Der Strom der Asylbewerber reißt nicht ab. Jetzt sind auch die Landkreise gefordert.
Die Zahl der Menschen, die in Deutschland Asyl suchen, steigt ständig an. Die Behörden suchen Unterkünfte. "Händeringend", wie der Pressesprecher der Regierung von Unterfranken, Johannes Hardenacke, sagt. Im Landkreis Kitzingen ist zumindest ein kleiner Lichtblick in Sichtweite. Und eine große Lösung in Kitzingen ist noch nicht vom Tisch.
Mainbernheims Bürgermeister Karl Wolf wird bald eine Premiere erleben. Die erste dezentrale Unterkunft für Asylbewerber wird im Gartenweg bezogen. Wann genau die rund 15 Asylbewerber kommen, ist Wolf nicht bekannt. "Das kann über Nacht passieren", sagt er. Der 1. Dezember war ursprünglich angedacht. Der Bürgermeister geht davon aus, dass es jetzt Mitte Dezember wird. Die zuständige Sachbearbeiterin vom Landratsamt Kitzingen, Antonette Graber, geht auch von Mitte Dezember aus.
Im Moment wird das Haus möbliert.
Gewisse Mindeststandards müssen eingehalten werden: Ein Tisch, ein abschließbarer Schrank, Kochplatte, Bettwäsche, Handtücker etc. müssen vorhanden sein. Für jeden Asylbewerber müssen mindestens sieben Quadratmeter zur Verfügung stehen. Das Haus in Mainbernheim hat zwei seperate Wohnungen und einen Raum mit einer Nasszelle.
Die Regierung von Unterfranken ist für die Gemeinschafts- und Ausweichunterkünfte (GU) der Asylbewerber zuständig. 18 solcher Unterkünfte gibt es in Unterfranken. In Würzburg sind am meisten (fast 450) untergebracht. Insgesamt leben rund 1700 Asylbewerber in diesen Unterkünften, etwa 800 sind zusätzlich in dezentralen Einrichtungen aufgenommen worden.
Im Landkreis Kitzingen gibt es die Unterkünfte in Kleinlangheim (90 Plätze) und Kitzingen (45 Plätze). "Alle Gemeinschaftsunterkünfte in Unterfranken sind voll belegt", berichtet Hardenacke.
Und daran wird sich nichts ändern. Im Gegenteil: "Wir haben einen ganz erheblichen Bedarf", sagt der Pressesprecher. Die aktuellen Zahlen belegen das: Waren es im Jahr 2012 etwas mehr als 900 Asylbewerber, die nach Unterfranken kamen, stieg deren Zahl heuer auf 1470. Alleine in diesem Jahr muss die Regierung von Unterfranken noch einige hundert Plätze vorhalten. Pro Woche werden rund 60 Asylbewerber der Regierung von Unterfranken zugewiesen. Im kommenden Jahr geht Hardenacke von einem zusätzlichen Bedarf von rund 1000 Plätzen aus.
Die Zeit drängt und es ist keine leichte Aufgabe für die Regierung, neue Gemeinschaftsunterkünfte zu finden. "Wir brauchen eine bestimmte Größenordnung", sagt Hardenacke. Zwischen 30 und 60 Plätze wäre optimal. Kein Wunder, dass der ehemalige Corlette Circle, zwischen Kitzingen und Großlangheim, weiterhin interessant ist.
Anfang Oktober hatte sich eine knappe Mehrheit im Stadtrat gegen die große Lösung ausgesprochen. 150 Plätze standen auf dem rund 2,6 Hektar großen Areal zur Diskussion. Stattdessen sprach sich eine Mehrheit dafür aus, das Kontingent auf 30 Plätze zu beschränken.
"Das Interesse ist immer noch vorhanden", bestätigt Immobilienmakler Georg Wittmann auf Anfrage. "Wir sind nach wie vor in Verhandlungen." Eine kleine Lösung kann er sich allerdings nur schwer vorstellen. Auch die Regierung von Unterfranken ist "an einer möglichst umfänglichen Nutzung des Corlette Circles interessiert", wie es Pressesprecher Hardenacke formuliert. 150 Plätze wären mittelfristig am hilfreichsten.
"Das würde den Landkreis entlasten."
Nach bestehender Rechtslage sind die Landkreise gefordert, wenn die jeweiligen Bezirksregierungen nicht genügend Plätze im Gemeinschaftsunterkünften anbieten können. "Dann sind wir auf dezentrale Lösungen angewiesen", erklärt Hardenacke. Im Landkreis Erlangen-Höchstadt sind beispielsweise Zimmer in Gasthöfen angemietet worden. Auch Privatquartiere werden genutzt.
Im Landkreis Kitzingen ist das Haus in Mainbernheim die bislang erste dezentrale Lösung. "Wir bekommen immer wieder Objekte angeboten", berichtet Pressesprecherin Corinna Petzold. Aber nicht jedes Angebot kann angenommen werden. "Die Unterkunft sollte nicht zu klein sein", erklärt Antonette Graber. 15 Plätze sollten es mindestens sein. "Und die Wohnungen müssen natürlich in einem guten Zustand sein", sagt Petzold.
Bis Jahresende sollten 25 weitere Plätze vorgehalten werden, damit der Landkreis seine Quote von 6,5 Prozent erfüllt. Im kommenden Jahr müssten nach derzeitigem Stand weitere 80 Plätze angeboten werden. "Wir sind dran, unser Soll zu erfüllen", beteuert Graber.
Der Vermieter erhält den vor Ort marktüblichen Mietpreis. Und die Anlieger erhalten neuen Nachbarn - auf Zeit. In Mainbernheim hat Mitte letzter Woche eine Anliegerversammlung stattgefunden. "Ich denke, dass einige Vorurteile abgebaut werden konnten", meint Wolf. Er will beizeiten den Kontakt zu den Anliegern und den neuen Bewohnern des Hauses suchen. Auf den Arbeitskreis Asyl und ehrenamtliche Helfer vor Ort ist er bereits zugegangen. Denn bei allen Daten und Fakten, die es zu beachten gilt, weiß Wolf, dass es bei der Aufnahme von Asylbewerbern vor allem um eines geht: um Menschen.