An Helden mangelt es in Kronachs Historie sicherlich nicht. Über allen glorreichen Taten stehen aber wohl die "Kronacher Weiber", die 1634 mit großem Einsatz und ungewöhnlichen Methoden die Schweden in die Flucht schlugen.
Ein angenehmes Leben dürfte während des Dreißigjährigen Kriegs den wenigsten Menschen vergönnt gewesen sein. Doch wer unter dem Banner des schwedischen Königs Gustav II. Adolf in den Krieg zog, dem spielte das Leben mitunter einen besonders üblen Streich. Zumindest jenen armen Tröpfen, die sich aufmachten, endlich das widerspenstige Bistumsstädtchen Kronach einzunehmen. So oft die "Lutterischen" es auch versuchten, so groß die Überzahl auch war: Kronach blieb die verhasste katholische Enklave.
Zum Rückzug gezwungen
Dabei waren sie doch so dicht dran. Zwischen 1632 und 1634 erreichten die Angriffe der schwedischen Truppen ihren Höhepunkt - mit einem kleinen Erfolgserlebnis für die Belagerer. Ein großes Loch klaffte in der Stadtmauer. Der Weg in die Obere Stadt schien frei. Wenn da nicht die Kronacher Weiber gewesen wären, die mit ihrem mutigen Einsatz kurzerhand ihre Stadt retteten und die Schweden zum Rückzug zwangen. "In diesem Fall ist Weiber übrigens kein Schimpfwort", erklärt Gisela Lang. So habe man Frauen damals nun einmal genannt, sobald sie verheiratet waren.
Vor 18 Jahren gründete Lang mit anfangs drei Mitstreiterinnen die Gruppe der "Tapferen Weiber von Kronach" und trat somit in historische Fußstapfen. Genauer gesagt: schlüpfte in historische Gewänder. Denn egal ob Crana Historica oder historisches Stadtspektakel; die Kronacher Weiber sind immer mit dabei. "Der Grundgedanke war, an die mutigen Frauen des 17. Jahrhunderts zu erinnern", erzählt Lang. "Ich finde diese Geschichte einfach überaus spannend."
Hundertprozentig belegt ist die allerdings nicht. Primärquellen, also die von Historikern besonders geschätzten direkten Überlieferungen zu Personen oder Ereignissen, sind spärlich. Die älteste bislang bekannte Schrift, die erzählt, was im März 1634 passiert sein soll, stammt aus dem Jahr 1661:
"... mit Pflastersteinen, welche unser Weibsvolck und Dienstmägd häuffig hinzu trugen, auch im untern Brauhaus die Pfannen anschüren und heisses Wasser machen mußten, (den Feinden) starck begegnet, auch hinaus uffm Platz mit solchen Steinen unter die Völcker wurff, daß es viele blutige Köpff setzte...", heißt es in der Chronik von Kronachs späterem Bürgermeister Hans Nikolaus Zitter über den erfolgreichen Abwehrversuch.
Was das bedeutet? Die Kronacher Frauen rissen nicht nur Pflastersteine aus den Straßen und warfen diese auf die ungebetenen Gäste - sondern brauten ihnen auch noch ein ganz spezielles Süppchen. Zu den Zutaten sollen neben heißem Wasser auch Öl, Pech und Jauche gehört haben.
Serviert wurde von der Stadtmauer aus direkt aus dem Topf - auf die Köpfe der Belagerer. "Und wer damit schon ein bisschen Erfahrung hatte, mischte in das Gebräu zum Schluss noch etwas Mehl hinein", erzählt Lang. "Dann blieb das heiße Zeug besonders fest auf der Haut kleben. Verbrennungen sind schon was ganz Übles und lebensgefährlich." Kein Wunder, dass den Belagerern die Kronacher Spezialität alles andere als gut bekam. Die Folge: Rückzug. Die Gefahr war gebannt.