Tega Mitarbeiter arbeiten mit explosivem Stoff

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Ein Tega-Mitarbeiter bedient die Gasabfüllanlage - dabei sind Arbeitshandschuhe und Schutzbrille Pflicht. Foto: Brock
Ein Tega-Mitarbeiter bedient die Gasabfüllanlage - dabei sind Arbeitshandschuhe und Schutzbrille Pflicht. Foto: Brock

Gas ist gefährlich, wie der Unfall in Obernbreit kürzlich zeigte. Wie schützen sich aber Menschen, die täglich damit tun haben?

Die Angestellten im Marktbreiter Abfüllwerk der Technische Gase und Gasetechnik GmbH (Tega) hantieren jeden Tag mit Flüssiggas - und das ist nicht ungefährlich. Wenn sie morgens zur Arbeit kommen, ist deshalb erst einmal ausrüsten angesagt: Arbeitshandschuhe und Sicherheitsschuhe sind Pflicht, bevor sie das Betriebsgelände betreten.

Die Schutzbrillen müssen sie nicht gleich aufsetzen, aber zur Hand haben, wenn's ans Eingemachte geht - im wahrsten Sinne des Wortes: "Sollte etwas austreten, ist jeglicher Körperkontakt mit dem -42 Grad kalten Medium zu vermeiden", sagt Reinhard Triebel, technischer Leiter und Fachkraft für Arbeitssicherheit. "Darum muss zum Beispiel beim Abfüllen von Flüssiggas die komplette Schutzausrüstung angelegt werden."

Damit allein ist es aber nicht getan: Die Tega unterliegt, wie beispielsweise auch Knauf, der Störfallverordnung. In Marktbreit stellt vor allem die Lagerung von 800 Tonnen Flüssiggas ein Gefahrenpotenzial dar. "Darum gibt es jährlich eine Begehung mit allen involvierten Behörden: Landratsamt, Feuerwehr, Gewerbeaufsichtsamt, Wasserwirtschaftsamt und Katastrophenschutz", informiert Corinna Petzold, Pressesprecherin des Landratsamtes. Es wird überprüft, ob alle Regeln eingehalten, die genehmigten Lagermengen nicht überschritten und die Anlagen instand gehalten werden.


Ein explosives Gemisch

Darüber hinaus muss die Firma viele weitere Auflagen erfüllen, angefangen bei regelmäßigen Feuerwehrübungen und der Dokumentation jeder noch so kleinen Verletzung bis hin zu Evakuierungsplänen für alle beweglichen Druckbehälter im Falle eines Hochwassers. So wird gewährleistet, dass nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Menschen in der Umgebung sicher leben.

Den größten Schutz bietet allerdings die Technik. "Die eigentliche Gefahr bei uns liegt darin, dass das Propangas leicht entzündlich ist und in Verbindung mit Luft ein explosives Gemisch abgibt", erklärt Triebel. Die Kältemittel, die die Firma auch abfüllt, sind weniger gefährlich. "Natürlich stehen auch diese Behälter unter Druck und bei Hautkontakt kann es zu Erfrierungen kommen - aber diese Stoffe sind nicht brennbar."

Das A und O sei daher, dass die Technik funktioniere. "Damit schließen wir größere Unfälle bereits aus", informiert Werkmeister Uwe Goldbach. Nur durch eine Fehlbedienung sei eine Havarie beim Tega-Abfüllwerk nicht möglich. Die brisante Ware wird von der Anlieferung in Eisenbahn-Kesselwagen bis zum Verkauf in Druckflaschen oder zur Auslieferung in Tankfahrzeugen ständig überwacht.


Technische Anlagen helfen mit sichern



Eine Gaswarnanlage schließt alle Ventile, sobald Gas austritt, und lässt eine Wiederaufnahme der Arbeit erst zu, wenn der Fehler behoben ist. Außerdem überwacht eine automatische Brandmeldeanlage die Umfüllstationen mittels optischer Brandmelder. Im Falle eines Brandes wird die gesamte Füllanlage ausgeschaltet, alle Ventile geschlossen, Feueralarm an die Leitstelle übertragen und die Berieselung zur Kühlung der Fahrzeugbehälter in Gang gesetzt. "Die Gasbehälter dürfen nicht zu warm werden - sonst erhöht sich der Druck im Tank", sagt Triebel.

Damit genau das nicht passiert, muss die Firma ihre technischen Anlagen penibel warten und alle Abläufe dokumentieren, damit die Überwachungsbehörden auch alles nachvollziehen können. "Wir überprüfen regelmäßig alles, was im Betrieb passiert, damit die Firmen auch alles tun, um Personen- und Sachschäden zu vermeiden", betont Günther Gaag, Leiter des Gewerbeaufsichtsamtes an der Regierung von Unterfranken. Dazu gehört laut Goldbach auch die Unterweisung von Fremdfirmen und Besuchern.

"Jeder, der hier reinkommt, wird kontrolliert und belehrt." Zum Beispiel darüber, dass auf dem ganzen Gelände absolutes Rauchverbot herrscht. Denn hundertprozentig könne man den Austritt von Kleinstmengen nicht verhindern, weshalb auch das Umfeld sicher sein muss. "In den explosionsgefährdeten Bereichen gibt es keine Zündquellen und es ist für ständigen Luftwechsel gesorgt", so Triebel. Einen besonders warmen Arbeitsplatz haben die Mitarbeiter in der Flüssiggasabfüllung derzeit also nicht - im Winter gehören daher auch dicke Pullis zu ihrer Schutzausrüstung.