Vor 75 Jahren wurde der Kronacher Matthias Kaiser von den Nazis hingerichtet. In der Stadtpfarrkirche weihte Erzbischof Ludwig Schick ein Gedenkrelief.
"Wir gedenken Matthias Kaiser, einem jungen Kronacher, der aus dieser Stadt hervorgegangen ist", sagte Erzbischof Ludwig Schick beim Gedenkgottesdienst für den Märtyrer des Erzbistums Bamberg. Er sei auch eine Ehre für diese Stadt. "Wir danken Gott für Matthias Kaiser, der auch in schwierigsten Zeiten im Evangelium für Jesus Christus gelebt hat und dass wir in ihm ein Vorbild haben."
Als junger Mann musste Kaiser Kriegsdienst leisten für ein System, das er innerlich ablehnte. Gerade in der Jugendarbeit mit Jugendseelsorger Jupp Schneider hatte er gespürt, was eigentlich zum Leben dient: ein Leben in Gerechtigkeit, Frieden und Freude für alle Menschen.
"Märtyrer, das sind Menschen die bis zum Tod Zeugnis ablegen für Jesus Christus", erklärte der Erzbischof. "Zeugnis für die Art Jesu, zu leben, für seine Gebote. Zu einem Märtyrer gehört dazu, dass dessen Zeugnis nachhaltig wirkt. Auf Menschen, die sich dadurch inspirieren lassen für ihr eigenes christliches Leben. Martyrium ist wirksames Zeugnis für Jesus Christus, für die Menschen und für die Menschheit. Das ist bei Matthias Kaiser der Fall."
Er wollte eine gerechte, freiheitliche und humane Gesellschaft. "Es gibt kein richtiges Leben im falschen", habe ein anderer Verfolgter der Nazis gesagt, so der Erzbischof. Dies habe Matthias Kaiser erfahren. "Das falsche Leben der Nazis war ein Leben mit absolutem Machtanspruch, des Führerkultes und Rassenwahns. Ein falsches Leben."
Matthias Kaiser habe ein richtiges Leben gewollt. Mit Jesus Christus und nach seinem Vorbild. Deshalb habe er als Leutnant auch den Rückzug von der Kampflinie angeordnet, aus Vernunft und Nächstenliebe. Weil es in dieser Kampflinie kein Bestehen geben konnte und die ihm anvertrauten Männer sinnlos starben. Deshalb wurde er wegen Feigheit vor dem Feind verurteilt.
"Im falschen Leben gibt es kein richtiges. Das bedeutet für uns heute, dass wir uns um die Politik, Wirtschaft, Bildung, das Sozialwesen und viel mehr kümmern müssen. Christen müssen sich in eine Politik einmischen, um eine Gesellschaft mit aufzubauen, in der ein Leben der Nächstenliebe, Vernunft, des Glaubens, der Menschenwürde und Menschenrechte, der Freiheit und der Teilhabe aller an allem möglich ist", so der Erzbischof.
Ein politisches Gebet
Gottes Reich sei das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens, der Solidarität, des guten Lebens für alle. Das "Vater unser" sei ein politisches Gebet, das die Bereitschaft verlange, jeden Nächsten zu lieben wie sich selbst. "Matthias Kaiser hat uns dies vorgelebt. Dafür ist er gestorben. Matthias Kaiser gab Zeugnis für die Menschlichkeit." Er sei ein Zeuge der Menschlichkeit und für uns heute Vorbild für Menschlichkeit in unserem Tun.