Küpser Aufbauleistung soll nicht vergessen werden

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Als Erkennungsmerkmal der Schule schmückt die Wandfläche beim Hauptportal ein buntes Glasmosaik von Hubert Weber aus dem Jahr 1959 mit integrierter Uhr. Foto: Robert Wachter
Als Erkennungsmerkmal der Schule schmückt die Wandfläche beim Hauptportal ein buntes Glasmosaik von Hubert Weber aus dem Jahr 1959 mit integrierter Uhr. Foto: Robert Wachter
Der Grundstein der Schule aus dem Jahr 1958. Foto: Robert Wachter
Der Grundstein der Schule aus dem Jahr 1958. Foto: Robert Wachter
 
Blick ins Treppenhaus. Foto: Robert Wachter
Blick ins Treppenhaus. Foto: Robert Wachter
 
Die Metallplastik von Hubert Weber am Turnhallenflügel. Foto: Robert WachterFoto: Robert Wachter
Die Metallplastik von Hubert Weber am Turnhallenflügel. Foto: Robert WachterFoto: Robert Wachter
 
Die Metallplastik von Hubert Weber am Turnhallenflügel. Foto: Robert Wachter
Die Metallplastik von Hubert Weber am Turnhallenflügel. Foto: Robert Wachter
 
Das bunte Bleiglasfenster von Hubert Weber. Foto: Robert Wachter
Das bunte Bleiglasfenster von Hubert Weber. Foto: Robert Wachter
 
Detail der Fensterfront. Foto: Robert Wachter
Detail der Fensterfront. Foto: Robert Wachter
 
Detail der Fensterfront. Foto: Robert Wachter
Detail der Fensterfront. Foto: Robert Wachter
 

Die vielen Kunstwerke am Altbau der Volksschule Küps sollen soweit wie möglich erhalten werden.

In absehbarer Zeit steht der Abriss des Küpser Volksschulgebäudes an. Das Haus aus dem Jahr 1958/59 soll einem Neubau weichen. An Gebäude sind mehrere Kunstwerke des "Malers ohne Hände", Hubert Weber, angebracht. Diese sind, laut Kreisheimatpfleger Robert Wachter ebenso erhaltenswert wie weitere - teilweise außergewöhnliche - bauzeitliche Details oder Dekorationen.

Am Turnhallenflügel sieht man eine große ,,Drahtplastik" von Hubert Weber aus schwarz lackiertem Band- oder . Flachstahl. Die 2,5 mal sechs Meter große Metallplastik hat verschiedene Sportmotive zum Thema. "Diese kann man unkompliziert vom bestehenden Bau abnehmen und restauriert wieder am Neubau anbringen", erläutert Wachter.

Hauptflügel ist verschollen

Desweiteren ist über dem Hauptportal des Klassenzimmertrakts ein farbiges Bleiglasfenster aus der Bauzeit der Schule eingebaut. Der große Mittelflügel, signiert mit "Hubert Weber 1959", zeigte die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde. Aktuell sind dort nur noch die Rahmen vorhanden. "Der mittlere Hauptflügel ist vor etwa zehn Jahren ausgebaut worden und seitdem verschollen", bedauert Wachter.

Als Erkennungsmerkmal der alten Schule schmückt die Wandfläche beim Hauptportal ein buntes Glasmosaik von Weber mit integrierter Uhr. Dieses Stillleben aus einer Gitarre und einem Früchtekorb mit Vogel tendiert mehr in Richtung zeittypischer Dekorationskunst der 1950er Jahre. Leider weist das Mosaik partielle Fehlstellen auf. Im Sockel unterhalb des Glasmosaiks befindet sich der Grundstein der Schule von 1958 mit seiner Abdeckplatte mit Küpser Motiv, der mit dem Inhalt sicherlich beim Abbruch geborgen werden kann.

Schöne zeittypische Elemente

Schöne zeittypische Elemente sind auch die aufwendigen Marmorböden in den repräsentativen Bereichen sowie - in der Haupttreppenhalle - das Geländer und die Holzwand. Auch alte Lampen sind überall zu sehen. "Das alles wird heute in dieser handwerklichen Ausführung nicht mehr hergestellt; schade darum", bedauert der Kreisheimatpfleger. Seiner Vermutung nach wurde die Schule von Architekt Emil Schomberg aus Stadtsteinach geplant. Dieser hatte damals viele Schulen in Oberfranken entworfen, aber auch Kirchen - wie die 1960/61 errichtete evangelische Kirche St. Michael in Gehülz.

Zu Recht seien die Gemeinden in der Nachkriegszeit stolz auf ihre neuen Schulen gewesen, sagt Wachter. So findet sich beispielsweise ein Foto der Küpser Schule im 1962 erschienenen Bildband "Frankenwald Landkreis Kronach" von Franz Höch.

Der Küpser Bürgermeister Bernd Rebhan schätzt diese Kunst am Bau. "Der Neubau der Grundschule mit der neuen Turnhalle und Kleinkunstbühne ist für uns eine gewaltige Aufgabe", betont er. Wie mag es dann erst 1958 bei der Schaffung des damaligen Volksschulgebäudes gewesen sein - nur wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg? Küps hatte laut Rebhan eine sehr kleine Verwaltung, das Rathaus war erst 1954 entstanden.

Mit der Schaffung der damaligen Volksschule habe der Markt mit Bürgermeister Ernst Hanna einen enormen Kraftakt vollbracht. "Deswegen ist mir diese Kunst am Bau, noch dazu vom Kriegsbeschädigten Hubert Weber, wichtig", verdeutlicht Rebhan. Vielen sei gar nicht bewusst, was diese Kunstwerke bedeuteten.

"Ungemein spannend"

"Ich habe den Planer Kersten Schöttner gebeten, nach einer Lösung für das Ernte-Mosaik zu suchen. Warum soll das, was in Neufang bestens funktioniert hat, nicht auch uns gelingen?", hofft das Gemeindeoberhaupt. Teile werde man zunächst einlagern; manches sei leider schon unwiederbringlich zerstört. Einen Teil wolle man sichtbar erhalten - auch den Grundstein von 1958. "Mir ist wichtig, dass wir die Aufbauleistung unserer Vorgänger auch nach Jahrzehnten nicht vergessen."

Über Rebhans vorbildliches Engagement zur Erhaltung der Kunstwerke ist Wachter sehr dankbar. Im Zusammenhang mit dem Neubau sind ihm auch noch am - nicht zum Abriss vorgesehenen - Westflügel der Schule die Treppenhausfenster aus den späten 1960er Jahren aufgefallen. Diese habe ebenfalls Weber geschaffen. Ihre Ausführung in Glasschmelztechnik sei ungemein spannend und zeittypisch, leider aber nicht unverfälscht haltbar.

Im Treppenhaus des Westflügels reicht die so gestaltete Fensterfront vom Keller bis in das erste Stockwerk. Es zeigt abstrakte Muster, Kreise und Rechtecke. "Solche Techniken sind mir aus der Fachliteratur seit den 1950er Jahren bekannt. Sie verschwinden allerdings wieder Mitte der 1970er Jahre, wohl, weil sie sich nicht bewährten", erläutert Wachter. Vor allem der Kleber habe sich schon nach wenigen Jahren bräunlich verfärbt.

Unglaublich fortschrittsgläubig

Die Technik zeige aber, wie unglaublich fortschrittsgläubig die 1960er Jahre gewesen seien und wie sehr die Menschen auf neue Materialien vertrauten. Die Fensterfront sei wirklich als zeittypische Besonderheit von großem Seltenheitswert. Daher sollte man sie bei einem möglicherweise angedachten Austausch aus Dokumentationsgründen wenigstens sichern und einlagern.

Im Erweiterungsbau zur Straße hin, errichtet 1974 bis 1979, finden sich zudem eine Bemalung mit regionalen Motiven von Horst Böhm aus Kronach oder eine große Wandskulptur aus Fieberglas des Bayreuther Künstlers Alfred Russ. "Vielleicht sollte man am Neubau zudem Kunst am Bau im Stil des Jahres 2021 vorsehen - um diese Tradition fortzusetzen?"