Schwere Vorwürfe gegen fränkischen Baustoffhersteller: Unternehmen steht in der Kritik - und reagiert

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Baustoffhersteller Knauf stellt klar: Keine Unterstützung für Russland
Der Sitz der Knauf-Gruppe im unterfränkischen Iphofen. Der Baustoffhersteller ist seit mehr als 30 Jahren in Russland aktiv ...
Baustoffhersteller Knauf stellt klar: Keine Unterstützung für Russland
Daniel Karmann/dpa

Das Russland-Geschäft des fränkischen Baustoffherstellers Knauf steht seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine schwer in der Kritik. Doch ein Rückzug ist laut Unternehmen kompliziert - und teuer.

Der weiterhin in Russland tätige Baustoffproduzent Knauf widerspricht erneut dem Eindruck, den Krieg Moskaus gegen die Ukraine zu unterstützen. "Insbesondere widersprechen wir dem Vorwurf, Knauf würde wissentlich den Bau und Betrieb von Nuklearwaffenbasen durch direkte Produktlieferungen unterstützen", teilte das Unternehmen mit Sitz im unterfränkischen Iphofen (Kreis Kitzingen) mit.

Hintergrund ist ein Spiegel-Bericht, dem zufolge Knauf-Materialien wie Gips oder Zement für den Ausbau von russischen Atomwaffenstützpunkten verwendet worden sein könnten.

Knauf-Rückzug aus Russland läuft nach 30 Jahren

Das Familienunternehmen hatte vor mehr als einem Jahr angekündigt, sich nach über 30 Jahren aus Russland zurückzuziehen, wo es mehrere Tochterfirmen betreibt. Doch dieser Schritt ist bisher nicht vollzogen. "Unsere Gespräche dazu sind inzwischen bereits weit fortgeschritten", heißt es.

"Das Verfahren, in das verschiedene zuständige Behörden einbezogen sind, ist regulatorisch hochkomplex und erfordert diverse und recht langwierige Genehmigungen in verschiedenen Jurisdiktionen." Die Gespräche würden vertraulich geführt, Details könnten noch nicht veröffentlicht werden.

Allerdings fließen seit dem April 2024 keine Gewinne mehr der russischen Tochtergesellschaften nach Deutschland.

Keine Kontrollen von Händlern in Russland

Westliche Unternehmen, die ihre Tochterfirmen in Russland veräußern möchten, müssen dafür hohe Abschläge in Kauf nehmen. Der Kreml hat angeordnet, dass solche Firmen nur zu maximal 60 Prozent des ohnehin niedrigen Schätzwertes verkauft werden dürfen. Und darauf sind noch 35 Prozent Steuern und Abgaben fällig.

Knauf betont, stets im Einklang mit den geltenden Sanktionen zu handeln. "Auch den Vorwurf, Knauf hülfe dem russischen Staat aktiv bei der Umgehung von Sanktionen, weisen wir entschieden zurück." Die russischen Tochtergesellschaften des Unternehmens müssten sämtliche Produkte für den lokalen Markt eigenständig herstellen - und verkauften nahezu ausschließlich an den unabhängigen Baustoffhandel.

Die Töchter hätten allerdings keine Möglichkeit, diese Händler anzuweisen, mit welchen Kunden sie Geschäftsbeziehungen unterhalten dürfen - sprich: Wo die Produkte der Knauf-Töchter letztlich landen, ist ungewiss.

Knauf-Produkte nicht für Waffensysteme vorgesehen

Die Baustoffe von Knauf seien dafür bestimmt noch dazu geeignet, Waffensysteme einsatzfähig zu machen oder zu erhalten, so Knauf. Das Unternehmen habe auch keine vertraglichen Beziehungen mit dem russischen Verteidigungsministerium oder mit Behörden, die dem Ministerium unterstehen. "Entsprechend verkauft und liefert Knauf auch keine Produkte an solche Stellen."

Die Knauf Gruppe plant, in Russland ihr gesamtes Geschäft zu veräußern, einschließlich Rohstoffgewinnung, Produktion und Vertrieb. Mehr als 4.000 Mitarbeiter sind dort für den Konzern tätig.

Die geplante Transaktion stehe unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die zuständigen Behörden in Russland.

Werke in der Ukraine

Der Familienkonzern, der 2022 mit etwa 15,4 Milliarden Euro Umsatz zu den größten Baustoffherstellern weltweit zählte, steht seit Jahren wegen seiner Russland-Geschäfte in der Kritik. Die Franken betonen immer wieder, seit Februar 2022 keine Waren mehr nach Russland zu liefern und auch nichts mehr aus Russland zu exportieren.

Das Unternehmen, das sich vollständig im Besitz der Familie Knauf befindet und dessen Geschäftsführer auf dem ersten Platz unseres Rankings der reichsten Menschen Frankens landete, ist in etwa 90 Ländern vertreten. Eigenen Angaben zufolge betreibt Knauf hunderte Werke mit rund 40.000 Beschäftigten auf allen fünf Kontinenten. 

Auch in der Ukraine ist Knauf aktiv und unterhält ein Werk in Kiew mit etwa 420 Mitarbeitenden. Im Westen des Landes wurde mit dem Bau von zwei neuen Werken begonnen, einem Gipsputzwerk und einem Gipsplattenwerk.

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