Blanka Neubauer heißt seit Juni Schwester Teresa Benedicta. Die 61-Jährige aus dem Landkreis Kronach entschied sich bewusst für das Leben im Karmeliten-Kloster. Und sie hat diesen Schritt nicht bereut.
Ihre E-Mail-Adresse hat sie mittlerweile geändert. Viel ist von ihrem alten Leben nicht übrig geblieben. Nicht ihr Taufname, kaum Kleidung, kaum Besitz, dafür aber zahlreiche Erinnerungen. Ihre Vergangenheit will Schwester Teresa Benedicta gewiss nicht ausblenden. Im Gegenteil, im Klosteralltag hat sie in aller Ruhe Zeit, über das Erlebte nachzudenken: "Rückblicke müssen sein", sagt sie. "Ich gehe ja nicht ins Kloster, weil ich mein altes Leben abgeben will, sondern gerade deshalb, weil ich es mitbringe ..."
Blanka Neubauer unterrichtete über 30 Jahre. Deutsch und Englisch am Gymnasium. Schon diesen Beruf hat sie sehr bewusst gewählt. Doch dann, so erzählt sie, hat sich etwas im Schulsystem verändert.
"Am Anfang konnte man in der Schule viel mehr vermitteln." Statt Landeskunde sollten die Schüler irgendwann nur noch mehr Vokabeln nach Lehrplan lernen, sie wurden ihrer Meinung nach in Schablonen gepresst. Die Menschen - ihre Schüler und auch die Kollegen - sind Blanka Neubauer irgendwann zu kurz gekommen: "Ich habe richtig mit ihnen gelitten", sagt Schwester Teresa Benedicta, die beispielsweise immer wieder beobachten musste, wie Schüler schlechter wurden, wenn es in der Familie Probleme gab.
Name stand schon länger fest Der 50. Geburtstag sollte schließlich der Wendepunkt ihres Lebens werden. Damals, vor elf Jahren, trat sie das erste Mal einem Karmel-Kloster bei. Doch, nach ihrem ersten Novizitatsjahr wurde sie mit den Worten "sie sind nicht für ein Leben im Kloster geeignet" weggeschickt. Sie selbst hatte das damals eigentlich nicht so empfunden, kämpfte mit der Absage, erkannte aber in der Zeit danach, dass sie damals noch an ihren "Anhänglichkeiten" hing, sich noch nicht ganz von ihrem weltlichen Leben getrennt hatte.
Also stellte sie sich wieder vor Schulklassen und unterrichtete. Und wurde wieder "zutiefst traurig". Noch heute erinnert sie sich an tägliche Zugfahrten, in denen sie damals Gespräche der Schüler oder Pendler aufschnappte und nicht wahrhaben wollte, "wie die Menschen teilweise ohne Hoffnung leben" und "dass die Liebe nicht mehr geliebt wird". In all dieser Zeit konnte sie die Gottesbeziehung nicht aufgeben, sondern lebte sie noch stärker aus, besuchte noch mehr Gottesdienste ...
Zweiter Anlauf Dann, zwei Jahre später, wagte sie einen zweiten Versuch. Dieses Mal klopfte sie im Karmelitinnenkloster "Regina Pacis" in Rödelmaier an. Dort, im Landkreis Rhön-Grabfeld, lebt sie seit 2010 mit sieben anderen Schwestern gemeinsam.
"Das ist das Leben, das ich immer gesucht habe", sagt Schwester Teresa Benedicta, die Mitte Juni ihre Ewige Profess feierte und sich im Zuge dieses Gelübdes auch von ihrem Taufnamen verabschiedete. Schon länger hatte sie sich mit Edith Steins Biografie befasst, eine Frau, die in ihrem Leben länger auf der Suche nach der Wahrheit, auf der Suche nach Gott gewesen sein soll und ihn schließlich auch im Kloster fand und Schwester Teresia Benedicta hieß, wie sie erzählt.
Ein Leben in Klausur Im Karmel-Kloster genießt sie jetzt ein ruhiges Leben. Ein bisschen Heimweh schleicht sich manchmal wohl auch dazwischen. Wobei in Rödelmaier zum Glück die Landschaft, "Dialekt und Menschenschlag ähnlich" sind wie im Landkreis Kronach.
Nur in Ausnahmesituationen verlässt sie die Klostermauern. Zum Beispiel um einen Arzttermin wahrzunehmen. Das Leben in Klausur bedeutet für sie aber eher Freiraum als Enge: "Ich verstehe es als Schutz, nicht immer erreichbar sein zu müssen", sagt sie. Es sind eher banale, alltägliche Einflüsse, von denen sie in ihrem neuen Leben befreit wurde. Lärm gehört auch dazu.
Neue Freude kennen gelernt Glaube, Liebe, Hoffnung speisen sie von Rödelmaier aus ins System ein. So beschreibt sie das, was die acht Kloster-Bewohnerinnen in ihren Augen für die Menschen - die Gemeinschaft - tun. Damals noch als Blanka Neubauer hätte sie nicht gedacht, dass es "so viel Freude machen kann, an einer Maschine zu sitzen", sagt die heute 61-Jährige über ihre Arbeit in der bekannten Hostienbäckerei im Karmel-Kloster.
Ihre Tage verbringt Schwester Teresa Benedicta jetzt nicht mehr mit der Korrektur von Aufsätzen oder Vokabeltests, sondern mit beten, nachdenken und stanzen. Im Schuljahres-Enspurt-Fieber steckt sie aber trotzdem irgendwie drin. In all dem Trubel um Leistung hat sie einen Appell an alle Erwachsenen: "Leute, vergesst nicht, es gibt noch was anderes. Auch hinter dem Sechser-Kandidaten steckt ein Kind."