Kaum Informationsfluss
Ob ein solches Mittel überhaupt nötig ist oder die Hisense-Variante von Haus aus eine faire Chance in der Entscheidungsfindung bekommt, vermag Michelbach zurzeit nicht zu sagen. Denn während die Bundes- und Landespolitik Rückendeckung für diese Standortsicherung signalisiert, ist aus den Reihen der Gläubigerversammlung nicht viel zu hören - trotz mehrerer Anschreiben und Gesprächsangebote von Michelbach. Zwischen dem Abgeordnetenbüro und dem Insolvenzverwalter Rüdiger Weiß sei der Austausch ebenfalls überschaubar, bedauert Michelbach.
Zurückhaltung
Auch auf Anfrage unserer Redaktion hält sich die Kanzlei des Insolvenzverwalters bedeckt. "Wenn es etwas zu kommunizieren gibt, machen wir das", sagt ein Mitarbeiter der Kanzlei. Er weist darauf hin, dass es während eines Verkaufsprozesses immer Verschwiegenheitspflichten gebe. "Selbst wenn da jetzt irgendwelche Namen über Drittwege rumgekommen sind, würde ich mich nicht daran beteiligen." Auf die Fragen nach dem derzeitigen Stand der Gespräche und ob Hisense eine realistische Option ist, lautet die Antwort daher stets: "Dazu kann ich jetzt nichts sagen."
Dennoch dürfte die Wahrscheinlichkeit hoch sein, dass sich am Dienstag entscheidet, ob Loewe in Kronach noch einmal von den Toten auferstehen darf oder für immer begraben bleibt. Zumindest als Produktionsstandort. Die Insolvenzverwaltung könne niemanden zu irgendetwas zwingen, daher stehe nicht fest, ob tatsächlich eine Entscheidung fällt, es wäre aber "ungewöhnlich, wenn der Ausschuss, nicht entscheidet, wenn es etwas zu entscheiden gibt". Allerdings schiebt der Sprecher gleich hinterher, dass nicht in jeder Sitzung des Gläubigerausschusses ein Beschluss gefasst wird: "Wir haben natürlich auch regelmäßig Sitzungen nur zur gegenseitigen Information."
Ziel verfehlt
Wirklich fest steht bisher also lediglich, dass ein zu Beginn des Insolvenzverfahrens gesetztes Ziel nicht mehr eingehalten werden kann: bis zum Oktober einen Käufer gefunden beziehungsweise sich für diesen entschieden zu haben. Zwar gebe es keine fixe Frist, bis zu der dies nun geschehen soll, ewig könne sich ein Verkaufsprozess aber nicht hinziehen, betont der Sprecher von Wallner-Weiß.
Er geht jedoch davon aus, dass spätestens bis Ende des Jahres feststeht, wie es mit Loewe weitergeht. Als kleiner Produktionsstandort mit einer eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung - oder als bloße Marke, die nur noch in polnischen Werken auf Fernsehgeräte gedruckt wird.
Das bietet Hisense an
Schreiben: Hans Michelbach hat Schwarz auf Weiß, dass Hisense den Standort Kronach nicht ausbeuten, sondern entwickeln möchte. Das geht aus einem "Letter of intent" (eine Absichtserklärung) des Unternehmens hervor, den der Abgeordnete beim Pressegespräch vorlegte, aber auch aus seinem Telefonat mit einem hochrangigen Vertreter der Firma. Investition: In dem Schreiben an Michelbach ist die Rede davon, dass Hisense zwölf Millionen Euro für die Marke und das geistige Eigentum von Loewe sowie weitere 15 bis 18 Millionen für die "Supply chain" (Netzwerk- beziehungsweise Logistikketten) bietet. Ziele: Im Fall eines Zuschlags plant Hisense laut Michelbach, den Standort aufrecht zu erhalten und mit einer Personalstärke von etwa 50 Mitarbeitern wieder den Betrieb aufzunehmen. Hinzu kommt, dass eine Verlagerung der europäischen Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten von Düsseldorf nach Kronach geplant wäre. Förderung: Der Freistaat bietet am 5. Dezember ein Gespräch über eine mögliche Förderung an, falls Hisense noch Chancen auf einen Zuschlag hat. mrm
Kommentar von Marco Meißner: Der Prophet im eigenen Land
Es war die Ausgabe vom 4. Mai. "Insolvenz - Klappe, die Zweite" titelte der Fränkische Tag im Lokalteil seine Geschichte über eine (damals noch angestrebte) Sanierung von Loewe in Eigenverwaltung. Im Netz erntete diese "miesepetrige" Schlagzeile durchaus die eine oder andere kritische Stimme.
Unkenrufe und Schwarzmalerei wurden seinerzeit angemahnt. So schlecht könne es um Loewe doch nicht stehen. Die Rettung werde sicher wieder gelingen, wurde spekuliert. Nicht nur im Netz, sondern auch in den Reihen der Geschäftsführung stieß unser zugehöriger Kommentar damals sauer auf.
Die Belastung durch auslaufende Darlehen, ein fehlender Markt für die Premiumartikel, fehlender Profit und daraus resultierend der Wechsel in der Geschäftsführung wurden vom Redakteur als Argumente für ein drohendes Desaster genannt. Seine warnende Deutung der Vorzeichen: "So ist mehr denn je zu befürchten, dass am Ende [...] ein großer Name bestehen bleibt, mehr nicht ..." Ein Kommentar, dem böse Blicke und Aussagen der Betroffenen folgten - und der von ihnen ins Reich der Mythen verbannt wurde.
Heute befinden wir uns jedoch genau am befürchteten Scheideweg. Noch ein falscher Schritt und Loewe ist bis auf den Namen Geschichte. Leider hat im eigenen Land keiner auf den Propheten hören wollen.
Es ist egal wer von den beiden die Firma kauft.Am Schluss wird Kronach zugemacht. Beide sind nur am Markennamen interessiert.Siehe Grundig Quelle Blaupunkt und so weiter.Wenn wachen die Politiker endlich mal auf und sehen der Realität ins Auge.Es nützt niemanden wenn sie glauben sie können mit den Millionen die sie dann den Käufern anbieten durch Steuererleichterung und Zuschüsse irgend etwas positives für die Menschen und den Arbeitsmarkt erreichen. Die nehmen das Geld gerne an unterschreiben auch Verträge die sie nicht einhalten werden und machen dann zu.
Nene, Kronach bleibt erhalten. Hier kleben dann zehn Leute für Mindestlohn Aufkleber auf die Chinageräte, damit man "made in Germany" draufschreiben darf.
Michelbach ..... träume weiter!