(Un-)Heimliche Gäste in Wäldern um Kitzingen

2 Min
 
Eine neue Position für die Kamera.
Eine neue Position für die Kamera.
 
 
 
 
Und wieder ein neuer Platz.
Und wieder ein neuer Platz.
 
 
 
 
 
 
Hier stören die Grashalme etwas - aber die Rehe sind dennoch gut zu erkennen.
Hier stören die Grashalme etwas - aber die Rehe sind dennoch gut zu erkennen.
 
 
 
 
 
 
 
Das ist der Platz, an dem sich auch die Wildschweine noch zeigen werden...
Das ist der Platz, an dem sich auch die Wildschweine noch zeigen werden...
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die Rehe verschwinden plötzlich...
Die Rehe verschwinden plötzlich...
 
...kurz ist alles ruhig...
...kurz ist alles ruhig...
 
...und dann rückt die Rotte an!
...und dann rückt die Rotte an!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Und kaum sind die Schwarzkittel weg...
Und kaum sind die Schwarzkittel weg...
 
...erobern wieder die Rehe die Fütterung.
...erobern wieder die Rehe die Fütterung.
 
 
 
Aber auch sie ziehen wieder weiter...
Aber auch sie ziehen wieder weiter...
 

Unmengen von Eicheln, frühreife Weibchen - die Zahl der Wildschweine explodiert. Um ihnen beizukommen, müssen Landwirte, Förster und Jäger zusammenarbeiten.

Klaus Lutz wollte wissen, was im Wald so los ist, ob und wann es sich lohnt, sich die halbe Nacht um die Ohren zu schlagen. Deshalb hat der Großlangheimer Jäger eine Wildkamera mit Bewegungsmelder an seiner Kirrung, einer Lockfütterung, aufgestellt - und jetzt eine ganze Rotte Wildschweine abgelichtet.

"Es war Glück, weil die Schweine derzeit so viel Nahrung finden, dass sie Fütterungen kaum beachten." Das dritte Jahr in Folge trügen die Bäume nun schon Unmengen von Eicheln, weshalb sich die Wildschweine im Landkreis munter vermehren.

"Normalerweise hängen Eichen und Buchen nur alle fünf bis sieben Jahre so voll."


"Durch den Klimawandel kommt das jetzt aber immer öfter vor", erklärt Förster Max Bartholl, Leiter des Forstreviers Kitzingen. Eine Mitschuld trügen auch die veränderten landwirtschaftlichen Strukturen - immer größer werdende Flächen sowie Felder, die direkt am Wald angrenzen, sind kaum zu bejagen. "Manche Jäger übertreiben es zudem mit den Kirrungen. Milde, schneearme Winter tun ihr übriges." Gut genährte Bachen bekommen dann nicht nur zwei- bis dreimal im Jahr Junge - anstatt nur einmal - , sondern werden auch viel früher geschlechtsreif.

Zum Leidwesen der Bauern. "Die Schweine brauchen tierisches Eiweiß und wühlen deshalb in Feldern und Wiesen", erklärt Lutz. Wie seine Jägerkollegen versucht er, so oft wie möglich anzusitzen. "Aber Wildschweine sind sehr intelligent und schwer zu jagen." Wird beispielsweise an einer Kirrung ein Tier geschossen, bleibt die Rotte diesem Ort mehrere Wochen fern. Auch der schwächste menschliche Geruch könne die nachtaktiven Tiere bereits verjagen. Sie würden zudem immer vorsichtiger und damit immer schwieriger zu fassen.

Um diese Probleme weiß auch der Bauernverband, weshalb er gemeinsam mit den Jägern nach Lösungen suchen will. "Wir wollen die Jäger unterstützen, zum Beispiel indem wir Schießschneißen in Maisfeldern freilassen", sagt Herbert Pfriem, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Jagdgenossenschaften im BBV Kitzingen. "Die Bestände sind viel zu hoch, was nicht nur für Landwirte ein Problem ist." Auch die Zahl der Wildunfälle habe zugenommen. Da die Schwarzkittel bei uns keine natürlichen Feinde haben, ist die Jagd die einzige Möglichkeit, ihnen beizukommen. Pfriem plädiert - wie auch Max Bartholl - für mehr Drückjagden: "Große Bewegungsjagden über Reviergrenzen hinweg bringen mehr, als punktuelles Ansitzen." Zumal letzteres eine große Belastung für den Einzelnen sei. Der Landwirt ist auch ein Verfechter moderner Techniken und schlägt vor, Nachtsichtgeräte einzusetzen. "Zumindest, bis der Bestand mal halbiert ist."

Nachtzielgeräte sind verboten


Bartholl findet zudem, dass nicht nur Jungtiere, sondern auch Bachen bejagt werden müssten. "Das ist zugegeben schwierig, da man keine Leitbache erlegen sollte." Sie führt die Gruppe, wodurch diese weniger Schaden anrichtet, als ohne Anführer. Außerdem unterdrückt sie andere Weibchen, so dass diese weniger Nachwuchs bekommen. "Aber rein über den Abschuss von Jungtieren kann man den Bestand bestenfalls halten."

Klaus Lutz geht lieber auf Nummer sicher, "bevor ich alles noch schlimmer mache". Auch die anderen Vorschläge seien nicht so einfach umzusetzen - wenn auch gerechtfertigt. Nachtsichtgeräte sind zum Beobachten erlaubt, nicht jedoch in Verbindung mit dem Erlegen von Wild. Nachtzielgeräte sind komplett verboten. Drückjagden seien natürlich effizienter, "aber nur von Oktober bis Januar sinnvoll". Dazwischen gibt es Schonzeiten und die Schweine finden Deckung im dichten Wald. Im Dezember und Januar sind Drückjagden im Staatsforst geplant. "Da unser Gebiet angrenzt, setzen wir uns auch raus." Lutz hofft, dass die Jäger die Schweine so revierübergreifend etwas dezimieren können.

Um den Bestand zu regulieren, müssen also alle zusammenarbeiten.


Denn ändern wird sich die Situation nicht mehr, prophezeit Bartholl: "Im Vergleich zu anderen Regionen wie Spessart oder Rhön haben wir quasi noch gar kein Problem. Die Schweine werden definitiv noch mehr werden - und damit auch die Schäden.