Wenn Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) am Montagvormittag den Landkreis Kronach besucht, wird er sicher auch auf den Kreiskulturraum angesprochen. Bisher sind staatliche Mittelzusagen für das Großprojekt nämlich ausgeblieben.
Ja, bestätigt Stefan Schneider, Sprecher des Landratsamts, noch am Freitag: Man habe darum gebeten, dass eine Station des Besuchs von Ministerpräsident Seehofer der Kreiskulturraum sein möge. Dies habe die Staatskanzlei aber abgelehnt. Stattdessen habe sie ein Behördengespräch angeboten - und Landrat Oswald Marr (SPD) habe sofort um einen entsprechenden Termin nachgesucht.
Dennoch werde der Landrat den Landesvater auf die Problematik ansprechen - bei einem Termin oder im Auto. Denn für das 4,2 Millionen teuere Sanierungs- und Erweiterungsprojekt gibt es bisher keine staatliche Mittelzusage.
Günter Daum, Kreiskämmerer, hat in eine Vorlage für den zuständigen Ausschusses für Schule, Kultur und Sport - er wird sich am Dienstag treffen - hineingeschrieben, wen man bisher alles vergeblich kontaktiert hat: Fünf Staatsminister, den Präsidenten des bayerischen Musikrats, vier Landtagsabgeordnete, den
Regierungspräsidenten und die Oberfrankenstiftung, von der wenigstens eine mündliche Förderzusage vorliegt.
Lange Mängelliste Dabei ist die Mängelliste für das aus den sechziger Jahren des zurückliegenden Jahrhunderts stammende Bauwerk lang: Von durchrosteten Rahmen der Fensterscheiben, über lockere Fensterbänke bis hin zum undichten Dach im Bereich der Galerie des Kunstvereins reicht sie. Sie führt weiter über Risse und Spalten in der Bühne des Kulturraums selbst bis hin zu stark abgenutzten Böden, den Künstlerduschen, die derzeit nicht genutzt werden können, und WC-Anlagen, bei denen die Rohre regelmäßig gereinigt werden müssen, damit sie nicht dauerhaft verstopfen.
Landrat Oswald Marr hat bereist mehrfach darauf verwiesen, dass der Kreiskulturraum die einzige Spielstätte dieser Größe und dieser
Nutzungsintensität im Landkreis sei.
Tatsächlich wurde er im Jahr 2010 nach Angaben des Kreiskämmerers an mehr als 160 Tagen genutzt: 68 Mal von Schulen, 33 Mal durch musikalische Veranstaltungen, 31 Mal fanden Theateraufführungen statt. Dazu kamen 28 Veranstaltungen für Kinder und sechs Kabarett-Programme.
Keine passenden Programme Doch genau diese vielfältige Nutzung ist es aber, die bisher die Förderstellen abwinken lässt. Denn die Richtlinien sehen Zuschüsse für Theater vor, für Konzertsäle oder Kleinkunstbühnen - nicht aber für Räume, in denen all diese Veranstaltungen stattfinden.
"Im Programm ,Aufbruch Bayern‘ wurden landesweit rund 400 Millionen Euro für Investitionsmaßnahmen - unter anderem auch für Zusatzgelder zum Klinikum Lichtenfels ("Green Hospital") - zur Verfügung gestellt.
In den Landkreis Kronach sind aus diesem Programm keine investiven Mittel geflossen", heißt es aus dem Landratsamt bedauernd.
"Auch durch die Förderung der ,Leuchtturmprojekte ‘ Freiheitshalle Hof, des Festspielhauses Bayreuth oder Porzellanikons Selb im Rahmen des bayerischen Kulturkonzepts werden keine originären Impulse für den Landkreis Kronach gesetzt", heißt es weiter.
Weil nun ein "umfassender Sanierungsbedarf" am Kreiskulturraum besteht, sieht der Landkreis die Chance, die Sicherheitsstandards dem heutigen Stand anzupassen, eine hohe Multifunktionalität ebenso wie ein repräsentatives Ambiente und eine nutzungsgerechte Atmosphäre herzustellen.
Damit einhergehen würde nach den Vorstellungen der Kreisräte eine Erweiterung von Bühne und Räumen an der Ostseite in Richtung Parkplatz sowie eine Erweiterung an der Westfassade mit einer Stahl-Glas-Halle.
Im Kreistag sind sich alle Parteien einig, dass eine Sanierung des Kreiskulturraums nötig ist.
CSU-Kreisvorsitzender Jürgen Baumgärtner sieht gute Chancen, dass im nächsten Doppelhaushalts des Freistaats entsprechende Mittel eingeplant werden können, wie er im Interview mit unserer Zeitung am Samstag erklärte.
Ministerpräsident unterwegs Dass die Förderrichtlinien entsprechend geändert werden müssen, fordert SPD-Kreisvorsitzender Ralf Pohl. Es sei widersinnig, dass ein Theater oder ein Konzertsaal gefördert werden könnten, ein multifunktional genutzter Raum aber nicht. Das schade den ländlichen Regionen.
Der Ministerpräsident wird am Montag zunächst das Mehrgenerationenhaus in Kronach besuchen, um anschließend in den Landkreis-Norden zu fahren. Dort pflanzt er das erste Gewächs im Tropenhaus und spricht danach mit Vertretern der Glasindustrie.