Am Freitag beginnen zwischen Loewe, IG Metall und Betriebsrat die Verhandlungen über einen Sozialplan und den Interessenausgleich. Der Gewerkschaftsmitarbeiter hat schon vor Beginn der Gespräche eine Befürchtung.
Mitte Dezember trat die Geschäftsführung der Loewe AG vor die Belegschaft und verkündete drastische Einsparungen. Wer die Entwicklung des Unternehmens in den vergangenen Jahren verfolgt hat, war nicht wirklich überrascht von dieser Nachricht. Und obwohl 190 Stellen gestrichen werden sollen, zeigten selbst Beschäftigte Verständnis für die bevorstehenden Maßnahmen, die wohl nicht zuletzt auf Druck der Banken zu Stande kommen müssen.
Ein erstes Vorgespräch hat laut dem IG-Metall-Bevollmächtigten Jürgen Apfel bereits vor Weihnachten stattgefunden. Die tatsächlichen Verhandlungen werden nun am kommenden Freitag aufgenommen. "Es wird richtig, richtig schwer werden", erwartet Apfel intensive Gespräche, zumal offensichtlich ein gewisser Zeitdruck existiert: "Die wollen Ergebnisse sehen", verweist er auf die Banken.
Vollzeitstellen
"Wir lassen uns aber nicht unter Druck setzen", erklärt jedoch der Gewerkschaftsvertreter, der angesichts des nicht geringen Anteils an Teilzeitbeschäftigten befürchtet, dass am Ende mehr als 190 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren könnten, da von Beginn an immer wieder die Rede vom Wegfall von 190 Vollzeitstellen gewesen sei.
"Wir gehen von 190 Vollzeitstellen aus. Wie das umgerechnet wird, das werden die Verhandlungen ergeben", betont Loewe-Pressesprecher Roland Raithel. Wenn man zwischen den Zeilen liest, könnte man durchaus vermuten, dass die Befürchtung von Apfel nicht von der Hand zu weisen sind. Und während der IG-Metall-Beauftragte sich zeitlich nicht unter Druck sieht, spricht Raithel davon, dass bis Ende Januar die Gespräche mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft beendet sein sollen. Über Details wie eine mögliche Auffanggesellschaft für die Arbeitnehmer, die ihre Stelle verlieren werden, wollte sich Raithel nicht äußern: "Das würde nur die Verhandlungen belasten. Deshalb halten wir uns da zurück. Sobald wir Ergebnisse haben, werden wir sie vermelden."
Spekulation
Für Betriebsratsvorsitzende Karin Wachter ist "alles im Moment Spekulation", weil man nicht zuletzt noch gar nicht wisse, für wen der Sozialplan gelten werde. Natürlich habe man das Ziel, dass am Ende so wenig Mitarbeiter wie möglich gehen müssen. "Aber das wird sich erst in den Verhandlungen herausstellen."
Wenig Handlungsspielraum
Für Apfel ist indes jeder verlorene Arbeitsplatz zu viel. "190 Mitarbeiter sind für das Unternehmen und auch für die Region ein Riesenwort." Allerdings dürfe man auch nicht die Augen verschließen. Den Handlungsspielraum sieht er deshalb "ziemlich eingeengt". Dennoch werde man sich das Konzept der Restrukturierung ganz genau ansehen und alles durchleuchten. "Wir werden alles hinterfragen", betonte Apfel. Sinn und Zweck der Verhandlungen sei es unter anderem, zu prüfen, ob nicht Personen trotz des Wegfalls ihres Arbeitsplatzes an einer anderen Stelle im Unternehmen weiter beschäftigt werden könnten. Insgesamt wolle man die Bedingungen so sozialverträglich wie möglich gestalten, um den betroffenen Mitarbeitern möglichst schnell zu helfen, andere Perspektiven zu finden. Und über allem stehe eine Absicht: "Dass die ganze Restrukturierung das Ziel erreicht, das Unternehmen mit seiner Produktion in Kronach zu erhalten."
Nachdem Loewe im ersten Quartal des vergangenen Jahres noch eine Umsatzsteigerung verzeichnen konnte, gab es im dritten Quartal einen herben Rückschlag, der das Unternehmen enorm belastet und zu Maßnahmen zur Reduzierung der Personal- und Sachkosten zwingt.