Die neuen Betriebsratsgremien in der Region sind gebildet. Betriebsseelsorger Eckhard Schneider lud Vertreter aus Kronach und Kulmbach zum Grillen und zum Gespräch über ihre Arbeit ein.
Auf dem Grill weichen die Flammen langsam der Glut. Etwa ein Dutzend Frauen und Männer freuen sich schon auf die Leckerbissen, die Betriebsseelsorger Eckhard Schneider aus Kronach gleich auf den Rost legen wird. Das ist für sie in ihrer Funktion einmal etwas anderes, denn sonst müssen sie als Betriebsräte oft genug selbst die Kohlen aus dem Feuer holen.
Am 31. Mai wurden die Betriebsratswahlen heuer abgeschlossen. Die neuen Gremien stehen nun fest. Schneider hatte einige Vertreter aus den Kreisen Kronach und Kulmbach zu sich eingeladen, in deren Firmen es besonders hohe Wahlbeteiligungen gegeben hat. Beim Essen stand der Austausch im Mittelpunkt: Was beschäftigt die Räte? Wie sehen sie ihre Rolle in den Betrieben?
Fast alle bei der Wahl
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"Die höchste Wahlbeteiligung lag bei 95,5 Prozent", freut sich Betriebsseelsorger Schneider. Aber es habe auch Unternehmen in seinem Zuständigkeitsbereich (Kronach, Kulmbach, Bayreuth) gegeben, in denen nur 30 Prozent erreicht wurden. "In kleinen Unternehmen ist es leichter, auf hohe Wahlbeteiligungen zu kommen", lautet sein Fazit.
Bei Dr. Schneider in Neuses und Tschirn komme man beispielsweise auf 1800 Wahlberechtigte und eine Wahlbeteiligung von knapp unter 50 Prozent. Bemerkenswert sei, dass es dort vier Freigestellte für die Betriebsratsarbeit gibt. Bei Lear in Kronach - dort gibt es knapp 900 Beschäftigte - seien 65 Prozent Beteiligung erreicht worden. Das entspreche ungefähr dem Bundesdurchschnitt. Bei Heinz mit knapp 1000 Beschäftigen in Tettau "haben wir 75 Prozent erreicht - das ist schon eine Wucht". Und Valeo in Neuses hat gar 87 Prozent erreicht.
Im Kulmbacher Raum hat Raps von den dortigen Großbetrieben mit 81 Prozent das beste Ergebnis erzielt. Aber auch Kulmbacher (77 Prozent) und Ireks (71 Prozent) können auf eine bemerkenswerte Wahlbeteiligung verweisen.
Auffällig im Kreis Kronach ist, dass etwa die Hälfte der Vorsitzenden in den Betriebsräten gewechselt hat. "Sind sie flügellahm, weil ja auch die Arbeit nebenher laufen muss? Weil sie weitere Aufgaben haben und das alles nicht mehr auf die Reihe bringen?", fragte Schneider provokativ in die Runde. Und er wies auch auf den Druck hin, der in einzelnen Betrieben auf die Ratsmitglieder ausgeübt wird. So würden beispielsweise Schulungen torpediert.
Matthias Eckardt, der DGB-Regionsgeschäftsführer für Oberfranken, erinnert sich an einen schlimmen Fall. Da seien die Kosten für die notwendigen Schulungen der Betriebsratsmitglieder von der Chefetage vor den Kollegen herumposaunt und gegen sie ins Feld geführt worden. "Aber ohne Schulungen geht's nicht!", betont Eckhard Schneider. Matthias Eckardt spricht nicht nur in diesem Fall von einer "Sandwich-Position", in der sich die Mitglieder der Gremien oft befänden. "Es gibt den Doppeldruck von oben und von unten." Vergnügungssteuerpflichtig ist der Posten des Betriebsrats - zumindest in manchen Firmen - also offenbar nicht, oder?