogenannte Masseverbindlichkeiten. Und die werden aus der Insolvenzmasse gleich nach den Verfahrenskosten bedient.
Erst was danach übrig bleibt, geht nach einer Quote an die Gläubiger. "Die Ansprüche der Arbeitnehmer seit dem 1. Juli fallen in die Kategorie Masseverbindlichkeiten", bestätigt das Büro des Insolvenzverwalters. Mit den Verbindlichkeiten bis zum 30. Juni würden sie gleichzeitig in die unterste Kategorie eingeordnet. Der Arbeitnehmer wird somit also ebenfalls zum Gläubiger.
Das Problem: Im Moment kann Loewe nach Angaben der Insolvenzverwaltung nicht einmal die Zahlung der Masseverbindlichkeiten decken. Für Arbeitnehmer bedeutet das, dass selbst ihre Ansprüche nur nach einer gewissen Quote bedient werden könnten. "Wir bemühen uns, in den nächsten Monaten und Jahren, die Masse so hoch wie möglich zu generieren, sodass wir dann am Ende unterm Strich hoffentlich sämtliche Masseverbindlichkeiten voll befriedigen können", erklärt das Büro. "Sicher ist das aber eben nicht."
Adidas als Vorbild?
Ebenso unsicher bleibt auch der Standort Kronach. Selbst die Entlassung der gesamten Belegschaft bedeute noch nicht das Ende des traditionsreichen Standorts, meint der Küper Ralf Pohl, der an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Dozent für Wirtschaftswissenschaften ist: "Es scheint ja Interessenten zu geben. Wir wissen aber natürlich nicht, welche Konzepte die mitbringen."
Womöglich finde sich noch ein Investor, der Kronach nach wie vor als Produktionsstandort sieht. "Aber man muss sich im Klaren darüber sein, dass das bisherige Stellen-Niveau sicherlich nicht mehr erreicht werden kann", betont er.
Am wahrscheinlichsten sei es, dass Abteilungen wie Marketing und Entwicklung in Kronach bleiben, die Produktion aber ins Ausland verlagert wird. Dabei würde es sich um ein ähnliches Modell handeln, wie es Adidas an seinem Unternehmenssitz in Herzogenaurach längst umgesetzt hat. "So könnte sich die Marke, die ja von Gewicht ist, eigenständig weiterentwickeln", sagt der Wirtschaftswissenschaftler.
Günstige Herstellungskosten
Das könne aber eigentlich nur ein großer Hersteller aus der Branche Unterhaltungselektronik gewährleisten, der Produkte "zu einem vernünftigen Preis herstellen" kann.
Vorbilder für einen erfolgreichen Neustart nach einer Insolvenz gebe es durchaus. Gelungen sei das den jeweiligen Unternehmen aber nur mit einer deutlich reduzierten Mitarbeiterzahl. "Allerdings werden sich die Angestellten jetzt natürlich neu orientieren und versuchen, bei anderen Arbeitgebern unterzukommen", weiß Ralf Pohl. "Und es ist schon ziemlich schwierig, die Produktion wieder hochzufahren, wenn die Mitarbeiter nicht mehr verfügbar sind."