Das unterfränkische Familienunternehmen Knauf soll in Russland bei der Rekrutierung von Soldaten geholfen haben. Das behauptet zumindest "Der Spiegel". Der Traditionsbetrieb aus Iphofen weist den Vorwurf scharf zurück. "Diese Wahrnehmung ist irreführend", erklärt der Konzern.
- Iphofen: Baustoff-Hersteller Knauf als Helfer Putins? Schwerer Vorwurf gegen fränkischen Familienbetrieb
- Laut "Spiegel"-Bericht: Traditionsunternehmen soll Russland bei Rekrutierung von Soldaten geholfen haben
- Knauf wehrt sich gegen Anschuldigung - Familienbetrieb sorgt sich um Mitarbeiter in Ukraine und Russland
- "Wahrnehmung ist irreführend": Konzern weist Vorwurf aktiver Kriegsunterstützung zurück
Der unterfränkische Baustoff-Hersteller Knauf ist ungewollt in die Schlagzeilen geraten. Das 1932 gegründete Familienunternehmen mit Sitz in Iphofen (Landkreis Kitzingen) setzt sich nun gegen die ihm entgegengebrachte schwere Anschuldigung zur Wehr. Laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" soll Knauf dem Kreml dabei geholfen haben, Soldaten für Russland zu rekrutieren. Der Traditionsbetrieb weist den "Vorwurf aktiver Kriegsunterstützung" indes entschieden zurück - und spricht von einer "irreführenden Wahrnehmung".
Iphofen: Hilfe bei Rekrutierung russischer Soldaten? Knauf weist "Spiegel"-Bericht zurück
"Der Krieg in der Ukraine beschäftigt die Knauf-Gruppe", erklärt der Baustoff-Produzent in einem Statement vom Montag (10. Oktober 2022), das inFranken.de vorliegt. Neben der Sorge um die in der Ukraine tätigen Mitarbeiter trage Knauf auch Verantwortung für alle Beschäftigten in Russland. "Am Wochenende war es in Medienberichten zum Anschein gekommen, Knauf unterstütze die Kriegführung aktiv, in dem es für die russische Seite innerhalb seiner Betriebe aus eigenem Antrieb die Einziehung von Mitarbeitern zum Kriegsdienst organisiere", teilt der fränkische Traditionsbetrieb mit - und betont zugleich: "Diese Wahrnehmung ist irreführend und die Geschäftsleitung weist den Vorwurf einer willfährigen oder gar aktiven Unterstützung der Kriegführung mit allem Nachdruck zurück."
"Der Spiegel" berichtet in seiner aktuellen Ausgabe von deutschen Unternehmen, die Russland bei seiner Mobilisierung mutmaßlich unterstützen. Artikel-Überschrift: "Putins eifrige Helfer". Tausende Mitarbeiter seien demnach betroffen. Eine Tochter des Familienkonzerns Knauf soll nach "Spiegel"-Recherchen angeblich "besonders beflissen" gewesen sein. Dem Beitrag zufolge seien zehn russischen Angestellten des Knauf-Werks in Krasnogorsk bei Moskau am 22. September Papiere vorgelegt worden - "darunter eine offenbar von Knauf-Fabrikleiter Alexander Trebunskich unterzeichnete Aufstellung mit ihren Namen – versehen mit der Anordnung, sich um elf Uhr Ortszeit beim örtlichen Wehramt Wojenkomat einzufinden", heißt es in dem Artikel des Magazins. "Sinn und Zweck der Aktion: die Einberufung in die russische Armee".
Ein Minibus der Firma habe die Mitarbeiter wenig später vom Fabrikgelände zur Wehrbehörde gefahren. Die verbindlichen Einberufungsbescheide der Militärbehörde selbst hätten die Arbeiter laut Zeugenaussagen erst dort ausgehändigt bekommen, berichtet der "Der Spiegel". "Unter Knauf-Beschäftigten und Angehörigen schürt das den Verdacht, dass nicht das Wehramt entschieden hat, wer genau sich melden musste - sondern das russische Management von Knauf", schreibt das Blatt.
Knauf bezieht Stellung zu Vorwürfen - und verweist auf "lokale Rechtsvorschriften"
Knauf bezieht in seinem Statement derweil Stellung zu den vom "Spiegel" behaupteten Aspekten. "Die Knauf-Gruppe musste zur Kenntnis nehmen, dass das russische Knauf-Unternehmen in Krasnogorsk Ende September ein Schreiben erhalten hat, das die Einberufung von zehn Mitarbeitern zu einer turnusgemäßen, alle drei Jahre stattfinden Wehrübung für Reservisten enthielt", konstatiert der Baustoff-Hersteller aus Unterfranken. Die Namen der Beschäftigten seien dem Unternehmen von der zuständigen Behörde übermittelt worden. "In Russland werden Einberufungen, auch zu regulären Wehrübungen, in der Regel über den Arbeitgeber zugestellt", hält Knauf fest.
Von der angesetzten Reservistenübung waren Knauf zufolge auch noch andere Angestellte betroffen. "Weitere fünf Mitarbeiter wurden auf Anordnung der russischen Behörden zur Organisation der Wehrübung herangezogen", berichtet Knauf. Letztlich seien die Betroffenen aber nicht zur Wehrübung angetreten, da diese kurzfristig von der Behörde abgesagt worden sei. "Im Rahmen der aktuellen Teilmobilmachung in Russland wurden bislang drei Knauf-Mitarbeiter zum Wehrdienst eingezogen", teilt der Konzern mit.