Benjamin Meusel aus Kronach gibt wieder Gas

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Der Kronacher Benjamin Meusel startet, wenn dies möglich ist, im September bei der Deutschen Enduro-Meisterschaft. Rainer Glissnik
Der Kronacher Benjamin Meusel startet, wenn dies möglich ist, im September bei der Deutschen Enduro-Meisterschaft. Rainer Glissnik
Benjamin Meusel filmt bei seinen Lehrgängen und geht mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Stärken und Schwächen durch.Rainer Glissnik
Benjamin Meusel filmt bei seinen Lehrgängen und geht mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Stärken und Schwächen durch.Rainer Glissnik
 
Teilnehmer des letzten Trainings von Benjamin Meusel in Friesen.Rainer Glissnik
Teilnehmer des letzten Trainings von Benjamin Meusel in Friesen.Rainer Glissnik
 
Benjamin Meusel erklärt seinen Lehrgangsteilnehmern wie sie in steinigem Gelände zurecht kommen.Rainer Glissnik
Benjamin Meusel erklärt seinen Lehrgangsteilnehmern wie sie in steinigem Gelände zurecht kommen.Rainer Glissnik
 

Die Corona-Einschränkungen hatten auch den Kronacher Motocross- und Enduro-Trainer und seine Offroad Academy ausgebremst. Inzwischen hat er aber freie Bahn.

"Bis Juni ging gar nichts", blickt Benjamin Meusel auf eine schwierige Zeit zurück. Der ehemalige Deutsche Jugend-Motocross-Meister, langjähriger ADAC-MX-Masters-Fahrer und aktueller Fahrer in der Deutschen Enduro-Meisterschaft ist seit 2014 selbständig mit seiner Firma FortyFiveMX Professional Offroad Academy unterwegs. Er ist nun erleichtert, dass es ihm nach dem Corona-Lockdown wieder möglich ist, seine Kurse im Freien anzubieten.

Coronabedingt mussten alle Lehrgänge verschoben werden, etliche auch ganz abgesagt. Normalerweise bietet er immer an drei Wochenenden Lehrgänge an, am vierten Wochenende Vereins- oder Privatlehrgänge, oder er hat auch mal frei. Jetzt sind viele Lehrgänge auf die bislang freien Wochenenden verteilt.

"Viele angemeldete Teilnehmer waren sehr entgegenkommend, buchten um oder ließen sich den Betrag gut schreiben. Klar musste ich auch vieles zurücküberweisen." Über Ostern wäre er in Polen gewesen, um dort einen Lehrgang zu halten. "Es ist schon mit Verlusten einher gegangen, aber ich kann noch überleben", zeigt er sich zuversichtlich.

Sein heimisches Fahrgelände beim AC Kronach in Friesen nutzt er besonders gerne. "Meiner Meinung nach ist es eines der besten in ganz Deutschland." Hier fand sein letzter Lehrgang statt. Zehn Teilnehmer aus dem süddeutschen Raum und aus Thüringen waren gekommen.

Fahrer brauchen Fitness

Das Fahren im Gelände verlangt viel ab: Action und Spaß, Kraft, Konzentration, Reaktionsvermögen, dazu die sich oft ändernden Bedingungen im Freien, trockener Boden, Regen, Schlamm, Matsch, manchmal auch nasse und schlammige Stellen, obwohl die Bahn ansonsten trocken ist. Dazu kommt Hitze, die von den Motoren ausgestrahlt wird. "Es ist sehr anspruchsvoll." Ausdauer und Fitness sind gefragt.

Am Wochenende in Friesen hatte Meusel mit zehn Teilnehmern eine kleine Gruppe, weil er hier nicht den normalen Betrieb für die Vereinsmitglieder stören will. Er ist dem AC Kronach dankbar, hier in seiner Heimat immer wieder einmal Lehrgänge anbieten zu können. Diesmal waren auch Anfänger dabei, die noch nicht lange fahren. Zwei waren erstmals auf der Offroadmaschine im Gelände unterwegs. Daneben sind dort auch die Vereinsfahrer unterwegs, von denen etliche sehenswerte Fahrmanöver und eine enorme Beherrschung ihrer Maschine demonstrieren.

Motocross-Lehrgänge finden auf den breiteren Strecken mit vielen Sprüngen statt. Enduro-Lehrgänge sind auf kleineren Wegen unterwegs mit Hindernissen wie Wurzeln und Steinen. Hier kommt es mehr auf die Ausdauer und die schwierigen Strecken an. Benni Meusel bietet den Fahrern auch Privattraining, Vereinslehrgänge, Kindertraining und Wintercamps in Spanien. Dazu kommt ein Rennteam, das 2014 in der Nordbayernserie erstmals an den Start ging.

Ihm ist es wichtig, bei den Lehrgängen möglichst individuell auf alle Fahrer einzugehen und an den persönlichen Schwachpunkten zu arbeiten. "Am Anfang steht die Technik, die Geschwindigkeit kommt dann von alleine." Ziel ist, ein verantwortungsvoller und sicherer Fahrer zu werden.

Neben seinem Hauptjob mit den Lehrgängen bereitet er sich auch auf sportliche Wettkämpfe vor.

"Eigentlich hätte ich im März schon zwei Rennen gehabt", aber auch diese fielen heuer aus. Derzeit ist bei der Deutschen Enduro-Meisterschaft ohnehin Sommerpause. Aktueller Plan ist, dass es damit im September weitergehen kann. Abstand halten ist hier ja sehr einfach möglich. Bei der klassischen Enduro-Meisterschaft gibt es Rundenlängen von 60 Kilometern. Zuschauer stehen da immer weit verteilt. "Hier können die Sicherheits- und Hygieneregeln leicht eingehalten werden. Deswegen bin ich auch guter Dinge und bin fest davon überzeugt dass es stattfindet und entsprechend bereite ich mich darauf vor, dass es im September los geht."

Hobby zum Beruf gemacht

Als er seine Firma gründete, studierte er noch bis 2015 BWL in Bamberg. Als immer mehr Anfragen kamen, ob er nicht auch einmal Lehrgänge anbieten könnte, begann er, dieses Hobby zu seinem Beruf zu machen. Die Trainertätigkeit lässt sich bestens mit dem Zweiradsport vereinbaren und ergänzt sich.

Mit vier Jahren saß Benjamin Meusel erstmals auf dem Motorrad. Sein Vater Werner Meusel fuhr im deutschen Enduro-Pokal in der Zweiten Liga. "Da bin ich als kleines Kind gleich mit hineingewachsen." Zunächst fuhr er Motocross, weil Enduro meist mit Führerschein und Straßenzulassung verbunden ist. Heute gibt es bereits für Kinder Veranstaltungen im Enduro-Bereich, die keine öffentlichen Straßen nutzen.

So wurde er im Motocross-Bereich groß. 2017 wechselte er in den Enduro-Bereich und suchte hier eine neue sportliche Herausforderung. Benni Meusel hat eine fünfjährige Tochter, die begeistert die Aktivitäten ihres Vaters begleitet. Emma fuhr schon mit eben jenem Motorrad, mit dem ihr Vater seine ersten Fahrten absolvierte. Zwischendurch hatte das Fahrzeug andere Besitzer, aber vor zwei Jahren konnte er die Yamaha PB 50 wieder erwerben. "Das war schon ein schönes Erlebnis, als meine Tochter auf dem gleichen Motorrad begann wie einst ich. Sie kennt sich sehr gut aus und fährt ab und an. Und wenn sie nicht fahren will, ist es auch in Ordnung."

Heutzutage sei es gar nicht so einfach, junge Menschen für Aktivitäten draußen zu begeistern. Computer und Handy stehen richtigen Freizeitaktivitäten oft im Weg. Wer lernt, mit seinem Gefährt auf speziellen Pisten unter schwierigsten Bedingungen zurecht zu kommen, weiß auch im normalen Straßenverkehr Gefahrensituationen frühzeitiger zu erkennen und vorzubeugen. Gerade Kinder, die ab dem Schulalter anfangen, seien dann viel vorsichtiger unterwegs, wenn sie einmal den Straßenführerschein machen. Meusel: "Die wissen genau, in welcher Kurve sie mehr aufpassen müssen und mit welcher Gefahr sie rechnen müssen."