Kann es wirklich nur ein Zufall sein?

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Verkehrsunfälle sind keine Seltenheit und passieren immer wieder, mal hier, mal dort. Aber dass sich innerhalb von vier Wochen zwei schwere Verkehrsunfälle an derselben Stelle ereignen, ist eher ungewöhnlich und stimmt nachdenklich. Unfälle auf der B 173 östlich von Wallenfels rufen Experten auf den Plan - Verkehrsschau

Die besagte Unfallstelle liegt östlich von Wallenfels kurz vor Neumühle, wo die B 173 einen Knick macht und über die künftige Anschlussstelle Ost auf einen bereits fertig gestellten Teil der neuen Trasse geführt wird. Gerade diese Stelle scheint erhebliches Gefahrenpotenzial zu enthalten, nachdem bereits im Januar bei einem Frontalzusammenstoß zweier Laster die beiden Fahrer schwer verletzt wurden. Nicht weniger glimpflich lief der Unfall am Mittwoch ab (wir berichteten), bei welchem dem Unfallverursacher nahezu komplett der linke Arm abgetrennt wurde.

In einem Fall waren die winterlichen Straßenverhältnisse verantwortlich, im anderen Fall wohl überhöhte Geschwindigkeit. Nun könnte man folgern, dass die örtlichen Gegebenheiten für beide Ereignisse nicht ursächlich waren. Dies mag auf den ersten Blick auch stimmen, aber gerade die Aussage des Beifahrers des Unfallverursachers vom Mittwoch gegenüber der Polizei lässt Zweifel aufkommen, ob diese offensichtliche Gefahrenstelle ausreichend abgesichert ist bzw. kenntlich gemacht wurde. Zwar stehen entlang der S-Kurve Warnbaken, und auch die Geschwindigkeit wird bis zu dieser Anschlussstelle auf 30 Stundenkilometer reduziert, doch sagte der Unfallbeteiligte aus, dass man die Situation und damit alle Warnhinweise nicht oder nur unzureichend registriert habe.

Bei aller Tragik des Unfalls vom Mittwoch muss man noch zufrieden sein, dass der Unfallverursacher mit einem Bus zusammenstieß, denn sonst "hätte es Tote gegeben", sagt Erster Polizeihauptkommissar Uwe Herrmann, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Kronach. Für Herrmann steht fest, dass die S-Kurve deutlicher als Gefahrenstelle gekennzeichnet werden muss. Auch er sieht die Problematik, dass das Tempo-30-Schild nicht wahrgenommen wird. Deshalb macht er dazu eine klare Aussage: "Wir müssen was tun." Dabei dürfe seiner Meinung auch Geld keine Rolle spielen. "Wenn es um Menschenleben geht, dann muss man auch größere Investitionen tätigen". Dabei hat er schon konkrete Ideen, wie die Gefahrenstelle entschärft werden könnte: "Es muss eine Signalwirkung her, es muss blinken." Mit Blinkleuchten auf den Warnbaken, ähnlich wie bei der Autobahnauffahrt kurz vor Lichtenfels, sieht er Chancen, dass auch ortsfremde Verkehrsteilnehmer die Situation frühzeitig erkennen. Eines sei aber sicher,allein die Beschilderung reiche nicht aus. Mit seiner Idee will Herrmann aber nicht einer Unfallkommission vorgreifen, die Anfang kommender Woche eine Ortsbesichtigung durchführen wird.

In dieser Kommission ist neben einem Polizeibeamten und einem Mitglied des Straßenbauamtes auch ein Vertreter der Verkehrsbehörde des Landratsamtes. Stefan Herz von der Verkehrsbehörde sieht keinen unmittelbaren Handlungsbedarf. Aus einem einfachen Grund: "Wenn die Beschilderung nicht ausreichend ist, stellt sich das frühzeitig heraus." Da aber diese Gefahrenstelle in der jetzigen Form schon seit über einem Jahr besteht und sich bisher keine Unfälle ereignet haben, "kann die Beschilderung so falsch nicht sein". Herz sieht keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Beschilderung und den Unfällen, will sich aber erst noch einmal darüber informieren, wie sich die Unfälle ereignet haben. Hinsichtlich potenzieller Verbesserungen verdeutlichte er aber, "man kann alles auf die Spitze treiben".

Nach Meinung von Baudirektor Kurt Schnabel, Leiter des Straßenbauamtes Kronach, habe man nach "menschlichem Ermessen verkehrsrechtliche Maßnahmen getroffen, um diese Stelle verkehrssicher zu gestalten". Schnabel räumt aber ein, dass es immer wieder Situationen gebe, die derartige Maßnahmen unterlaufen. Und bei aller Tragik, bei unvernünftiger Fahrweise sei man mit aller Systematik am Ende. Dennoch wolle man zusammen mit der Polizei und der Verkehrsbehörde bei einer Verkehrsschau zu Beginn der kommenden Woche klären, ob eine Optimierung der Situation durch ergänzende "verkehrsrechtliche Maßnahmen" möglich ist. Seiner Einschätzung nach könnte dies eine zusätzliche Beschilderung sein, um die Erkennbarkeit dieser "besonderen Anschlussstellensituation" noch stärker zu verdeutlichen. Schnabel wies aber noch einmal darauf hin, dass bei einem solchen Projekt wie dem Bau der Ortsumgehung eine Verkehrsführung ohne ein derartiges Provisorium wie diese künftige Anschlussstelle nicht möglich sei.
Gleichzeitig verdeutlichte der Baudirektor, warum die Anschlussstellen Ost als auch West relativ zeitig realisiert wurden. Demnach habe sich dies aus dem Bauablauf ergeben, da man sich dazu entschieden habe, die Ortsumgehung von "außen nach innen" zu bauen, um die Beeinträchtigung der Bürger von Wallenfels durch Transportfahrten der Lastwagen so gering wie möglich zu halten. Dies hatte eben auch zur Folge, dass die Anschlussstellen frühzeitig fertiggestellt wurden. Schnabel betonte hier, dass eine andere Vorgehensweise vom Bauablauf nicht sinnvoll gewesen wäre. Zudem seien "zur Einschleifung der Umgehungsstraße in den Bestand" umfangreiche Arbeiten notwendig gewesen. Generell stellte Schnabel aber klar, dass diese provisorische Straßenführung eine "außergewöhnliche Situation" sei, auf die sich der Verkehrsteilnehmer einstellen müsse.

Bürgermeister Peter Hänel hat noch in der Nacht zum Donnerstag eine E-Mail an das Straßenbauamt gesendet, in der er darum bat, diese Stelle mit "erheblichem Gefahrenpotenzial" noch auffälliger zu gestalten. Man könne nicht erwarten, dass nun nichts mehr passiere, sagt Hänel.
Bleibt zu hoffen, dass weitere Maßnahmen schnell beschlossen und auch umgesetzt werden, denn bis zur Fertigstellung der Umgehungsstraße werden noch einige Monate vergehen. Zwar sind die Arbeiten für den letzten Bauabschnitt bereits vergeben, doch wird es nach Auskunft von Schnabel wahrscheinlich noch bis Herbst dauern, ehe die Freigabe der Straße erfolgen wird.