Die Sternsinger sind in Kronach unterwegs

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Lena (9) verkörpert einen der 130 Heiligen Drei Könige, die heuer wieder im Auftrag der Pfarrei Kronach mit Ziegelerden und der Filialgemeinde Höfles unterwegs sind. Dass ihr Stern an den Zacken abgenutzt ist, zeugt von regem Gebrauch. Fotos: Hendrik Steffens
Lena (9) verkörpert einen der 130 Heiligen Drei Könige, die heuer wieder im Auftrag der Pfarrei Kronach mit Ziegelerden und der Filialgemeinde Höfles unterwegs sind. Dass ihr Stern an den Zacken abgenutzt ist, zeugt von regem Gebrauch.  Fotos: Hendrik Steffens
Finn (7), Janne (9) und Nick (8) starten in Dörfles zu ihrer Tour.
Finn (7), Janne (9) und Nick (8) starten in Dörfles zu ihrer Tour.
 
Hannah (8) trägt die Spendentruhe des Kinderhilfswerks.
Hannah (8) trägt die Spendentruhe des Kinderhilfswerks.
 

Heute ist Dreikönigstag, der Tag der Sternsinger. Für die Pfarrei Kronach sind 130 von ihnen unterwegs, um Spenden zu sammeln und Haustüren zu segnen. Lena trägt ihren Stern bereits zum vierten Mal.

Lenas goldener Stern hat schon ein paar Märsche auf dem Buckel und Macken an den Zacken. Er hat hunderte Lieder und Segenssprüche gehört. Er kennt die Klingelgeräusche knausriger und großzügiger Hausbewohner. Und er hat Teil daran, dass es Kindern in ärmeren Teilen der Welt besser geht. Für sie trägt Lena (9) ihren Stern seit drei Jahren - immer um den 6. Januar - für Stunden durch die Kälte. "Je mehr Spenden wir sammeln, desto besser geht es anderen Kindern", bringt Lena den Sinn des Sternsingens auf den Punkt.

Ein orange-gelber Turban und ein passendes, wallendes Gewand identifizieren Lena als einen der Drei Heiligen Könige. Ob sie Kaspar, Melchior oder Balthasar verkörpert? "Egal", sagt sie.
Es geht nicht um historische Korrektheit, sondern um einen schönen Tag mit Freunden und den guten Zweck.

Die Neunjährige ist eine von heuer 130 Kindern und Jugendlichen, die im Namen der katholischen Pfarrei Kronach mit Ziegelerden und der Filialgemeinde Höfles mit dem weihnachtlichen Segen von Haus zu Haus ziehen. Bevor es losgeht, spricht Organisator Andreas Roderer, Gemeindereferent der Pfarrei Kronach, noch einen Segen. Von seinem Haus in Dörfles aus starten die ersten Sternsinger.

Sie verkünden singend die Geburt Christi und schreiben mit Kreide "C+M+B" und die Jahreszahl an die Haustüre. Das Kürzel steht für "Christus mansionem benedicat" (Christus segne dieses Haus). In diesem Jahr lautet die Markierung: "20*C+M+B+15". Die drei Kreuze darin stünden für den Segen im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, erklärt Andreas Roderer. Der Stern symbolisiere jenen, dem die drei Weisen zu Christi Geburt nach Bethlehem folgten.


Wie wird man Sternsinger?

Die historischen Wurzeln ihres Tuns müssen die heutigen Sternsinger nicht zwingend kennen. Für Nick (8) reichen sie nur eine Generation zurück: "Ich glaube, mein Onkel war früher auch mal Sternsinger", sagt er und rückt seinen blau-weißen Turban zurecht. Auf Bitten seiner Eltern habe er nachgegeben und mache nun auch mit, sagt er und grinst. Er ist mit seinen Kumpels Finn (7) und Janne (9) unterwegs. Sie alle sind zum ersten Mal dabei. Ihre Aufgabe? "Herumlaufen und Sachen einsammeln", erklären sie es simpel.

Sänger zwischen fünf und 40 Jahren waren gestern und sind heute im Kreis Kronach unterwegs. Manche sind Gemeindemitglieder der Katholischen Pfarreien, andere mit welchen befreundet oder zufällig an die Sternsingeraktion geraten. "Auch Protestanten, Moslems oder Menschen ohne Kirchenzugehörigkeit können mitmachen", sagt Organisator Andreas Roderer. Die 130 Sternsinger zusammenzubekommen, das sei nicht immer einfach. Wenn man sie allerdings vom guten Zweck der Aktion überzeuge, meint Roderer, seien die meisten Menschen - ob Kinder oder Erwachsene - Feuer und Flamme.


Truhe ist mehr als ein Symbol

Sarah (8) trägt zu ihrem blauen Königsgewand eine goldene Truhe; die offizielle Spendendose der Sternsingeraktion. "Die Drei Könige haben Geschenke wie Gold, Weihrauch und Myrrhe gebracht", sagt Andreas Roderer, "und das tun die heutigen ,Könige' immer noch. Nur in anderer Form". Alles Spendengeld geht an das Kindermissionswerk "Die Sternsinger", das Kinderhilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland.

Es unterstützt notleidende Kinder und Jugendliche in Asien, Afrika und Nahost, Lateinamerika, Mittel- und Osteuropa und Ozeanien. Im vergangenen Jahr sammelte die Pfarrei Kronach fast 23.000 Euro für das Projekt. Bundesweit erbaten Kaspar, Melchior und Balthasar sogar rund 42,3 Millionen Euro; davon etwa 1,44 Millionen im Erzbistum Bamberg, zu dem die Kronacher Pfarreien gehören.


Die Wurzeln

Obwohl die ältesten Sternsinger im Kreis Kronach die 40 geknackt haben - den Anfang des hiesigen Sternsingens haben sie nicht erlebt. "Die Aktion gibt es bei uns seit 1959", weiß Andreas Roderer. Eingeführt hat sie der Kronacher Politiker Heinz Hausmann (73). Die ersten Sternsinger überhaupt datieren Experten auf das Hochmittelalter. Schüler, vermutet man, wollten damals das Einkommen ihrer verarmten Klosterschulen aufbessern.

Mit den Figuren aus der Bibel, die dem Jesuskind Gold, Weihrauch und Myrrhe brachten, haben Sternsinger nur symbolisch etwas gemein. Nicht von Königen ist in der Bibel die Rede, sondern von Sterndeutern. Sie hießen auch nicht Kaspar, Melchior und Balthasar. Insofern ist es nur konsequent, wenn Lena (9) "egal" ist, wie sie nun genannt wird. Hauptsache ist, die Anwohner sind schön spendabel.


Sternsingen in Kronach

Route Die Sternsinger der Pfarrei Kronach kamen gestern nach Dörfles, umliegende Höfe, Blumau, Industriegebiet, Wilhelmshöhe, Breitenloher Berg, Dobersgrund, östlicher Teil der Siedlung. Heute ziehen sie ins restliche Gebiet der Pfarrei Kronach, der Filialgemeinde Ziegelerden und der Filialgemeinde Höfles (mit Unterrodach, Vogtendorf, Fischbach, Wötzelsdorf).

Träger Die Sternsingeraktion wird gemeinsam getragen vom Bund der Katholischen Jugend (BDKJ) und dem Kindermissionswerk.