Über die hohen Spritpreise stöhnen viele. Vor allem Fuhrunternehmen leiden darunter. An den Preisen kann man nichts machen - an der Fahrweise um so mehr.
Seit fast 30 Jahren sitzt Bernhard täglich hinterm Steuer seines Lkw. Trotzdem muss sich der 47-Jährige für den neuen Berufskraftfahrerschein fortbilden. "Was wollen die einem alten Hasen noch beibringen?" fragt er. Seine Hoffnung: Beim Eco-Training des ADAC trotzdem etwas dazuzulernen - es geht nämlich um bares Geld. "Vielleicht kann ich den Verbrauch meines Lkw um einen oder zwei Liter senken."
Kontinuierlich steigende Preise Diese Hoffnung teilten alle Teilnehmer, die von ihren Arbeitgebern ins ADAC Fahrsicherheitszentrum Schlüsselfeld geschickt worden waren. Angesichts der kontinuierlich steigenden Dieselpreise wird das Thema Spritsparen für die Branche immer wichtiger. "Transportunternehmen leiden extrem unter den hohen Preisen - zumal sie nicht alles umlegen können", sagt Christian Rennie, Fachreferent Berufskraftfahrer-Weiterbildung.
Darum muss anderswo gespart werden - und beim Verbrauch ist laut einer aktuellen Dekra-Untersuchung einiges rauszuholen: In einem Lkw-Fuhrpark lassen sich demnach durch Nachrüstungen und Schulungen rund 27 Prozent der Kraftstoffkosten einsparen. Und zwar ohne Zeit zu verlieren, betont ADAC-Trainer Andreas Klaus. "Spritsparend fahren ist nicht gleich langsam fahren." Wer als Lkw-Fahrer im Rahmen seiner zulässigen Geschwindigkeit bleibe, mache schon viel richtig: "Zwischen 40 und 80 Km/h ist die Effizienz am größten." Soll heißen: Wer 80, statt 40 fährt, spart auf 100 Kilometer eineinviertel Stunden.
Zwischen Tempo 80 und 100 liegt gerade mal eine Ersparnis von einer Viertelstunde - rein rechnerisch, real weniger. "Wobei im oberen Drehzahlbereich der Spritverbrauch am höchsten ist." Beim Pkw liegt die Effizienzgrenze bei 100 bis 120 Km/h - alles darüber frisst nur Geld.
Bernhard macht das bei der Testfahrt automatisch richtig: Auf der Landstraße fährt er im Schnitt 66 Km/h - etwas mehr als die erlaubten 60. Auf der Autobahn bleibt er bei Tempo 80. Auch wenn andere Lkw an ihm vorbeiziehen. "Wenn ich rase, bin ich nur angespannt - und Zeit hole ich kaum raus." Die Praxis zeigt's: Der Überholer bleibt während der zehnminütigen Autobahnfahrt in Sichtweite. "An der nächsten Baustelle würde ich ihn einholen - habe aber weniger Sprit verbraucht."
Zeit über Geschwindigkeit rauszuholen, klappt fast nie, bestätigt der Trainer: "Wenn Zeit einmal weg ist, ist sie weg." Und erst bei doppeltem Tempo halbiert sich die Zeit - weshalb es so gut wie unmöglich ist, einen Stau durch späteres Rasen auszugleichen. Auch für Autofahrer.
Die Wahl der richtigen Geschwindigkeit ist eine Stellschraube - aber nicht die einzige. Vorausschauend und gleichmäßig fahren lautet ein anderer Tipp: "Auf rote Ampeln zurollen, zwischen zwei Kurven nicht beschleunigen, nur um wieder abzubremsen, an Steigungen den Schwung mitnehmen", zählt Klaus auf. Durch genügend Abstand zum Vordermann vermeide man unnötiges Abbremsen ebenfalls.
Denn: Anfahren und Beschleunigen braucht am meisten Kraftstoff - ist ein Fahrzeug mal in Bewegung, reduziert sich der Verbrauch. "Jeder Wechsel der Geschwindigkeit kostet." Auch sollte man vor Steigungen rechtzeitig schalten, es brauche unglaublich Sprit, in Steigungen Geschwindigkeit aufzunehmen.
Radfahrer als Beispiel Klaus veranschaulicht die Theorie an einem greifbaren Beispiel: "Denkt ans Fahrradfahren!" Immer, wenn man sich als Radler anstrengen muss, verbraucht ein Auto in derselben Situation Sprit - je höher die Anstrengung, desto höher der Verbrauch.
Klaus hatte noch viele Tipps und praktische Übungen für die Lkw-Fahrer im Gepäck - die diese auch privat als Autofahrer umsetzen können. "Die Grundzüge sind dieselben", weiß Bernhard. Darum lautet seine Prämisse: "Immer gelassen bleiben - das spart Sprit und Nerven."
Ob er seinen Verbrauch nach der Schulung weiter drosseln kann, wird sich zeigen. Denn, wie Christian Rennie betont: "Wissen ist das eine. Das Wissen auch anzuwenden, etwas ganz anderes."