Der gebürtige Johannisthaler Udo Schnell hat in Kronach vor 30 Jahren zum ersten Mal seine Schoko-Früchte angeboten. Der Auftakt war nicht vielversprechend.
Heuer ist Udo Schnell mit seinen Hawaii-Früchten zum 30. Mal auf dem Kronacher Freischießen vertreten. Die mit Kuvertüre überzogenen Früchte kommen bei Groß und Klein gut an. "Wir können gut davon leben. Kronach ist einer unserer besten Plätze", betont der aus Johannisthal stammende Schnell. Doch das war nicht immer so.
Nichts verdient
"In den ersten drei Jahren haben wir nichts verdient. Die Kronacher sind immer vorbeigelaufen und haben gesagt, wie schön das ist - gekauft hat aber niemand was", kann sich Schnell heute darüber amüsieren. In Kronach etwas Neues auszuprobieren, sei schwierig. "In den ersten Jahren haben wir noch Kiwi-Spieße gemacht. Teilweise haben uns die Leute gefragt, was das überhaupt ist", erinnert sich der 52-Jährige, der in Kronach auch schon Schützenkönig war.
Rund drei bis fünf Jahre hat man laut Schnell Zeit, um Neues auszuprobieren.
"Wenn es dann nicht ankommt, kann man es vergessen." Und tatsächlich war nach drei Jahren der Wendepunkt erreicht. "Das war dann zwar nicht gleich der Volltreffer, aber man hat einfach gemerkt, dass sich die Kronacher langsam ran trauen", betont Schnell, dessen Frau Elisabeth aus einer Schausteller-Familie stammt.
"Ich habe mit 15 Jahren schon gesagt, dass ich diese Frau einmal heiraten werde", erzählt er zwischendurch eine kleine Anekdote. Und so kam der gebürtige Johannisthaler in dieses Gewerbe, das er heute nicht mehr missen möchte.
Eis-Wagen umgebaut
In den ersten beiden Jahren hat er mit seiner Frau im Eisgeschäft ihrer Eltern mitgearbeitet. "Danach haben wir den alten Eiswagen meines Schwiegervaters zum Früchte-Stand umgebaut." Anfangs wurde mit Zucker-Glasur getestet, "aber das wollten die Leute nicht.
Sie wollten gute Schokolade", erklärt Schnell, der mit seiner Frau die Früchte in feinste Kuvertüre hüllt.
Ihr erster Festplatz war in Nürnberg: "Dort ging es einigermaßen. Wir haben gedacht, in Kronach müssten die Sachen dann besser gehen. Doch genau das Gegenteil war der Fall. ,Das kennen wir ja gar nicht', war ein Satz, den wir häufig zu hören bekamen."
Ein Außenseiter war Schnell mit seinem Geschäft zunächst auch bei den Schützen. Die beiden ehemaligen Schützenmeister Jochen Stauch und Adolf Stützinger sowie der frühere Platzmeister Georg Hofmann seien immer am Hawaii-Früchte-Stand vorbeigelaufen und hätten die Schnells keines Blickes gewürdigt. "Das waren für mich immer die drei Musketiere", erinnert sich Udo Schnell. Heute kann er darüber lachen, für einen damals 22-Jährigen sei es allerdings nicht gerade schön gewesen.
Mittlerweile unterhält er mit Adolf Stützinger wie auch mit vielen anderen Schützen allerdings ein sehr familiäres Verhältnis, wie Schnell erklärt.
Patenkind übernimmt
Nach diesem Jahr wollen Udo Schnell und seine Frau Elisabeth den Haiwaii-Früchte-Stand aufgeben. "Wenn es am schönsten ist, soll man abgeben", erklärt Schnell, dessen Patenkind die Tradition fortsetzen soll. Doch die Schnells werden sich nicht aufs Altenteil zurückziehen. "Wenn man einmal Schausteller ist, bleibt man immer verbunden", so der mittlerweile in Nürnberg wohnende 52-Jährige.
"Ich gebe nie Ruhe. Ich finde immer was", lacht er, der sich mit seiner Frau bereits ein zweites Standbein geschaffen hat, das er in Zukunft noch weiter ausbauen möchte. "Wir werden uns aufs Wintergeschäft mit Weihnachtsgebäck konzentrieren", spricht er den Besuch von Weihnachtsmärkten und Winterdörfern an.
Vielleicht sieht man ihn ja dann quasi in neuer Funktion wieder einmal in Kronach.
Auf die "Schoko-Früchte" müssen die Kronacher jedoch auch in Zukunft nicht verzichten. An den mit Kuvertüre überzogenen Spießen wird sich vermutlich ebenso wenig ändern wie an einer anderen Tatsache: "Hier in Kronach wollen sie partout keine Äpfel."