Iris Zinkand heilt nicht oder befreit - sie kommuniziert. Trauer, meint die 25-Jährige, gehört zum Leben wie essen und trinken. Entscheidend ist, wie man damit umgeht. Einen Königsweg gibt es nicht.
Man stelle sich eine Trauerbegleiterin vor. Wahrscheinlich ist Iris Zinkand das Gegenteil. Das Lächeln verlässt nur ihr Gesicht, wenn die Empathie es verlangt. Gekleidet in einen pink-blau-roten Wollpullover bietet die 25-Jährige dem Reporter an, Platz zu nehmen. Sie strahlt positive Energie aus. Und die braucht sie, um zwischen traurigen Geschichten Halt zu bieten - wenn Menschen den Verlust eines (Groß-)Elternteils, Partners oder Kindes nur schwer überwinden können.
Früher an diesem Tag war ein junger Mensch bei Iris Zinkand im Hospizbüro an der Lucas-Cranach-Straße. Er hat seinen Partner nach schwerer Krankheit verloren. Das hat eine Lücke hinterlassen, die dieser Mensch allein schwer verkraften kann. Die 25-Jährige hilft.
Keine Therapeutin "Erst einmal lasse ich jeden erzählen. Ich bin erstaunt, wie offen die meisten sind", sagt Zinkand.
Sie unterliegt der Schweigepflicht. Was sie hört, dringt nicht nach außen. Nur wenn sie das Gefühl hat, dass schwere Trauer die Gesundheit eines ihrer Klienten negativ beeinflusst, bittet sie um Entbindung von der Verschwiegenheit. "Ich bin keine Psychologin", stellt sie klar. In den besonders schwierigen Fällen bietet sie an, an Therapeuten zu vermitteln. Denn Trauer darf nicht bodenlos werden; es muss weitergehen.
Symbolisches Licht Bei ihren Sitzungen, die für Gruppen oder einzelne Trauernde stattfinden, arbeitet die Trauerbegleiterin mit Geschichten, Bildern und Symbolen. Gern lässt sie jeden der Gekommenen eine Kerze entzünden. Als symbolisches Licht für den verlorenen Angehörigen. In der Gruppe stehen freigelassene Emotionen im Mittelpunkt. Die Anwesenden sollen gemeinsam erfahren, dass sie nicht alleine sind. "Sie haben ähnliche Erfahrungen gemacht.
Da kann Austausch helfen", betont die Expertin.
Kommunikation ist zentral. Zinkand versucht herauszufinden, "was dem Menschen gut tut". Unvoreingenommenheit und der Abstand zu Patentrezepten sind Grundlagen ihrer Arbeit. Zu Lösungen drängen möchte sie niemanden. Die Lösungen müssen vom Trauernden selbst erarbeitet werden.
Mit ihren 25 Jahren hat die Marktredwitzerin auch selbst schon Abschied nehmen müssen. Dann hat sie viel geschrieben, Gedichte und Geschichten. Es helfe ihr, die guten Erinnerungen und Erlebnisse mit Verschiedenen dem Papier anzuvertrauen, sagt sie. Außerdem Bewegung - Zinkand macht Yoga, um Körper und Geist zu entspannen. So bewältigt sie ihre eigene, private Trauer. Das lässt die Frage nach einem allgemein gültigen Rezept zur Trauerbewältigung aufkommen.
"Das gibt es nicht. Jeder Mensch ist individuell", stellt sie klar.
Auch die Zeit, die ein Trauernder braucht, um über den Schicksalsschlag hinwegzukommen, sei bei jedem anders. Manchmal melden sich Menschen, die sie früher begleitet hat, nach Jahren wieder und bitten um ein Gespräch. Weihnachten und Jahrestage sind oft die schwerste Zeit.
Tod ist ein Tabuthema Trauerbegleiterin ist Iris Zinkand ehrenamtlich. Als Ergotherapeutin in einer Seniorenresidenz hat sie aber auch im Beruf mit Krankheit, Tod und Trauer zu tun. Seit 2010 engagiert sie sich ehrenamtlich als Hospizbegleiterin. Von Januar bis Ende Juli 2012 ließ sie sich nun in einem Kurs in Bamberg zur Trauerbegleiterin ausbilden. Seit zweieinhalb Jahren ist sie Leiterin der Trauerarbeit des Hospizvereins. Ihr Wissen fußt auf wissenschaftlichen Erkenntnissen von Sterbe- und Trauerforschern. "Der Tod ist ein Tabuthema", weiß Zinkand. Man schiebt ihn gern davon. Dabei gehöre der Tod zum Leben dazu.
Mit ihren Einzelgesprächen, Vorträgen und monatlichen Treffen will sie auf die Bedürfnisse in dieser schwierigen Lebensphase eingehen. Trauernde Angehörige sollen in einem geschützten Rahmen Gefühle äußern und Erfahrungen austauschen können.
Auch als Kinderhospizbegleiterin betätigt sie sich. Für Eltern ist es oft besonders schwer, Abschied zu nehmen. Aber ausweglos, macht Iris Zinkand klar, ist Trauer niemals.
Angebote für Trauernde Gemeinsam Die Trauergruppe "Brücke" trifft sich in den Räumen des Hospizvereins an der Lucas-Cranach-Straße 10. Meist finden die Treffen am letzten Freitag des Monats um 18 Uhr statt.
Begleitet wird die Gruppe von Iris Zinkand und Hella Bayer.
Frühstück Der "Offene Treff" ist ein Angebot für Trauernde, deren Verlust länger zurückliegt. Jeden zweiten Montag im Monat gegen 9 Uhr findet der Treff beim gemeinsamen Frühstück statt. Organisatorin ist Resi Jakob.
Einzeln Zusätzlich oder ergänzend bietet Iris Zinkand Einzel-Trauergespräche an.
Kontakt Iris Zinkand ist erreichbar per Telefon (0176/97391612) oder per Mail (
iris.zinkand@gmx.net). Der Hospizverein Kronach ist erreichbar unter der Telefonnummer 09261/52367.