Die Suche nach Kronachs ältestem Kindergarten

2 Min
In der Gruppe stellen die Kinder ihre Spielzeuge den anderen vor. Fotos: Sarah Dann
In der Gruppe stellen die Kinder ihre Spielzeuge den anderen vor.  Fotos: Sarah Dann
 
 
Die Villa in der Kronacher Friedhofstraße war von Anfang an als Unterbringung für Kinder gedacht. Hier ein Bild von der Einweihung im Jahr 1903. Fotos: Villa Sonnenschein Archiv
Die Villa in der Kronacher Friedhofstraße war von Anfang an als Unterbringung für Kinder gedacht. Hier ein Bild von der Einweihung im Jahr 1903. Fotos: Villa Sonnenschein Archiv
 
 

Die Suche nach der ältesten Kindergarten-Einrichtung im Landkreis Kronach gestaltet sich ziemlich schwierig. Eine der Ältesten ist auf jeden Fall die Villa Sonnenschein in der Innenstadt. Seit 1903 werden an Ort und Stelle Kinder betreut.

So, nur in bunt, so stellt man sich Pippi Langstrumpfs Villa Kunterbunt vor. Wie in der schwedischen Geschichte von Astrid Lindgren stehen auch in diesem Haus in der Kronacher Innenstadt die Kleinsten im Vordergrund.
Die Villa Sonnenschein an der Friedhofstraße ist eine Kindertagesstätte - und eine der Ältesten im Landkreis Kronach, wie Michaela Schneider vom Landratsamt recherchiert hat.

Die Suche nach der ältesten Kindertageseinrichtung gestaltete sich etwas schwierig, da "es wohl selbst für die Kommunen nicht ganz einfach ist, dies in Erfahrung zu bringen", erklärt Michaela Schneider. Auf alle Fälle ist die Villa Sonnenschein der erste Kindergarten in der Stadt Kronach gewesen - und noch heute an Ort und Stelle zu finden.


1903 noch Kinderbewahranstalt

Im Jahr 2003 feierte das Haus 100 Jahre Bestehen, heuer sind es schon 112 Jahre. In diesen Jahren hat sich in der Begrifflichkeit einiges verändert: 1903 sprach man noch von einer Kinderbewahranstalt, die in Kronach - wie in den meisten Fällen - unter christlicher Trägerschaft geführt wurde. 1930 setzte sich dann auch die umgangssprachlich bekannte Bezeichnung "Kindergarten" durch.

Nicht korrekt ist allerdings die Berufsbezeichnung "Kindergärtnerin". Das erklärt Elke Reif-Beck, die seit 1. September 1999 Leiterin der Einrichtung ist. Sie ist gelernte Erzieherin. Mit ihrem Team setzen sie in der Villa Sonnenschein auf einen sozial-emotionalen Betreuungsstil. Stundenpläne schon für die Kleinsten "gibt's bewusst nicht", sagt Elke Reif-Beck.

Die Kinder sollen spielen, am besten "frei". Stuhlkreise (wie auf den Bildern zu sehen) gibt es eher seltener. Der Alltag im Kindergarten ist "eine riesen Anstrengung für die Kinder in der Gruppe", erklärt Reif-Beck: "Sie nehmen eine Vielzahl von Impulsen auf, sind immerzu am Lernen." Die Ferien würden in der Villa Sonnenschein deshalb ebenso sehnsüchtig erwartet werden, wie in Schulen, sagt die Erzieherin.

Dass für immer jüngere Kinder Betreuungsbedarf besteht, haben auch die Erzieher in Kronach erlebt: "Das war absehbar", sagt Reif-Beck. In der Krippe können zwölf Kleinkinder (null bis drei Jahre) betreut werden. In Maßen findet die Erzieherin die gesellschaftliche Entwicklung "super". Die Kleinen könnten sich "ganz viel voneinander abschauen".

Eine zukunftsweisende Entwicklung sei auch, dass Inklusion in den Kindertageseinrichtungen immer bedeutender werde. In der Villa Sonnenschein ist zwar aufgrund der Architektur kein barrierefreier Zugang denkbar, mit dem Thema setzen sich die Erzieherinnen aber trotzdem auseinander.


Mehr Männer in den Beruf

Fünf Jahre dauert die Ausbildung. Elke Reif-Beck weiß, dass die Auszubildenden heute "öfters Schule und mehr Prüfungen" haben. Auch sie war mit ihren Kollegen an einem Nachmittag vor einigen Wochen für bessere Arbeitsbedingungen demonstrieren. Da es aber der "tollste Beruf der Welt ist", würde sie ihn auch heute wieder wählen.

Sie würde sich wünschen, dass viele junge Männer und Frauen so denken und den Beruf erlernen  - vor allem Männer seien zu selten. "Da muss sich was ändern. Männer haben eine ganz andere Sichtweise", sagt Reif-Beck. Das würde ihrer Meinung nach nicht nur dem Team, sondern auch den Kindern gut tun.