Festliches Fronleichnam in Wallenfels

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Nach dem Schwedenfähnrich Andreas Buckreus die Schwedenfahne aus dem Rathaus geholt hat, erfolgt zunächst der Fahnengruß mit allen beteiligten Vereinsfahnen. Fotos: Ziereis
Nach dem Schwedenfähnrich Andreas Buckreus die Schwedenfahne aus dem Rathaus geholt hat, erfolgt zunächst der Fahnengruß mit allen beteiligten Vereinsfahnen. Fotos: Ziereis
Dann beginnt das eigentliche Fahnenschwingen, bei dem sich die Fahne nicht verheddern darf.
Dann beginnt das eigentliche Fahnenschwingen, bei dem sich die Fahne nicht verheddern darf.
 
Auf der Schwedenbrücke angekommen schwenkt der Schwedenfähnrich zunächst die Fahne über dem Fluss.
Auf der Schwedenbrücke angekommen schwenkt der Schwedenfähnrich zunächst die Fahne über dem Fluss.
 
Am Ende der Zeremonie spendet Pater Heinrich mit der Monstranz in alle vier Himmelsrichtungen den Segen über die Stadt und ihre Bewohner.
Am Ende der Zeremonie spendet Pater Heinrich mit der Monstranz in alle vier Himmelsrichtungen den Segen über die Stadt und ihre Bewohner.
 
Am wunderschön gestalteten Stadtaltar mit dem Wasserfall aus Lupinenblüten feierte Pater Heinrich die heilige Messe.
Am wunderschön gestalteten Stadtaltar mit dem Wasserfall aus Lupinenblüten feierte Pater Heinrich die heilige Messe.
 
Lina Munzert (rechts im Bild), eine 98-jährige Bewohnerin des Seniorenheims "Haus Frankenhöhe" in Langenbach, ließ es sich nicht nehmen, an diesem Gottesdienst teilzunehmen.
Lina Munzert (rechts im Bild), eine 98-jährige Bewohnerin des Seniorenheims "Haus Frankenhöhe" in Langenbach, ließ es sich nicht nehmen, an diesem Gottesdienst teilzunehmen.
 

An Fronleichnam war bereits morgens um 5.15 Uhr der erste Böllerschuss vom Leutenberg zu hören. Schon am Abend vorher waren der Trommlerzug und der Musikverein den Prozessionsweg abgeschritten und hatten mit ihrem Zapfenstreich die Prozession für den anderen Morgen angekündigt.

Pünktlich um 5.30 Uhr zogen die Trommler dann mit ihrem Weckruf wieder durch die Stadt, um anschließend zusammen mit Musikverein und Soldatenkameradschaft den 1. Bürgermeister Peter Hänel, Schwedenleutnant Andreas Simon und Schwedenfähnrich Andreas Buckreus von zu Hause abzuholen und zum Rathaus zu geleiten. Hier erfolgte zunächst die Ehrung der langjährig an der Prozession teilnehmenden Mitglieder der Marine- und Soldatenkameradschaft sowie des Tambourzuges.

Im Anschluss holte Schwedenfähnrich Andreas Buckreus die Schwedenfahne aus dem Rathaus, wechselte mit dieser Fahne und den übrigen Vereinsfahnen den Fahnengruß und reihte sich nach dem Totengedenken zusammen mit dem Schwedenleutnant Andreas Simon und ihren Furieren in die Kirchenparade ein, die von Pater Heinrich Chelkowski und den Messdienern am Rathaus abgeholt und zur Stadtpfarrkirche St. Thomas geleitet wurde.


Nach einem kurzen Gebet begann die Prozession. Christus, in der Brotgestalt des heiligen Altarsakraments, wurde in der Monstranz vorbei an den vier Altären durch die Stadt getragen. Auf dem Weg zum dritten Altar hielt die Prozession an der Schwedenbrücke inne. Hier erfolgte nun einer der Höhepunkte, die das Fronleichnamsfest in Wallenfels weit über die Grenzen Oberfrankens hinaus bekannt gemacht hat. Durch ihren besonderen heldenhaften Mut im 30-jährigen Krieg hatten die Wallenfelser die Erlaubnis erhalten, während der Prozession an Fronleichnam an der "Schwedenbrücke" die in der Prozession mitgeführte Schwedenfahne zu schwingen, wobei sich die Fahne nicht verheddern darf. Dieses Vermächtnis ist seit über 350 Jahren bis heute erfüllt worden.


Segen in vier Himmelsrichtungen



Nach dieser Zeremonie betritt der Geistliche mit dem Allerheiligsten in der Monstranz, begleitet vom Hauptmann der Soldatenkameradschaft, Christopher Zeuß, die Schwedenbrücke und erteilt der Stadt und ihren Bewohnern den Segen des Allmächtigen, wobei er mit der Monstranz den Segen in die vier Himmelsrichtungen spendet. Während dieser Segensspendung singen die Gläubigen drei Strophen des Wallenfelser Heimatliedes, das von Hauptlehrer Johannes Baptist Eichhorn 1949 anlässlich der 700-Jahrfeier getextet und komponiert wurde, wobei vor allem die Strophe "An Fronleichnam und am Umgang, ... auf die besondere Bedeutung des Tages für Wallenfels hinweist.

Da in diesem Jahr der kurze Prozessionsweg an der Reihe war, ging es anschließend zum dritten Altar, dem Stadtaltar, der heuer wiederum von der Katholischen Jugend mit besonderer Liebe und Sorgfalt gestaltet war. Mit einem Drahtnetz, in das die einzelnen Blüten von Lupinen eingearbeitet waren, hatten die Jugendlichen einen Wasserfall arrangiert, der ausgehend vom Altar die Quelle des Lebens zeigen sollte. An diesem Altar feierte Pater Heinrich Chelkowski schließlich zusammen mit der gesamten Pfarrgemeinde und den vielen Gästen aus nah und fern die heilige Messe.

In seiner diesjährigen Festansprache ging Pater Heinrich auf die besondere Bedeutung dieses Tages für alle Christen ein. Gott selbst erfülle uns mit seinem Segen und begleite uns durch unsere Stadt. Gerade zum Fest Fronleichnam dürfen wir Jesus Christus in der konsekrierten Hostie durch die Straßen unserer Stadt tragen, vorbei an unseren Häusern und Wohnungen, vorbei an unseren Arbeits- und Freizeitstätten, um seinen Segen überall dorthin zu bringen. Er selbst will damit zeigen, dass er immer und überall der Mittelpunkt unseres Lebens sein will, so Pater Heinrich, der allen Teilnehmern dieser Prozession, die für Wallenfels wieder einmal zu einem gewaltigen Bekenntnis für ihren Glauben geworden war, herzlich Dank sagte.


Sind Prozessionen noch zeitgemäß?



Was, so fragte Pater Heinrich, kann einen Menschen im 21. Jahrhundert dazu veranlassen mit Pauken und Trompeten durch die Straßen der Stadt zu ziehen, Häuser zu schmücken und Blumenteppiche auszulegen? Passt dass denn noch in unsere Zeit? Oder gibt es doch einen tieferen Grund dafür, dass wir als Christen vor aller Welt unseren Glauben bekennen? Sicher ist es die Freude an Gott, die Freude darüber, dass er unter uns gegenwärtig ist. Das treibt uns aus den grauen Mauern unserer Kirche hinaus auf die Straßen unserer Stadt, um unseren Gott zu verherrlichen. Viele Menschen würden sich heute nur noch dann an Gott erinnern, wenn sie auf der Schattenseite des Lebens angekommen sind, etwa durch Krankheit oder Tod eines geliebten Menschen. Dann erinnern sie sich, dass Gott einmal eine wichtige Rolle in ihrem Leben gespielt hat.

Auf uns Christen komme es deshalb an, dass wir mit dem Allerheiligsten auf die Straße gehen und damit auf die wichtigste Person, nämlich Christus selbst, hinweisen. Er schenkt sich uns als Brot des Lebens. Den Abschluss dieser Prozession bildeten dann das Evangelium und der sakramentale Segen am vierten Altar, der in diesem Jahr im Höhenweg von der Familie Zeuß gestaltet wurde. Von hier aus zogen die Prozessionsteilnehmer zur Pfarrkirche St. Thomas, wo die Entlassung erfolgte.

Für die Mitglieder des Tambourzuges, des Musikvereins und der Soldatenkameradschaft war dies allerdings noch nicht das Ende. Sie mussten auf dem gleichen Weg wie am Morgen Schwedenleutnant, Schwedenfähnrich und Bürgermeister wieder nach Hause begleiten, bis schließlich die Mitglieder der Soldatenkameradschaft ebenfalls an ihrem Quartier, dem Kulturzentrum, abgeliefert waren.