Sehr freut sich der ehemalige Mesner, dass die gebürtige Kronacherin Kathrin Bauer 2009 ihre Zulassungsarbeit zum 1. Staatsexamen zum Thema "Fronleichnamsprozessionen Kult und Ritus - Am Beispiel der Fronleichnamsprozession in Kronach" schrieb. Hierfür erhielt sie 2010 auch den Kaspar-Zeuß-Preis der Stadt Kronach. Da er sie bei ihren Nachforschungen unterstützte, überließ Bauer ihm ein Exemplar ihres 150 Seiten umfassenden Werks. "Die Prozessionen waren mit viel Arbeit verbunden; aber ich möchte sie nicht missen", bekundet Walter Lieb - in der Hoffnung, dass sie 2021 wieder traditionell stattfinden können.
Dem schließt sich Stadtpfarrer Thomas Teuchgräber an. Wie dieser ausführt, bedürfen besondere Situationen neuer kreativer Wege und Methoden. In diesem Sinne werde man heuer auch die beiden Festtage im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten begehen. Die Eucharistiefeier am Fronleichnamsfest beginnt in der Kronacher Stadtpfarrkirche um 9.30 Uhr. Dabei wird es auch eine kleine Prozession in der Kirche geben, wobei die liturgischen Dienste die Monstranz tragen. Nachmittags ist in der Spitalkirche das Allerheiligste zur Anbetung ausgesetzt.
Nicht nur ein freier Tag
"Der Festtag fällt nicht aus, sondern wird eben anders begangen", betont er - in der Hoffnung, dass die Menschen Fronleichnam nicht nur als freien Tag betrachten, sondern bewusst begehen. Sicherlich werde es Übertragungen im Fernsehen geben und man könne einfach das Gebetbuch oder Fronleichnams-Liederheftchen zur Hand nehmen und gemeinsam in der Familie typische Fronleichnamslieder anstimmen.
Die beiden großen Kronacher Prozessionen
Fronleichnam Der erste Beleg findet sich in einer Bürgermeister-Rechnung von 1444. Daraus geht auch hervor, dass die Stadtschützen bei der Prozession bewaffnet das Allerheiligste begleiteten und hierfür bezahlt wurden.
Um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert kann der Ablauf in Kronach als "klassisch" bezeichnet werden. Vor der Prozession wurde die Messe in der Stadtpfarrkirche gefeiert und danach der Umgang mit den vier Stationen abgehalten. Im Anschluss geleitete die Gemeinde das Allerheiligste feierlich in die Kirche zurück. Der Prozessionsweg war der gleiche wie heute. Lediglich die Standorte der einzelnen Altäre haben sich - mit Ausnahme des zweiten Altars - leicht geändert.
Die inhaltliche Ausgestaltung an den vier Stationen wurde bis in die 60er Jahre von der Pfarrei übernommen und klar von der Kirche vorgegeben. Eindeutige Änderungen im Gesamtablauf wurden unter Stadtpfarrer Theo Herold (1976 - 1989) Ende der 70er Jahre vollzogen und bis heute beigehalten. Diese Neuerungen stehen im Zusammenhang mit der Liturgiereform nach dem II. Vatikanischen Konzil. Herold rückte das gemeinsame Feiern der Eucharistie in den Mittelpunkt des Fests und verlegte die Messe auf den Kronacher Marktplatz. Als Folge der Forderung des II. Vaticanums, Laien an der Messe zu beteiligen, wurde die inhaltliche Ausgestaltung des zweiten, dritten und vierten Altars kirchlichen Gruppen übergeben. (Quelle: Zulassungsarbeit von Kathrin Bauer "Fronleichnamsprozessionen Kult und Ritus - Am Beispiel der Fronleichnamsprozession in Kronach")
Schweden-Prozession: Vor über 380 Jahren erstmals - mit nur wenigen Unterbrechungen - begangen, bietet die Schwedenprozession noch immer einen außergewöhnlichen Anblick: Noch vor dem Allerheiligsten schreiten die Frauen. Mit der Friedens- und Dankesprozession erinnern die Kronacher daran, dass sie im 30-jährigen Krieg verschont blieben. Zugleich ist sie auch Bitte für ein friedliches Miteinander - und ein Dank an die tapferen Frauen, die dem feindlichen "Schwedenheer" das Fürchten lehrten.
Als nördlichstes Bollwerk des Bistums Bamberg wurde die alte Crana in diesem Krieg gleich dreimal belagert. 1634 standen die Kronacher einer riesigen Übermacht an Angreifern gegenüber. Als die Männer vom Kampf ermüdet aufgeben wollten, schlug die Stunde der tatkräftigen Frauen. Bewaffnet mit Pflastersteinen und kochendem Wasser aus den Brauhäusern verteidigten sie ihre Stadt und schlugen sie die Gegner in die Flucht. Jahr für Jahr lösen die Kronacher ihr damals gegebenes Versprechen ein und machen den Sonntag nach Fronleichnam zum Schwedensonntag. Den Anfang bildet eine Eucharistiefeier in der Stadtpfarrkirche. Danach begeben sich die Teilnehmer auf den vier Stationen umfassenden Prozessionsweg zur Festung Rosenberg.
So wird in diesem Jahr gefeiert
Fronleichnam Das Fronleichnamsfest wird an diesem Donnerstag gefeiert - aber ohne Prozessionen: Erzbischof Ludwig Schick hat mitgeteilt, dass keine Prozessionen im üblichen Rahmen gehalten werden können, da "der Zwei-Meter-Abstand dabei schwer einzuhalten ist und wegen der Mund-Nasen-Bedeckungspflicht Atemprobleme entstehen können." Gefeiert wird das Hochfest deshalb heuer in den Pfarrkirchen. Die Eucharistiefeier beginnt in der Kronacher Stadtpfarrkirche um 9.30 Uhr. Ihr schließt sich eine kurze eucharistische Anbetung mit sakramentalem Segen an. Um Anmeldung der Teilnahme wird gebeten.
Schwedensonntag am 14. Juni in Kronach: Gemeinsam mit Bürgermeisterin Angela Hofmann liegt der Pfarrei sehr daran, das Gelübde der Vorfahren auch heuer zu erfüllen. Eine Prozession mit vielen Teilnehmenden wird es aus den gleichen Gründen wie zu Fronleichnam nicht geben. Stattdessen wird zu einer Messfeier um 9.30 Uhr im Freien auf der (hinteren) Bastion der Festung Rosenberg eingeladen, wo die Mitfeiernden im Zwei-Meter-Abstand stehen müssen. Sitzgelegenheiten können nicht angeboten werden. Falls es am Vormittag regnen sollte, findet die Messe um 9.30 Uhr in der Stadtpfarrkirche statt. Auch zu diesem Gottesdienst wird die Anmeldung im Pfarramt erbeten. Ob und wo es im Anschluss Bratwurst-to-go-Angebote gibt, ist der Tagespresse zu entnehmen.