Vor zwei Jahren floh Haias aus dem Irak. Seinen dreijährigen Sohn Tanja wollte er nachholen, wenn er in Sicherheit ist. Doch das ist gar nicht einfach.
Während des Interviews klingelt das Handy von Haias*. Am anderen Ende: seine Schwester aus dem Irak. Er entschuldigt sich und geht kurz zum Telefonieren vor die Tür. "Zehnmal am Tag ruft sie an und fragt, wann er endlich sein Kind nach Deutschland holt. Seine Familie stellt sich das so einfach vor", erzählt Margit Vandrey. Sie betreut Haias seit über einem Jahr. Der Iraker ist seit zwei Jahren in Deutschland - und das ohne seinen dreijährigen Sohn Tanja. Jahrelang kämpfte er im Irak für die Peschmerga, eine Armee des kurdischen Autonomiegebiets im Norden Iraks.
Bis sein Vater und seine beiden Brüder im Kampf getötet wurden. "Ich habe den Terror einfach nicht mehr ertragen", sagt Haias.
Sohn musste er im Irak lassen
Er gab in seiner Heimatstadt alles auf, ließ seinen einjährigen Sohn bei seiner Mutter und machte sich auf den Weg in ein neues Leben, weg vom täglichen Terror. Wenn er in Sicherheit angekommen ist, wollte er seinen Sohn Tanja sofort nachholen. Über die Türkei und Bulgarien kam Haias nach über einem Jahr in Deutschland an. Seine ganzen Ersparnisse brauchte er für die Flucht. Nach dem Aufenthalt in einem Erstaufnahmelager kam er in den Kreis Kronach, musste dann jedoch wieder umziehen. In der Zeit im Landkreis lernte er Margit Vandrey kennen, die im Helferkreis tätig ist: "Wir sind in der Zeit einfach zusammengewachsen und ich muss ihm helfen."
Haias telefoniert jeden Tag mehrmals mit seinem Sohn. Stolz zeigt er unserer Reporterin Bilder von dem Dreijährigen. Dann wird er nachdenklich. "Wenn ich ihn nicht bald nach Deutschland holen kann, steht er auf der Straße", sagt Haias in gut verständlichem Deutsch.
Tanjas Mutter ist vor kurzem verstorben. Derzeit lebt der Kleine bei seiner Tante. Sie hat selbst vier Kinder, keinen Mann und ist schwer krank. Sie hatte bereits zwei Schlaganfälle. Sie kann laut Haias einfach nicht mehr. Seine restliche Familie ist bereits dem Krieg zum Opfer gefallen.
Haias unterstützt seine Familie mit 120 Euro
Jeden Monat schickt er von seinen 320 Euro Sozialgeld 120 Euro in den Irak - allein die Überweisung kostet 20 Euro. "Ich will arbeiten, aber darf nicht", sagt Haias. Derzeit laufe sein Asylantrag noch. Den müsse er nun erst einmal abwarten. Das sei für ihn auch kein Problem, wenn die schwierige Situation mit seinem Sohn nicht wäre.
Auch eine Familienzusammenführung würde derzeit zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Seine Familie im Irak verstehe nicht, warum der Vater das Geld nicht zusammenbekommt. Das Haias hier momentan noch nicht arbeiten darf, können sie nicht nachvollziehen. Von Deutschland hat die Familie eine völlig falsche Vorstellung.
Seit Haias in Deutschland ist, habe er keine Nacht mehr durchgeschlafen. 24 Stunden, sieben Tage die Woche sorge er sich um seinen Sohn. Um den Sohn schnell nach Deutschland zu bekommen, müsste man selbst für die Kosten für Visa, Pässe und die Flüge aufkommen - die Beantragung würde nochmal Wochen dauern. Dafür bräuchte der Junge rund 7000 Euro. Und die Zeit drängt. "Der Junge wird momentan schon von einem zum anderen gereicht und ist schon ganz durcheinander", meint die Betreuerin. Er stehe mit einem Bein auf der Straße.
Es sei jetzt erst einmal das Wichtigste, dass der Dreijährige zu seinem Vater nach Deutschland reisen kann und in Sicherheit ist. Wie es dann für Tanja und seinen Vater weitergeht, müsse man abwarten.
Hilfe für TanjaHinweis Der Name und genauere Informationen zu dem Iraker und seiner Familiengeschichte sind der Redaktion bekannt, können jedoch nicht veröffentlicht werden, da sonst das Asylverfahren von ihm gefährdet werden könnte. Den Antrag habe er schon seit längerem gestellt.
*Der Name wurde daher von der Redaktion geändert.
Hilfe Wer dem Iraker helfen möchte, seinen dreijährigen Sohn nach Deutschland zu bekommen, für den hat Margit Vandrey ein Spendenkonto eingerichtet: IBAN: DE31 7715 0000 0101 5944 55,
BIC: BYLADEM1KUB
lk
Muss ich das verstehen? Wenn im Irak Ligaspiele im Fußball stattfinden können, warum kann Haias dann nicht in den Irak zu seinem Sohn und der Tante des Kleinen mit den Kindern
http://www.focus.de/sport/videos/ruehrende-geste-irakische-fussballer-zeigen-ihre-solidaritaet-fuer-den-bvb-bei-ligaspiel_id_6960850.html
Toll, wenn sich selbstgerechte Maulhelden groß tun. Von der Tastatur aus bei einer Tasse Kaffee ist es leicht cool und todesmutig zu sein. Meist sind das die Helden, die sich schon bei einer Fehlzündung beim Auto neben ihnen ins Höschen machen.
@Foeds , es geht nicht ums Maulheldentum, sondern wenn der Typ zehnmal am Tag telefonieren kann mit seinen Sohn, wo liegt dann das Problem ?, Also los runter und Familien-Zusammenführung vor Ort. Schwester und Sohn leben jetzt 2 Jahre ohne Vater/Bruder und sind immer noch am Leben. Wenn er in Deutschland leben und arbeiten will, dann soll er halt eine Einbürgerung beantragen. Asyl wird bei ihm wahrscheinlich abgelehnt, da er keine politische Verfolgung nachweisen kann, oder ? - Diese und ähnliche Geschichten haben wir jetzt millionenfach in Deutschland, dann haben die Redakteure dann noch jahrelang Arbeit, jeden seine Geschichte hier zu veröffentlichen und Spendenaufrufe zu Veröffentlichen.
Interessant, dass Sie sich angesprochen fühlen.
Allein dieser Mann benötigt die ganzen Abgaben einer Redakteurin des FT.
Die Abgaben , die sie nach einem Monat harter Arbeit an den Staat leistet.
Respekt für das Herzblut welches trotzdem in den Bericht floss.
Analog zu dieser Story warten noch viele im Irak.
Hoffentlich gibt es genug Steuerzahler in den Redaktionen die fleißig arbeiten.