Kronacher Stadtrat stellt sich hinter Leistner

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Daniel Leistner und die Faust-Festspiele stehen auf dem Prüfstand. In der Zukunft sollen wieder mehr Zuschauer den Weg auf die Festung finden. Foto: Archiv/Matthias Hoch
Daniel Leistner und die Faust-Festspiele stehen auf dem Prüfstand. In der Zukunft sollen wieder mehr Zuschauer den Weg auf die Festung finden. Foto: Archiv/Matthias Hoch

Die Faust-Festspiele stehen nach sinkenden Zuschauerzahlen auf dem Prüfstand. Gestern fand dazu eine nichtöffentliche Stadtratssitzung statt, in der Veränderungen beschlossen wurden.

2009 verfolgten noch 16 000 Zuschauer die Faust-Festspiele, im vergangenen Jahr waren es "nur" noch 10 000. Für den Kronacher Stadtrat war dies Anlass, sich über die weitere Ausrichtung des Freilichttheaters auf der Festung Rosenberg Gedanken zu machen.

In einem Pressegespräch nach der nichtöffentlichen Sitzung informierte gestern Abend Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) über das Ergebnis der Sitzung, in der sehr konstruktiv diskutiert und mehrheitlich beschlossen wurde, dass die Faust-Festspiele in Kronach eine Zukunft haben sollen.

Demnach sollen die Spiele sowohl inhaltlich als auch konzeptionell neu aufgestellt werden. Gerade im Marketingbereich soll das Freilichttheater noch besser in Szene gesetzt werden. Zudem will man Pauschalangebote für Gruppen und Einzelgäste schaffen und generell ein attraktives Rahmenprogramm anbieten.
Macht sich ein Teil dessen bereits im diesjährigen Spielplan bemerkbar - beispielsweise bei Vorstellungen an Sonntagnachmittagen -, werden angesichts einer größeren Vorlaufzeit die Marketingmaßnahmen erst vollumfänglich ab 2014 umgesetzt werden können.

Kuratorium gründen

Wichtigster Aspekt ist aber wohl die Gründung eines acht- bis zehnköpfigen Kuratoriums, das dem Intendanten beratend zur Seite stehen soll. Neben Vertretern aus dem Stadtrat, wird auch Daniel Leistner einen Vertreter entsenden. Zudem könnten auch Wirtschaftsvertreter darin Platz nehmen. In Frage kommende Personen sollen in den nächsten Wochen angegangen werden.

Ein Spitzen-Tag

"Ich glaube, das war heute ein Spitzen-Tag für die Faust-Festspiele und auch für Kronach", freute sich Intendant Daniel Leistner über die Entscheidung des Stadtrats. Noch nie seien die Faust-Festspiele so zerlegt worden. "Das musste endlich mal geschehen", dankte er auch Tourismusleiterin Kerstin Löw für das Zusammentragen von "Zahlen, Daten und Fakten". Leistner war überzeugt, dass "heute der erste Tag der wahren Zukunft der Faust-Festspiele" sei. Es gehe nun darum, die Spiele im Kronacher Boden für die Ewigkeit zu verankern.

Leistner betonte, dass in der Vergangenheit zu wenig kommuniziert, zu wenig gefragt worden sei, "warum der Leistner ein Stück auswählt". Deshalb war er für das Kuratorium als Unterstützerteam dankbar.

Mehr lustige, moderne Stücke

Was die inhaltlichen Veränderungen betrifft, so verspricht Leistner, künftig mehr lustige und moderne Stücke anbieten zu wollen - vielleicht sogar ein Boulevard- oder auch ein Kinderstück. "Aber das ist natürlich auch eine Kostenfrage." Von Klamauk, der ihm mitunter immer wieder mal vorgeworfen wird, will Leistner allerdings nichts wissen. "Was das Stück bietet, wollen wir zeigen. Das Publikum will lachen, sich amüsieren. Das ist kein Klamauk, das sind die wichtigsten Stücke der Weltliteratur", betonte Leistner und ging dabei auch auf die Tragödien ein, die in Zukunft möglicherweise nicht mehr ganz so häufig zu sehen sein werden. Dennoch will der Intendant an den Klassikern, zu denen natürlich auch Faust gehört, festhalten - und sich trotzdem auch für neue Ideen öffnen. Mehr Spieltage wird es aber nicht geben.

Auf neue Wege will sich Kerstin Löw begeben. Nachdem das Publikum hauptsächlich aus der Region generiert wird, will man in Zukunft auch auf überregionaler Ebene mehr Aufmerksamkeit erreichen. Dafür soll nicht zuletzt die Marke "Faust-Festspiele" besser präsentiert werden. "Wir müssen uns mehr mit neuen Kunden beschäftigten und uns auf die Suche nach neuen Vertriebswegen begeben", betonte Kerstin Löw.

Große Bedeutung

Der Bürgermeister verdeutlichte zu Beginn des Gesprächs die große Bedeutung der Faust-Festspiele für die Stadt, was nicht zuletzt das Verdienst von Daniel Leistner sei. Dennoch müsse man die Zeichen der Zeit erkennen und verstärkt Veränderungen herbeiführen. "Es ist notwendig, massiv anzupacken." Umso mehr freute er sich über die Mehrheit im Stadtrat, die sich dafür aussprach, den Weg mit Daniel Leistner weiterzugehen.

Auch Bernd Liebhardt (CSU) begrüßte die Entscheidung und sah darin keinen Eingriff in die künstlerische Freiheit Leistners. Man müsse aber das Freilichttheater auch als Wirtschaftsfaktor bewerten, weshalb Zahlen eine wichtige Rolle spielten. Und daran wolle man sich in Zukunft wie in einem Wirtschaftsunternehmen orientieren. Wichtig sei allerdings eine nachhaltige Entwicklung, betonte Liebhardt und lehnte Schnellschüsse ab. Die Ziele gelte es schließlich in einem Dialog mit Leistner zu ermitteln. "Wir wollen das nicht oberlehrerhaft verordnen", unterstrich er.

Nicht aufs Spiel setzen

"Es ist mehr als an der Zeit, neue Wege zu gehen", erklärte Marina Schmitt (SPD). Man habe in den vergangenen 18 Jahren etwas Hervorragendes geschaffen, das man nun aber nicht aufs Spiel setzen wolle. Es sei wichtig, sich am Anspruch zukünftiger Besucher zu orientieren. Dass dies funktioniert, davon war sie überzeugt: "Vielleicht nicht von heute auf morgen, aber von heute auf übermorgen."

Kein einstimmiger Beschluss

Michael Zwingmann (FW) sah den Intendanten in keiner Weise in Frage gestellt. Es sei nun wichtig, die positiven Erfahrungen aus der Vergangenheit in den Prozess mit einfließen zu lassen und den Markt zu beobachten, um das "wertvolle Gut wieder aufblühen zu lassen".
Wie dem Pressegespräch zu entnehmen war, gab es keinen einstimmigen Beschluss in dieser Sondersitzung des Stadtrats. So soll die Frauenliste die getroffene Entscheidung nicht mitgetragen haben. Die Vertreterin der Frauenliste im Kronacher Stadtrat, Cilly Volk, war gestern Abend für eine Stellungnahme nicht mehr zu erreichen.