Stein auf Stein in 72 Stunden

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Das ganze Dorf war im Einsatz, auch mit Logistik und Verpflegung, als es galt, an drei Tagen ein großes Bauprojekt zu bewältigen. Es ist gelungen. Nun haben die Gnodstadter Kinder einen neuen Eingang in den Kindergarten.

Die Landjugend im Marktbreiter Stadtteil Gnodstadt nimmt sich Zeit. Genau 72 Stunden waren es am vergangenen Wochenende. Zeit für die Allgemeinheit, Zeit für Arbeit. 72 Stunden und weitgehend ununterbrochen waren bis 30 Bürger jeden Alters gleichzeitig im Einsatz, leisteten Abbrucharbeiten, planierten und mauerten, was das Zeug hielt.

Der Eingangsbereich zum Kindergarten in der Enheimer Straße war bisher gefährlich. Beidseits der Ausfallstraße stehen Fahrzeuge, wenn Eltern ihre Kinder bringen oder abholen. Gleichzeitig wollen der Schulbus oder ein Landwirt mit großem Gerät durchfahren.

"Das ist ein Auftrag für die Landjugend", regte deren langjähriger Vorsitzender und Stadtrat Alexander Mader an. Die Gnodstadter machten mit, ließen sich im Sinne der Dorfgemeinschaft einspannen und legten buchstäblich Hand an.

Die Stadt Marktbreit hatte sich schon einmal mit einer Änderung des Eingangsbereiches beschäftigt. "Bürgermeister Erich Hegwein hatte für die Umgestaltung 100 000 Euro eingeplant", berichtete sein Stellvertreter Herbert Biebelriether an der Baustelle.

Niemand konnte vorhersagen, was bei der erforderlichen Ausschreibung rauskommen würde. Mit dem ehrenamtlichen Einsatz der Landjugend reichen etwa 12 000 Euro an Materialkosten aus, um die Hol- und Bringsituation vor dem Kindergarten entscheidend zu entschärfen.

Der Marktbreiter Bauhof hätte die Arbeiten zwar übernehmen können, ist aber mit anderen Aufgaben ausgelastet.

Also traten die Landjugend und zahlreiche Bürger am Donnerstagabend punkt 18 Uhr am Rathaus zur Einweisung an, kurze Zeit später begannen auch schon die Arbeiten. Eigenes Werkzeug wurde nach Verfügbarkeit gleich mitgebracht. Erfahrungen hatten die Arbeiter bereits vor drei Jahren gesammelt, als sie in Eigenregie einen Verbindungsweg vom Altort zur Siedlung neu anlegten, Beleuchtung und Pflasterung eingeschlossen.

Baufahrzeuge rollen an


In der für den Verkehr gesperrten Enheimer Straße rollten unverzüglich Baufahrzeuge an. Zunächst musste die alte Treppe weichen. Die aber leistete unerwarteten Widerstand. Als der Kindergarten vor Jahrzehnten gebaut wurde, sparte man nicht mit Beton und baute eine Treppe mit einem äußerst massiven Unterbau.

"Alleine der Abbruch hat uns eine enorme zeitliche Verzögerung beschert", erzählt Bauleiter Alexander Mader. Die letzten Mitarbeiter seien erst am Freitagmorgen um 3.30 Uhr nach Hause gegangen. Da war keine Zeit, das Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft am Fernseher zu verfolgen. Wie in alten Zeiten musste eine Radioübertragung ausreichen. Trotz Arbeit im Flutlicht war der Fortgang um rund vier Stunden verzögert. Nach nur etwa zwei Stunden Schlaf standen die ersten schon wieder zum Einsatz bereit.

Der Eingang wurde verschwenkt. Der Zugang führt jetzt hinter einer schützenden Mauer am Gebäude entlang zur höher gelegenen Eingangstür.

"Jeder muss ran zum Mauern", forderte Mader seine Männer auf und die packten unter Anleitung einiger sachkundiger Helfer ordentlich zu. Immerhin sollte die Mauer laut Bauplan 15 Meter lang und bis zu 1,2 Meter hoch werden.

Wenige Meter weiter war über Nacht die Parkplatzfläche bereinigt, nivelliert und der Unterbau für die neue Pflasterfläche vorbereitet worden. Eine Zeitlang wurde anhand von Skizzen beratschlagt, wie das vorgesehene Pflastermuster gelegt werden muss. Als die ersten Reihen gelegt waren, langten sogar die Kleinen eifrig zu, um bei der Neugestaltung an "ihrem Kindergarten" zu helfen. Die Pflasterfläche sollte etwa 50 Quadratmeter groß werden.

"Das ganze Dorf ist im Einsatz, auch mit Logistik und Verpflegung", freute sich Mader, der immer wieder zur fachkundigen Beratung gerufen wurde. Bürger kamen vorbei, brachten eine Kiste mit kühlen Getränken, andere brachten eine Brotzeit.

Am Samstagabend wurde erneut bis tief in die Nacht geschuftet. Dann aber stand fest: Die Pflasterfläche ist weitgehend verlegt und gerüttelt, die Mauer am Zugang ist fertig gestellt und der Unterbau für die Treppe vorbereitet.

Die Treppenstufen einbauen, die Restarbeiten an der Pflasterfläche abschließen, dass sollte doch am Sonntag gelingen. Allerdings blieben den fleißigen Helfern dazu gerade einmal noch zehn Stunden.