Kein Radweg an der "grünen Grenze"?

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Auf der ehemaligen Bahnlinie soll ein Radweg angelegt werden. Das stößt aber beim thüringischen Bund Naturschutz auf Widerstand. Veronika Schadeck
Auf der ehemaligen Bahnlinie soll ein Radweg angelegt werden. Das stößt aber beim thüringischen Bund Naturschutz auf Widerstand. Veronika Schadeck

Im Tettautal könnte ein Radweg auf der ehemaligen Bahnlinie entstehen. Das Vorhaben droht am Veto von Naturschützern auf Thüringer Seite zu scheitern.

30 Jahre nach der Grenzöffnung fanden in der Rennsteig-Region verschiedene Gedenkfeiern statt. Dabei hatte der Tettauer Bürgermeister Peter Ebertsch stets seine Befürchtungen dahingehend ausgesprochen, dass aus der Zonengrenze nun eine "grüne Grenze" werden kann. Es dreht sich dabei um den Wunsch, einen Radweg im Tettautal zwischen Sattelgrund und Schauberg anzulegen. Peter Ebertsch hält diesen schon aus Verkehrssicherheitsgründen für notwendig. Doch dieser Radweg droht am Umweltschutz zu scheitern, denn der thüringische Bund Naturschutz äußert große Bedenken.

Immer wieder kommt in den letzten Wochen bei Veranstaltungen der Ärger von Ebertsch über die Haltung der Thüringer Naturschützer zum Ausdruck. So auch bei der Gemeinderatssitzung am Montagabend. Der Radweg würde sich positiv für die Entwicklung des Tourismus auswirken, so Peter Ebertsch. Die Menschen könnten die Natur genießen. Der Norden und der Süden würden enger miteinander verbunden.

Stark frequentierte Straße

Ebertsch weist auch darauf hin, dass seit der Fertigstellung der Straße zwischen Schauberg und Judenbach diese Strecke stark von Fahrzeugen und Schwerlastverkehr frequentiert werde. In den Sommermonaten habe sich diese Straße mittlerweile zu einem Motorrad-Dorado entwickelt. Gleichzeitig werde diese Straße mangels Alternative auch als Verbindungsweg vom Tettautal zum Rennsteig oder umgekehrt von Radfahrern beziehungsweise Wanderern genutzt. "Das ist sehr gefährlich!"

Der angedachte Radweg soll auf einer seit den 50er Jahren stillgelegten Bahnlinie liegen, die teilweise durch Thüringer Gebiet und das Naturdenkmal "Grüne Band" verläuft. Dieses genießt einen besonderen Schutzfaktor und darf nicht bebaut werden.

Wie die Projektleiterin des Grünen Bandes, Karin Kowohl, auf Anfrage erklärte, habe sich das Land Thüringen entschlossen, das Grüne Band innerhalb seiner Hoheit als Naturmonument auszuweisen und einer Bebauung zu entziehen. Sie spricht beim Tettautal von einem engen Tal mit Bergwiesen und einer Artenvielfalt, die es zu erhalten gilt. Innerhalb der stillgelegten Flächen siedeln Schwarzstörche sowie seltene Tier- und Pflanzenarten. Wenn nun Radfahrer oder Wanderer, die teilweise mit Hunden unterwegs sind, dieses Tal durchlaufen, könnte dies zu Brutstörungen führen.

Kowohl meint: "Es ist ein Zielkonflikt. Zum einen sollen die Menschen aufs Rad, zum anderen sollen aber auch die Artenvielfalt erhalten und die Tiere in ihrem Brutverhalten nicht gestört werden."

Den zunehmenden Verkehr auf dieser Strecke bezeichnet sie als ein Problem. "Da werden Straßen gebaut, damit die Leute schnell fahren können, danach wird aus Verkehrssicherheitsgründen noch mal gebaut."

Für Peter Ebertsch ist das alles nicht nachvollziehbar. Hier würden Natur und Mensch gegeneinander ausgespielt. Das Grüne Band sei als Umweltschutz-Initiative sinnvoll. Aber was bringe das, wenn dieses für die Menschen nicht erfahrbar ist. "Wir müssen aufpassen, dass das Grüne Band nicht zu einer grünen Grenze wird", mahnt Ebertsch. Für ihn ist die Bahntrasse unter dem Gesichtspunkt des Naturschutzes eine gute Sache. Der Weg müsste nur ertüchtigt werden. Man müsste diesen auch nicht unbedingt teeren, ein befestigter Schotterweg würde auch genügen. Außerdem weist er darauf hin, dass wenige Meter weiter, zwischen Schauberg und Heinersdorf, ein Radweg durch ein Naturschutzgebiet führt.

Auch einige Tettauer Gemeinderäte können die Gründe vom thüringischen Bund Naturschutzs nicht begreifen. Für Michael Müller (BfT), der unmittelbar am Naturschutzgebiet wohnt, ist diese Argumentation ein "Quatsch". Er spricht von einer steigenden Population und davon, dass der Schwarzstorch und die Greifvögel schon längst heimisch geworden sind. Carl-August Heinz (BfT) sprach von einem "Naturschutzfaschismus". "Für wie dumm halten diese Leute die Tiere eigentlich?", fragte er bezüglich einer möglichen Störung während der Brut. "Die Tiere suchen sich schnell einen anderen Platz, wenn sie sich gestört fühlen."

Ein Radweg über den Berg?

Die Aussage des Bürgermeisters bezüglich der möglichen Errichtung einer "grünen Grenze" bezeichnet Kowohl als "polemisch". Es sei eine Verharmlosung für das, was einst an der Grenze passierte. Sie habe Peter Ebertsch kennengelernt. "Das ist einer, der gibt nicht nach, bis er das erreicht hat, was er will!" Sie spricht von einer schwierigen Situation. Eventuell wäre es eine Möglichkeit, einen Radweg über den Berg zu bauen.

Über diesen Vorschlag kann Ebertsch nur den Kopf schütteln. Der Weg sei schon immer da gewesen, meinte er. Zudem wollen die Erholungssuchenden die schöne Natur genießen und nicht erst einen Umweg über Spechtsbrunn und den Sattelpass fahren, um nach Schauberg zu kommen. Zudem wäre der Anstieg über den Berg für Kinder recht beschwerlich. Und außerdem: Muss man in den Berg reinbauen und gewaltige Flächen verbrauchen? Das kann doch kein Naturschützer wollen!