Babyleichen in Wallenfels: Das Warten auf Antworten

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Foto: Ferdinand Merzbach
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Oberstaatsanwalt Martin Dippold und Polizeisprecherin Anne Höfer bei einer Pressekonferenz vor dem Tatort in Wallenfels Foto: Peter Groscurth
Oberstaatsanwalt Martin Dippold und Polizeisprecherin Anne Höfer bei einer Pressekonferenz vor dem Tatort in Wallenfels Foto: Peter Groscurth
 

Viele offene Fragen plagen die Einwohner von Wallenfels im Landkreis Kronach. Nur schwer können die Menschen begreifen, was in ihrer Kleinstadt passiert ist, wie es dazu kommen konnte, dass mindestens acht Babys tot sind.

"Des is schlimm! Aber warum hat denn niemand bemerkt, wo die Kinder hin sind?" Ein stämmiger älterer Herr steht vor dem Kulturzentrum in Wallenfels und blickt fassungslos in Richtung des weißen Hauses, in dem die Körper von acht Babys lagen - eingehüllt in Tücher, die wiederum luftdicht umschlossen von Plastiktüten waren.

Jahrelang bekam niemand von den Bewohnern des Anwesens davon etwas mit. Der Mann schüttelt den Kopf und meint weiter: "Wenn eine Frau schwanger wird, dann muss doch ihr Partner oder Ehemann das mitbekommen und vor allem auch, wenn ihr Bäuchlein weg ist und kein Säugling im Bettchen liegt."
 


Fürsorgliche Mutter

Fragen, die sich wohl auch Menschen aus der Umgebung der 45-jährigen mutmaßlichen Mutter gestellt haben. Die Frau galt als ruhig, unauffällig und soll sich fürsorglich um ihre drei Kinder aus der zweiten Ehe gekümmert haben.



Bis zur Trennung von ihrem Mann vor einigen Wochen, meint eine Nachbarin. "Sie war immer freundlich. Aber dann merkt man, wie sehr so eine heile Fassade einen täuschen kann." Zumindest einigen Anwohnern sind wohl die Schwangerschaften der 45-Jährigen aufgefallen, genauso wie die Tatsache, dass sie nicht entbunden habe. "Sie sagte einmal zu mir, dass sie vier Abgänge gehabt habe", erinnert sich eine Frau, die anonym bleiben möchte. Dies sei aber nicht so schlimm gewesen, sie habe ja noch ihre fünf gesunden Kinder, habe die Mutter dann noch gegenüber der Zeugin angefügt.

Solch unbemerkte Schwangerschaften sind kein Einzelfall. Als junge Frau soll sie vor etwa 25 Jahren vom Arbeitsplatz direkt zur Entbindung gebracht worden sein. Bis dahin sei ihr Baby-Bäuchlein niemandem aufgefallen, so erzählen es zumindest frühere Arbeitskollegen gegenüber dieser Zeitung.
 


Ermittlungen noch am Anfang

In einem Pulk von TV-Reportern und Journalisten aus ganz Deutschland hat auch Polizeisprecherin Anne Höfer vor dem Tatort in Wallenfels noch keine abschließenden Antworten auf solche Fragen. Die Arbeit der Ermittler befinde sich erst am Anfang, stellt sie fest. "Es muss dabei auch die Vaterschaft in diesen Fällen geklärt werden", führt Höfer weiter aus.

Auf die Klärung solcher Sachverhalte muss die Ermittlergruppe "Schlossberg" warten. Antworten auf die offenen Fragen kann es eigentlich nur von einer Person geben: der Mutter der acht toten Babys. Doch die ist verschwunden und niemand weiß, wo sie sich aufhält.

Die 3000-Seelen-Gemeinde Wallenfels kann derweil nur schwer begreifen, was in der so unbeschwerten Kleinstadt-Welt schreckliches passiert ist, wie das nur geschehen konnte.

Viele Menschen kommen zum Haus in der Jakob-Degen-Straße, stehen davor und warten jetzt auf Antworten in dieser schrecklichen Tragödie.