Ein Sonderling ist in Wallenfels auf Wanderschaft

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Auf den zweiten Blick ist Günther leicht als Puppe zu identifizieren. Auf den ersten eher nicht. Foto: Privat
Auf den zweiten Blick ist Günther leicht als Puppe zu identifizieren. Auf den ersten eher nicht.  Foto: Privat
 
 
 

Günther geht um. In Wallenfels wurde der stille, reglose Mann mit Schal und Mütze schon in der Bäckerei, Bank und beim Zahnarzt gesichtet. Während der Faschingszeit könnte er noch öfter auftauchen, wie eine Quelle mitteilt.

Günther ist rastlos. Nachdem er sich in der heimischen Schreinerei nicht mehr wohl fühlte, wollte er in Wallenfels Weltluft schnuppern: Das tat er beim Bäcker, in der Bank, als Klomann beim Büttenabend und im Wartezimmer eines Zahnarztes. Günther ist leicht zu erkennen. Er sitzt am liebsten, ist extrem still, hat schiefe Zähne - und erschreckte schon manchen Wallenfelser.

Wie sie so da sitzt - am Tisch in einem Friesener Wohnhaus - ist die Gestalt auf den ersten Blick nicht als Schaufensterpuppe zu identifizieren. Ihre Schöpfer haben ihr eine Maske mit Gebiss, eine Perücke, Hut, Brille und Kleidung samt Schal und Handschuhe verpasst. Wer nichts ahnend einen Raum betritt, in dem auch Günther ist, wird wohl auf ihn hereinfallen.

Stiller Freund mit schiefen Zähnen

So geschehen in der Raiffeisen-Volksbank in Wallenfels.
Unter den nichts ahnenden Angestellten sorgte der stille Besucher auf der Couch erst für einen Schrecken und dann für Lacher. "Sie haben schon angemeldet, dass sie ihn noch mal da haben wollen", sagt Carmen Schauer, die Günther in den vergangenen Tagen zu seinen "Einsatzorten" bugsiert hat. Sie hat ihn sich von einer Freundin - Günthers Ur-Schöpferin - für ein paar Gags ausgeliehen.

Einen seiner ersten Auftritte hatte "er" bei einem 40. Geburtstag in der heimischen Schreinerei in Friesen. Silvester war er wieder dabei. Er sei so eine Art Freund geworden, der stille, steife Typ mit den schiefen Zähnen, sagt Carmen Schauer. Als solcher habe er eine Geschichte verdient, findet sie. Und die laute wie folgt:
Günther habe lange in der Friesener Schreinerei Burger auf der Baustelle mitgearbeitet. Er sei ferner FC Bayern-Fan, mit einer Friesenerin liiert und habe gute Freunde in dem Kronacher Stadtteil, mit denen er auch schon Geburtstage und Silvester gefeiert habe. So sei er auch passives Mitglied im Nordbayerischen Musikbund geworden.

Nachts in der Bank

In den vergangenen Tagen tauchte Günther vermehrt in Wallenfels auf. "Er wollte halt mal raus aus Friesen", sagt Schauer: Angefangen mit einem Praktikum in der Bäckerei Schauer. "Aber Bäcker, das war nichts für ihn." Dann versuchte er sich als Klomann auf dem Wallenfelser Büttenabend. Wegen einer Kieferverletzung musste er anschließend zum Zahnarzt. Frisch genesen setzte er seine Praktikumsphase in der Raiffeisenbank fort. "Da war er dummerweise nachts angetreten", sagt Schauer und lacht.

Die Wallenfelser Metzgereien, Gärtnerei, Friseure und den Schuhladen sagt seine Vertraute, will Günther sich noch ansehen. Auch in der Bank und in der Bäckerei dürfte er über die Faschingszeit noch mal anzutreffen sein.
Allerdings: Vor allem ältere Leute hatten schon ihre Probleme mit Günther und erschraken teils heftig. "Dafür möchte er sich herzlich entschuldigen", sagt Carmen Schauer augenzwinkernd. Nun sind Sie, liebe Leser, vorgewarnt.