Wer muss eigentlich noch rechnen? Welcher Beruf hat mit Mathematik zu tun? Und wer rechnet es zwangsweise und wer freiwillig? Wir haben uns im Landkreis Kronach umgeschaut, wer wo mit Zahlen zu tun hat.
Da sind der Kämmerer, der Kellner, eine Lehrerin und Schüler. Sie alle haben in ihrem Berufsalltag mit Zahlen zu tun. Uns verraten sie wie: Der Stadtkämmerer liebt Zahlen Wolfgang Günther ist derjenige, der den Überblick hat, wie viel Kronach einnimmt und wofür die Stadt Geld ausgibt. In seinem Job als Kämmerer hat er den ganzen Tag mit Zahlen zu tun. Genug hat er deshalb von ihnen noch nicht. "Es gibt nichts Geileres als Zahlen", betont er. Das sei schon immer so gewesen. "Wenn ich umhergehe, fange ich das Zählen an, zum Beispiel wie viele Treppenstufen es gibt. Oder wie viele Fenster in einer Fassade sind." Wenn eine gerade Zahl dabei herauskommt, freut er sich, die mag er nämlich lieber als die ungeraden. In der Finanzverwaltung fühlt er sich deshalb wohl. "Personalverwaltung oder das Standesamt wären nichts für mich." Als Kämmerer sei es für ihn besonders interessant, "dass man den Politikern mit Statistiken bildlich vorführen kann, wie sich beispielsweise Zinszahlungen entwickelt haben". Nichtsdestotrotz sei es eine Herausforderung, die Finanzplanung der Stadt, die der Stadtrat vorgibt, umzusetzen. An seiner Leidenschaft für Zahlen ändert das aber nichts. Der Kellner rechnet ohne Kasse Immer dienstags ist Reinhard Kube im Café Lorla. Der pensionierte evangelische Pfarrer hilft dann im Café seines Sohnes Benjamin aus. Wenn die Gäste bezahlen wollen, drückt er aber nicht etwa einfach auf einen Knopf einer elektronischen Kasse. Nein, er rechnet die Preise von Kaffee, Kuchen und allem anderen mit Hilfe von Block und Stift zusammen. Natürlich erhielten die Kunden bei ihm auch einen Kassenbon, "aber das Kopfrechnen hält fit", begründet er. Schließlich müsse er sich merken, was die jeweiligen Gäste überhaupt bestellt hatten, die Preise im Kopf haben und diese dann zusammenrechnen. So komme man mit dem Rechnen nicht aus der Übung, erklärt Reinhard Kube. Die Lehrerin hat alles im Kopf "Als Schüler habe ich Mathe weniger gern gemocht", gesteht Andrea Karl-Kremer, Mathelehrerin an der Gottfried-Neukam-Mittelschule.
Unterrichten ist da aber etwas ganz anderes: "Mathe ist für mich eine unheimlich greifbare Sache. Es macht einfach Spaß, das an die Schüler weiterzuvermitteln." Den Taschenrechner benutzt sie zum Rechnen kaum, nur ab und zu, wenn es gar nicht anders geht oder es wirklich mal schnell gehen muss. "Ich mache fast alles mit dem Kopf", sagt Karl-Kremer.
Und auch die Schüler müssen lernen, dass man nicht für jede Rechenaufgabe einen Taschenrechner braucht: "Wenn sie es permanent trainieren, sind sie es gewöhnt und fühlen sich sicher." Die Schüler tippen ins Handy Jan Feuerpfeil und Nadja Herder, die beiden Schüler der Gottfried-Neukam-Mittelschule machen nächstes Jahr den Quali. In einem Prüfungsteil müssen sie dann auf ihren Taschenrechner und jegliche Hilfsmittel verzichten - und Schätzaufgaben sowie einfache Gleichungen einzig und allein mit dem Kopf lösen. "Daheim nutze ich aber fast nur den Taschenrechner in meinem Handy, zum Beispiel beim Einkaufen", gibt Nadja Herder zu. Zum Kopfrechnen sei sie oft einfach zu faul. Jan Feuerpfeil geht es da ganz anders: Ihm macht Mathe Spaß, das Kopfrechnen sowieso: "Es geht einfach viel leichter und schneller, als erst irgendetwas eintippen zu müssen."