Auf der Jagd nach Attrappen in Stockheim

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Mit seinem Hightech-Compoundbogen entgeht Teilnehmer Thomas Wagner fast kein Ziel. Fotos: Carlo Fehn
Mit seinem Hightech-Compoundbogen entgeht Teilnehmer Thomas Wagner fast kein Ziel. Fotos: Carlo Fehn
Treffer prüfen, in die Schießkarte eintragen und Pfeile suchen - dann geht's für die Teilnehmer zur nächsten Station.
Treffer prüfen, in die Schießkarte eintragen und Pfeile suchen - dann geht's für die Teilnehmer zur nächsten Station.
 
Frank Buckreus von den "Bogenfreunden Stockheim"
Frank Buckreus von den "Bogenfreunden Stockheim"
 
Gut und gerne 40 Meter entfernt steht der Damhirsch im Wald - kein Problem für die "Jäger".
Gut und gerne 40 Meter entfernt steht der Damhirsch im Wald - kein Problem für die "Jäger".
 
Nachdem die Gruppe das Schießen beendet hat, ist das Opfer mit Pfeilen gespickt.
Nachdem die Gruppe das Schießen beendet hat, ist das Opfer mit Pfeilen gespickt.
 
Volle Konzentration vor dem Schuss ist eine wichtige Voraussetzung für den erfolgreichen Treffer.
Volle Konzentration vor dem Schuss ist eine wichtige Voraussetzung für den erfolgreichen Treffer.
 

Bereits zum dritten Mal veranstalteten die "Bogenfreunde Stockheim" am Samstag eine sogenannte 3D-Jagd. Ein Sport, bei dem die Natur im Wettkampf aktiv erlebt werden kann.

Als pünktlich um zehn Uhr im Wald oberhalb der ehemaligen Katharinazeche in Stockheim die ersten Pfeile mit unglaublicher Geschwindigkeit und hoher Genauigkeit ihr Ziel finden, kann Frank Buckreus erleichtert durchatmen.

Buckreus ist einer der Initiatoren der Interessengemeinschaft "Bogenfreunde Stockheim", die im nächsten Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiern wird und am Samstag zum dritten Mal ein so genanntes 3D-Bogenschießen - auch 3D-Jagd genannt - in der Bergwerksgemeinde durchgeführt hat.

Zwölf Mitglieder zählt man und was die, zusammen mit ihren Familien und Freunden, den etwa 160 Teilnehmern geboten haben, war aller Ehren wert. Wolfgang Quinger von den "Bowhunters Rossach" war bereits im letzten Jahr beim Turnier in Stockheim am Start und er sagt, dass er nur den Hut ziehen könne, wie eine kleine Gruppe mit relativ wenigen Mitgliedern eine so tolle Veranstaltung auf die Beine stellt.
"Es sind viele Einzelaspekte", sagt er, "warum man sich bei einem Turnier wohl fühlt. Das Wichtigste ist natürlich der Parcours. Welche 3D-Ziele hat man ausgewählt und in welchem Umfeld stehen diese? Könnte es theoretisch auch in Wirklichkeit so sein? Und das Drumherum muss natürlich auch stimmen. Und da kann ich nur sagen, dass die Stockheimer hier wirklich tolle Arbeit geleistet haben."

Was genau passiert nun aber bei dieser 3D-Jagd? Frank Buckreus erklärt es anhand des Turniers seiner Bogenfreunde. "Wir haben hier im Wald einen Parcours, der insgesamt eine Länge von circa sieben Kilometern hat und auf dem in regelmäßigen Abständen und durch Markierungen gekennzeichnet, insgesamt 30 Stationen angelaufen werden, von denen aus in einiger Entfernung die Tierattrappen zu sehen sind. Das können bei Kleintierattrappen fünf bis zehn Meter, bei großen Tieren aber auch schon mal 30 oder 40 Meter sein. Auf diese gilt es dann mit Pfeil und Bogen zu schießen und je nach Treffer eine Wertung einzufahren."

Wenn man sowohl Frank Buckreus beim Aufbau und beim letzten Check des Parcours begleitet als auch während des Wettkampfes mit den Schützen loszieht, lässt es sich nur schwer vermeiden, bereits nach sehr kurzer Zeit eine gewisse Faszination für diesen Sport zu empfinden. Das ist nicht etwa ein Betätigungsfeld für Amateur-Rambos oder Leute, die ihren Frust aus der Arbeit verarbeiten wollen - nein, Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder gehen einem Hobby nach, in dem viel mehr steckt, als nur einen Jagdtrieb zu befriedigen. "Die Faszination ist einfach, dass du draußen in der Natur unterwegs bist - in einer Gruppe mit anderen Leuten, die du vorher vielleicht noch nicht kanntest - und, dass man neben aller Konzentration und Anstrengung auch immer noch Platz für Gespräche und Geselligkeit hat", erzählt Frank Buckreus.

Und auch wenn es nicht für jeden so ausieht oder so verstanden wird, sei es unter dem Strich dennoch ein Sport, den er und seine Mitstreiter ausüben. "Man muss unheimlich konzentriert sein und auch der körperliche Aspekt darf beim 3D-Bogenschießen nicht außer Acht gelassen werden." Da sei es dann auch egal, ob man einen klassischen Holz- oder Langbogen schießt oder über einen Recurve- bis hin zum Compoundbogen ein kleines Hightechgerät in den Händen hält.

Helmut, ein Teilnehmer aus Unterwellenborn erzählt, dass sein Arzt ihm vor drei Jahren nach einem Herzinfarkt empfohlen habe, sich zu bewegen und körperlich zu betätigen. Nachdem er auf das jagdliche Schießen aufmerksam geworden war, habe ihn sehr schnell das Fieber gepackt. "Man wird richtig süchtig danach", stellt er fest, bevor er wenige Augenblicke später konzentriert den Bogen spannt und dem Auerhahn, der etwa 15 Meter entfernt im Wald steht, mit einem Schuss in die nur wenige Zentimeter große "Kill"-Zone die höchste Punktzahl abverlangt.

Frank Buckreus und sein Team haben derweil alles vorbereitet, um die hungrigen und durstigen Schützen nach deren mehrstündigem Rundlauf mit Deftigem vom Grill und aus dem Feuertopf zu versorgen. Und nachdem die Sieger geehrt und die "unechten Waldbewohner" wieder zurückgeholt wurden, gönnen sich auch die "Stockheimer Bogenfreunde" ihr verdientes Bier. Carlo Fehn