Die Innensanierung der Steigerwaldhalle in Wiesentheid wird doppelt so teuer, wie geplant. Das eröffneten die Planungsbüros am Donnerstag dem Bauausschuss. In einer außerordentlichen Sitzung am Montag soll die Entscheidung fallen.
Mit entsetzten Gesichtern lauschten die Gemeinderäte Planer Rudy Laatsch: Die Innensanierung der Steigerwaldhalle wird mehr als doppelt so viel kosten, als vor einem knappen Jahr veranschlagt. Nach gut zwei Stunden war jedoch klar: Es geht wohl kein Weg an der Investition vorbei. Beschlossen hat der Bauausschuss noch nichts - bei dieser Größenordnung muss der ganze Rat hinzugezogen werden.
Ende November 2011 veranschlagte Laatsch für die Sanierung von Decke, Heizung, Lüftung und Beleuchtung sowie die Ergänzung einer Beschallungsanlage 630 105 Euro brutto. Diese Kosten haben sich mit jetzt rund 1,38 Millionen Euro mehr als verdoppelt.
Sicherheitsmängel beanstandet
Bei einer Begehung beanstandete das Landratsamt, dass die Halle nicht der geltenden Versammlungsstättenverordung für über 1000 Leute entspricht - obwohl die Halle bislang für 1350 Personen freigegeben war. "Die Behörde forderte ein Brandschutzkonzept", erklärte Laatsch. Das - und einige andere Auflagen - arbeitete er gemeinsam mit dem Würzburger Büro Burmester (Gebäudetechnik) in die Pläne ein.
So ergänzten sich die Kosten um viele Posten, die ursprünglich überhaupt nicht zur Debatte standen - unter anderem fünf Notausgänge, eine Blitzschutz-, eine Brandmelde- und eine akustische Alarmierungsanlage mit Lautsprechern für Durchsagen.
Auch die Sicherheitsbeleuchtung muss teilweise nachgerüstet werden. "Es ist jetzt ohne Probleme möglich, die Halle für 2000 Personen freizugeben", erklärte Laatsch, betonte aber, dass die Investitionen bei der früheren Grenze dieselben gewesen wären. "Die Vorgaben sind gleich, egal ob für 1001, 2000 oder 5000 Menschen." Ohne Nachrüstung bleibe nur die Reduzierung auf unter 1000 Besucher. Die Auflagen würden aber auch eingehalten, wenn die Halle für kleinere Veranstaltungen geteilt wird.
Stefan Scherf und Jochen Weipert vom Büro Burmester legten Einzelheiten zur Haustechnik dar. Die Fragen zur Lüftung - Lärmemissionen, Unterbringung, Leistung, Wartung - beantworteten sie zur Zufriedenheit der Gemeinderäte. Zwei getrennte Anlagen - für zwei Hallenteile - finden ihren Platz in zwei Stockwerken im hinteren, rechten Teil über der Bar.
Dafür muss die Halle an dieser Stelle etwas aufgestockt werden. Die Montage wird unter beengten Verhältnissen stattfinden, was nicht problemlos, aber möglich sei. Der Lärm bleibt innerhalb der Grenzwerte: 45 Dezibel in der Halle und 50 Dezibel außen - wenn die Anlage mit voller Kraft läuft, was nur bei Vollbelegung nötig sein wird.
Zur Heizung erklärte Weipert auf Nachfrage, dass die Laufzeiten für einen wirtschaftlichen Betrieb eines Blockheizkraftwerkes zu gering sind. Großes Energiesparpotenzial stecke dafür in der neuen Beleuchtung, die mit Lichtfühlern auf das Tageslicht reagiert und individuell einstellbar sei.
Chaotische Installationen
Bei der Bestandsaufnahme der Installationen musste Stefan Scherf feststellen, dass es ein wahres Chaos an Leitungen, Schaltstellen und Unterverteilungen gibt. "Im Moment kennt sich da nur der Hausmeister aus", bestätigte Wolfgang Stöcker (CWG). Die Technik würde daher geordnet und auf das Nötige reduziert. "Dabei bleibt erhalten, was möglich ist."
Neben der Lautsprecheranlage für Durchsagen hat das Büro Burmester ein Soundsystem für Musikeinspielungen und Reden für allein fast 45 000 Euro eingeplant. "Reicht nicht eines davon?", fragte Bürgermeister Werner Knaier (CSU).
Scherf meinte jedoch, dass die Lautsprecheranlage von der Qualität her mit Anlagen in Schulen vergleichbar seien. "Damit kann man keine Rede und schon gar keine Musik vernünftig verstärken." Würde man auf der anderen Seite die Sicherheitsdurchsagen über das Soundsystem spielen wollen, müsste dieses über das komplette Gebäude ausgeweitet werden - was teurer käme als beide Anlagen zu installieren.
"Die Steuerung der kompletten Technik wäre nach der Sanierung sehr bedienerfreundlich. Die Wartung kann von jedem Elektriker übernommen werden", betonte Scherf.
Michael Rückel (Bürgerblock) erkundigte sich, ob die Substanz der Halle, die 1972 gebaut wurde, überhaupt noch für solch riesige Investitionen geeignet sei. "Abreißen und Neubauen ist keine Alternative - das hätte man vor zehn Jahren machen müssen", fand Laatsch deutliche Worte. Inzwischen sei zu viel Geld in die Halle geflossen. "Die Innensanierung wäre jetzt der Abschluss - danach sollten wir mehrere Jahrzehnte lang Ruhe haben." Die Grundsubstanz gebe das her.
Das Platzproblem - das während der Erläuterungen immer wieder offenbar wurde - sprach Josef Laudenbach von der Verwaltungsgemeinschaft noch einmal an. "Jetzt haben wir 116 Quadratmeter Gesamtfläche für die Lagerung von Gerätschaften - nach der Sanierung wären es nur noch 74!" Er regte einen kleinen Anbau an. "Das kostet natürlich wieder mehr", sagte Laatsch. Stöcker meinte, dass man "vielleicht auch ausmisten könnte".
Die Zeit drängt
Nach all diesen Informationen kam noch ein Schock für die Räte: Eine Entscheidung muss her, die Zeit drängt. "Wenn wir die Oktobersitzung abwarten, schaffen wir die Ausschreibung in diesem Jahr nicht mehr", sagte Laatsch. Das Ziel, Mitte September 2013 mit der Sanierung fertig zu sein, wäre damit gestorben.
Man war sich zwar einig, dass es nur noch wenig Diskussionspotenzial gibt - "Der Weg kann nur nach vorne gehen", wie Walter Rosentritt (WG Reupelsdorf) betonte - dennoch müsse sich das Gehörte erst einmal setzen. "Außerdem muss die Platzfrage geklärt werden", sagte Rückel. Wenn man schon so viel investiere, sollte man an einem Anbau dann auch nicht sparen.
Der Ausschuss beschloss, für Montag, 20 Uhr, eine außerordentliche Sitzung einzuberufen. Einziger Tagesordnungspunkt: Die Sanierung der Steigerwaldhalle. Dann muss eine Grundsatzentscheidung fallen.