Die Kreisgruppe Kronach des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) bezieht Stellung zur Diskussion um den geplanten Bau von Windkraftanlagen bei Hain. Dabei kommt die Vorsitzende zu einem eindeutigen Ergebnis.
Die Kreisgruppe Kronach des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) nimmt Stellung zur Diskussion um geplante Windräder bei Hain. Vorsitzende Cordula Kelle-Dingel geht dabei auf den Schwarzstorch ein, der bei dieser Thematik immer wieder eine Rolle spielt. In den Jahren 2011 bis 2014 sei gemeinsam von LBV und Bayerischen Staatsforsten in einem Teilbereich des Frankenwaldes eine Kartierung der vorhandenen Schwarzstorchreviere durchgeführt worden. Derzeit laufe die Auswertung. "Vorläufiges Fazit ist, das nirgendwo in Deutschland bisher eine so große Dichte an Schwarzstorchrevieren bekannt ist wie im Frankenwald."
Das Gebiet um Hain liege aber aus personellen und finanziellen Gründen nicht in dem genannten Projektgebiet. "Allerdings liegen aus dem südlichen Landkreis schon seit Jahren Beobachtungsmeldungen zu Schwarzstörchen vor", erklärt Kelle-Dingel.
Bei der Ausweisung der Vorranggebiete für Windkraft im vergangenen Jahr habe der LBV seine bis dahin vorhandenen Kenntnisse einfließen lassen, "allerdings war die Datenlage bei dem Vorranggebiet Hain zu dem Zeitpunkt nicht ausreichend genug für eine Ablehnung. "Wir haben aber darauf hingewiesen, dass auch in dem Raum mit Schwarzstorchvorkommen zu rechnen ist und dies gesondert untersucht werden sollte."
Der LBV befürworte grundsätzlich die Windkraft als Beitrag zur Energiewende - allerdings unter der Voraussetzung, dass keine Gründe des Artenschutzes dem entgegenstehen, so Kelle-Dingel. Von den aktuellen Planungen zu den Windkraftanlagen habe die LBV-Kreisgruppe erst in diesem Frühjahr aus der Presse erfahren, obwohl die Planungen dazu offenbar schon 2013 begonnen haben und ein Naturschutzgutachten in Auftrag gegeben wurde. Im bayerischen Winderlass sei geregelt, wie ein Gutachten zu erstellen ist.
Es seien die Arten aufgeführt, auf die aufgrund ihres Schutzstatus und der möglichen Gefährdung durch Windenergie besonders zu achten ist. Die hier im Frankenwald für das Thema Windkraft relevanten Vogelarten seien neben dem Schwarzstorch noch der Rotmilan, der Uhu und der Wespenbussard. Für jede dieser Arten seien Angaben enthalten, bei welcher Entfernung von Brutplatz oder Nahrungshabitat zur Windkraftanlage genaue Überprüfungen der Flugrouten und des Gefährdungspotenzials durchgeführt werden müssen.
"Diese Gutachten werden vom Auftraggeber, also dem Windkraftbetreiber, vergeben und gezahlt, meist an Planungsbüros, die solche Gutachten häufiger erstellen.
Dabei kommt es immer wieder vor, dass solche Gutachten unvollständig sind und während der Planungs- oder Bauphase dann doch noch Vorkommen und Brutplätze von windkraftrelevanten Arten gefunden werden."
Gerade beim Schwarzstorch sei es schwierig, ein qualitativ hochwertiges und vollständiges Gutachten zu erstellen. Es passiere immer wieder, das Gutachten zu dem Ergebnis kommen, es seien keine Schwarzstorchvorkommen vorhanden und bei einer Überprüfung dann doch die Brutplätze gefunden werden. "Auch in Oberfranken war das schon mehrfach der Fall", so Kelle-Dingel. Ein Grund dafür seien unter anderem die Vorgaben zur Erstellung der Gutachten. So sind die Mindestforderungen zu den Erfassungszeiten und der täglichen Kartierzeit im bayerischen Winderlass nicht ausreichend, um Schwarzstorchreviere und Brutplätze zu finden.
Auch sei nicht jeder Kartierer in der Lage, die Beobachtungen richtig zu deuten.
Das im Falle Hain angefertigte Gutachten stammt laut Kelle-Dingel aus dem Jahr 2013, "einem für viele Vogelarten katastrophalen Brutjahr". Aufgrund der kalten und nassen Witterung seien bei vielen Arten die Bruten ausgefallen, auch beim Schwarzstorch. "Infolgedessen fielen sowohl die Flüge zum Markieren der Reviere als auch die Fütterungsanflüge aus, was eine aussagekräftige Kartierung so gut wie unmöglich macht."
Nachdem die LBV-Kreisgruppe im Frühjahr 2014 aus der Presse von dem Bauvorhaben am Spitzberg/Rainberg erfahren habe und im Laufe der Brutsaison immer wieder Meldungen von Beobachtungen aus dem Gebiet Weißenbrunn eintrafen, habe sich Carsten Rohde als einer der besten Schwarzstorchexperten Deutschlands das Gebiet an einem Nachmittag angesehen.
"Innerhalb von vier Stunden konnte er mehrfach Schwarzstörche, Wespenbussarde und Rotmilan beobachten und kommt aufgrund der gesehenen Revier- und Fütterungsanflüge zum Schluss, dass dort alle drei Arten ein Brutrevier haben und vom Schwarzstorch und auch vom Wespenbussard je ein weiteres Revier im Raum Weißenbrunn vorhanden ist." Die Brutplätze konnten aufgrund der Kürze der Zeit bisher allerdings nicht gefunden werden.
Wir haben sowohl die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt als auch die Regierung von Oberfranken unverzüglich über unsere Erkenntnisse informiert und mehrere Stellungnahmen abgegeben. "Auch wenn der LBV als Verband für Arten-und Biotopschutz grundsätzlich die Windenergie befürwortet, lehnen wir im vorliegenden Fall den geplanten Bau der Windenenergieanlagen ab, weil ein Top-Schwarzstorchgebiet als Windkraftstandort nur bedingt oder gar nicht geeignet ist", betont Kelle-Dingel.
Um
Planungssicherheit zu erlangen und auf einer gesicherten Datenbasis eine Entscheidung zu treffen, fordert der LBV eine gründliche Kartierung durch einen ausgewiesenen Fachmann über eine ganze Brutsaison. "Nur auf Grundlage einer solchen Kartierung kann eine Fehlentscheidung für alle Betroffenen vermieden werden", ist die Vorsitzende überzeugt.