In einer Sondersitzung des Kreistags wurde über die FOS in Ludwigsstadt diskutiert: Entweder sie wird nach Kronach verlegt oder sie schließt zum 31. Juli.
Nun ist es endgültig beschlossene Sache: Die Fachoberschule (FOS) am Rennsteig wird zum kommenden Schuljahr von Ludwigsstadt nach Kronach verlegt. Das beschloss der Kreistag in einer Sondersitzung. 18 Schüler werden derzeit an der FOS auf das Fachabitur vorbereitet. In den nächsten Jahren werde die Zahl weiter sinken. "In Ludwigsstadt sehen wir keine Chance, die Schule kostendeckend zu betreiben", meinte Andreas Mischke von der Sabel-Stiftung, dem Träger der FOS.
Ein großes Problem: Die FOS ist eine staatlich genehmigte Ersatzschule. Die Schüler müssen in allen Fächern Prüfungen schreiben. Die Noten werden jedoch nicht anerkannt. Doppelter Prüfungsstress, der viele junge Leute abschreckt. Oft weichen diese lieber in staatlich anerkannte Fachoberschulen nach Coburg oder Kulmbach aus.
800 000 Euro vom Landkreis zur Unterstützung
Doch auch die Ludwigsstadter FOS könnte bald staatlich anerkannt werden. Im letzten Jahr hat sie zum ersten Mal die Quote dafür erreicht. Doch das reicht nicht aus. Auch dieses Jahr müssen mindestens zwei Drittel der Schüler die Abiturprüfungen bestehen, damit die FOS staatlich anerkannt wird.
Die Anerkennung würde Schüler für die FOS begeistern und die Kosten für den Landkreis senken: Falls die FOS weiter eine genehmigte Ersatzschule bleibt, würde in fünf Jahren ein Betrag von zwei Millionen Euro entstehen, um die laufenden Kosten zu decken. In der Kreistagssitzung wurde nun beschlossen, dass der Landkreis in diesem Worst-Case-Szenario mit 800 000 Euro den Schulträger unterstützt. Das sind 160 000 Euro im Jahr. Schafft es die Schule staatlich anerkannt zu werden, würde sich die Unterstützung des Landkreises auf jährlich 100 000 Euro reduzieren.
Verein kündigt Trägerschaft
Zudem wurde die Situation verschärft, als der Verein "Rennsteigregion Frankenwald", der Förderverein der FOS, der Sabel-Stiftung ankündigte, den Vertrag kündigen zu wollen, falls die staatliche Anerkennung nicht klappt. Daraufhin habe sich die Sabel-Stiftung entschlossen, Ludwigsstadt zu verlassen. "Wir wollen nicht, dass alle Bemühungen umsonst waren. Die Schule ist wichtig für den Landkreis", sagte Schulleiter Hubert Sendl.
Wolfgang Feuerpfeil, Vorsitzender des Vereins, hätte die FOS gerne im Norden behalten. "Wenn wir die staatliche Anerkennung bekommen, bin ich überzeugt, dass wir in Ludwigsstadt wieder mehr Anmeldungen bekommen." Durch die öffentlichen Diskussionen seien die Schüler einfach verunsichert. Sabel sei nicht nur ein Schulträger, sondern auch ein Wirtschaftsunternehmen - das zeige sich mit der Entscheidung zum Standortwechsel. Timo Ehrhardt, Bürgermeister von Ludwigsstadt und Leiter der Projektgruppe für die FOS im Förderverein, hat eine klare Meinung: "Es braucht eine Standortverlagerung, damit die FOS Zukunftschancen hat. Ein Imageaufbau in Ludwigsstadt wäre nicht mehr möglich."
Größeres Potenzial in Kronach
Das Potenzial in der Kreisstadt sei einfach viel größer. Doch die Entscheidung sei schwer gefallen: "Wenn man so viel Herzblut einbringt, verlagert man nicht einfach auf Zuruf." Doch Kronach bringe Sicherheit für Eltern, Schüler und die FOS.
Doch das Herzstück der FOS am Rennsteig dürfe mit dem Standortwechsel nicht verloren gehen: die Fachpraktika in den Unternehmen im Landkreis. Und das wird auch mit einem Umzug nach Kronach so bleiben. Das versicherten Vertreter von der Firma Rauschert und Wiegand Glas dem Kreistag. Ein wichtiges Kriterium für die Mitglieder bei ihrer Entscheidung.
Landtagsabgeordneter Jürgen Baumgärtner (CSU) stellte im Kreistag ein Konzept vor, dass er aus Ideen der Mitglieder, der Sabel-Stiftung und der Unternehmen erstellt hat. Darin enthalten sind unter anderem neue Formen von Unternehmerengagement wie Schulgeld- und Zukunftsstipendien oder die Gründung eines neuen Fördervereins.
Zudem soll eine weitere Fachrichtung in Kronach angeboten werden: entweder Sozialwesen, Agrarwirtschaft, Bio- und Umwelttechnologie oder Gestaltung. Vier Klassenzimmer, zwei Verwaltungsräume und eine Cafeteria sollen auf dem Loewe-Campus entstehen. "Wenn wir im nördlichen Landkreis eine Schule haben wollen, müssen wir in Kronach erst einmal um die Anerkennung kämpfen", meinte Baumgärtner. Und dann könne man anfangen in Ludwigsstadt eine Außenstelle zu etablieren. Der Chemie- und Physiksaal sollen weiter in Ludwigsstadt bleiben und von der FOS genutzt werden.
Die Kreisvorsitzenden Richard Rauh (SPD), Edith Memmel (Grüne) und Stefan Wicklein (FW) waren sich im Grundtenor einig: Um die FOS weiter im Landkreis halten zu können, sind sie für den Standortwechsel und die finanzielle Unterstützung. Ähnlich sah das auch der größte Teil der Kreisräte.
Drei Gegenstimmen
Ganz im Gegensatz zu Petra Zenkel-Schirmer (Frauenliste). Sie bedauerte den Rückzug der FOS aus Ludwigsstadt. Stimmte am Ende jedoch für den Beschluss. Nicht so Hedwig Schnappauf aus Teuschnitz (Frauenliste). Sie stimmte dagegen. Auch Dietmar Schmidt (SPD) war gegen den Standortwechsel: "Für mich als Kind des hohen Nordens ist das ein trauriger Tag." Er zweifle daran, dass es in Ludwigsstadt mal eine Außenstelle geben wird, wenn die FOS erst einmal in Kronach ist.
Auch Gabriele Schülein (SPD) stimmte dagegen. "Im Norden hätte diese Schule eine Chance bekommen müssen. Ich kann nicht mein Gesicht verlieren, deswegen stimme ich dagegen", meinte Schülein, die aus dem Norden kommt. Trotz drei Gegenstimmen ist es nun beschlossene Sache: Die FOS kommt nach Kronach.