Ein eigenes Kraftwerk für den Frankenwald? Derzeit gibt es einige Vorschläge, wie sichergestellt werden kann, dass die Glasindustrie auch nach der Energiewende mit ausreichend Strom versorgt wird. Doch die Unternehmen sind skeptisch.
Die Entscheidung ist gefallen: Spätestens ab Ende 2038 soll in Deutschland aus Kohle kein Strom mehr gewonnen werden. Darauf verständigte sich am Samstag die von der Regierung eingesetzte Kohlekommission. Als nächsten Schritt werde es nun eine Fortschreibung der Energiewende geben, sagt Bundestagsabgeordneter Hans Michelbach (CSU). Dabei werde man sich auch mit der Energieversorgung, Stromschwankungen und bezahlbaren Energiepreisen auseinandersetzen: "Es kommt alles auf den Prüfstand."
Industrieforum in Tettau
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Mit diesen Fragen beschäftigen sich seit langem auch die energieintensive Glasindustrie im oberen Frankenwald, die heimische Politik und nun auch die Industriegewerkschaft Bergbau Chemie und Energie (IG BCE). Denn immerhin stehen in der heimischen Glasindustrie rund 5000 Mitarbeiter in Lohn und Brot. Und die drei Glashütten Heinz-Glas, Gerresheimer Tettau sowie Wiegand-Glas benötigen so viel Strom wie die Städte Bayreuth, Bamberg und Coburg zusammen.
"Die Politik redet unsere starke Wirtschaft kaputt", schimpfte der Bezirksleiter der IG BCE Oberfranken, Holger Kempf, bei der Jubilarehrung von Gerresheimer Tettau vor wenigen Wochen.
Vergangenen Donnerstag kündigte er bei der Jubilarehrung von Wiegand-Glas an, dass am 6. April ein Industrieforum in der Festhalle Tettau stattfindet. Ein Novum. Zu dieser Veranstaltung hat der Vorsitzende der IG BCE, Michael Vassiliadis, sein Kommen zugesagt, und auch der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) wird erwartet. "Wir hoffen auf seine Zusage", sagt Kempf.
Inhaltlich soll es um das Thema Energie, um Standortsicherung der Glasindustrie gehen. Gemeinsam mit Betriebsangehörigen sowie der Geschäftsführung von Heinz-Glas, Gerresheimer Tettau und Wiegand Glas will die Gewerkschaft nach Lösungen suchen, wie die Energiewende ohne Verlust von Arbeitsplätzen bewältigt werden könnte.
Die Europaabgeordnete Monika Hohlmeier (CSU) hält die Ausgestaltung des physikalischen Pfads nach deutschem Modell für benachteiligend gegenüber Unternehmen, die weit entfernt von einem Grundlastkraftwerk sind.
Das trifft auch auf die Glasindustrie zu. Es müsse über eine Kappungsgrenze gesprochen werden, die dafür Sorge trage, dass energieintensive Unternehmen, die weit von einem Grundlastkraft liegen, nicht zur Umsiedlung wegen völlig überhöhter Energiepreise gezwungen werden. Sie kann sich langfristig ein grundlastfähiges Kraftwerk im Frankenwald vorstellen. Dies hätte zur Folge, dass die große Entfernung zum nächsten Grundlastkraftwerk - also der physikalische Pfad - wegfallen und somit auch Energiekosten gesenkt werden könnten.