Die Prichsenstädter Schulturnhalle wird abgerissen. Das haben die Stadträte am Donnerstag beschlossen. Doch wie es dann weitergehen soll, darüber waren sich die Räte überhaupt nicht einig.
Abriss, Sanierung, Neubau in großer oder kleiner Variante, oder doch der Umzug des Schulsports in die Mehrzweckhalle des TSV Prichsenstadt, doch was kostet hier die Sanierung? Die Frage, wo in Zukunft die Schüler der Prichsenstädter Schule im Fach Sport unterrichtet werden, ist nach wie vor nicht gelöst. Beschlossen wurde vom Stadtrat jetzt erstmal der Abriss der alten Turnhalle - und für das Danach gibt es noch kein Konzept. Ein ziemliches Hin und Her, eine hitzige, fast zweistündige Diskussion und zahlreiche abgelehnte Anträge brachten den Prichsenstädter Stadtrat am Donnerstag bei seiner Ratssitzung nicht wirklich weiter in Sachen Schulturnhalle, es herrscht große Uneinigkeit.
Größerer Aufwand Ursprünglich war der Plan, die Turnhalle zu erhalten, zu sanieren und mit in den Schul- und Kindergartenneubau zu integrieren.
Allerdings musste Bürgermeister Adolf Falkenstein seine Räte informieren, dass ein zusätzlicher Aufwand für die Schnittstellenanpassung zwischen bestehender Turnhalle und Schulneubau dazukomme. Neben dem Eingriff in Brandmeldeanlage, welche auch in die Turnhalle gezogen werden müsste, Sicherheitsbeleuchtung und Lüftungsanlage, müsste auch in die bestehende Dachkonstruktion der Turnhalle eingegriffen werden. Von dieser Tatsache waren einige Räte verunsichert, was Falkenstein nicht nachvollziehen konnte. "Schon allein der gesunde Menschenverstand macht einem diesem Mehraufwand bewusst." Nun stand auf einmal wieder der Abriss der Turnhalle im Raum.
Schon früher klären müssen Ein weiterer Punkt, der hiermit verbunden ist, ist die Platzierung der zentralen Lüftungsanlage, die aktuell in dem bestehenden Baukörper der Schulturnhalle vorgesehen wäre.
Ein Verzicht auf die Turnhalle wäre mit erheblichen Mehraufwendungen verbunden. "Da kommt noch ein großer Berg auf uns zu", befürchtet Hans Dieter Kern (SPD), der die Sache mittlerweile sehr verstrickt sieht und sich wundert, warum solche Fragestellungen nicht schon längst zusammen mit dem Architekten angesprochen und geklärt worden sind.
Michael Glos (CSU), der selbst für einen Abriss plädiert, forderte nun endlich eine Entscheidung in Sachen Schulturnhalle, damit konkret geplant werden kann. Helmut Hümmer (FBG) hingegen warnte vor einem Abriss der Turnhalle, es sei gefährlich, jetzt noch so große Entscheidungen zurückzunehmen, dies würde die gesamte bisherige Planung auf den Kopf stellen und weitere Kosten mit sich bringen.
Sein Antrag, die Turnhalle zu erhalten und zu einem späteren Zeitpunkt zu sanieren, wurde bei einer Ja-Stimme vom Gremium abgelehnt.
Hinsichtlich der Option, ob der Schulsport bei einem Abriss der Turnhalle künftig in der Mehrzweckhalle des TSV Prichsenstadt ausgeübt werden kann, gab Herwig Hinney (FBG) zu bedenken, dass man noch keinerlei Aussagen zu der Beschaffenheit und zu eventuellen Schadstoffen in der Mehrzweckhalle hat.
Generell hat man zu der TSV-Mehrzweckhalle so gut wie noch keinerlei Informationen, geschweige denn Kosten, mit denen die Sanierung, der Umbau nach den Richtlinien für den Betrieb als Schulsporthalle, zu Buche schlagen würde, kritisiert Hans-Dieter Kern (SPD). "So kann man nicht vernünftig abstimmen." Bevor man eine Entscheidung fällt, müssten alle Varianten schwarz auf weiß auf den Tisch.
Sein Antrag, die Entscheidung über die Turnhalle zurückzustellen, bis die Kosten für eine Sanierung der Mehrzweckhalle kalkuliert sind, wurde mit vier zu neun Stimmen abgelehnt.
Zeitdruck angeprangert Bürgermeister Falkenstein versuchte, die Entscheidung zu forcieren und warnte vor langwierigen, erneuten Diskussionen und zeitlichem Verzug, da sonst die Förderung für die Kindertagesstätte, die Ende 2013 ihren Betrieb aufnehmen muss, in Gefahr ist. Dementgegen prangerte Wolfgang Brosche (SPD) den Zeitdruck an. Dieser ziehe sich schon von Beginn der Planungen bis jetzt wie ein roter Faden durch alle Gespräche, Diskussionen und Entscheidungen. Dies setze den Stadtrat unnötig unter Druck und die schnellen Beschlüsse der Vergangenheit würden sich nach und nach immer mehr rächen.
Brosche, der sich ebenfalls für den Erhalt der Turnhalle aussprach, stellte den Antrag, alle Kosten für die Schnittstellenverbindung zwischen Neubau und Turnhalle genau aufzulisten, den Kostenrahmen von 5,2 Millionen keinesfalls zu überschreiten und gegebenenfalls nach Einsparungspotenzial zu suchen. Der Antrag wurde mit zwei zu elf Stimmen nicht vom Rat abgesegnet.
Schulsport in der TSV-Halle Harald Eger (CSU) machte sich hingegen für einen Abriss der Turnhalle stark und wünscht sich die Nutzung der TSV-Mehrzweckhalle als neue Heimat für den Schulsport - ohne freilich aktuell eine Ahnung zu haben, was dies kosten würde. Sein Antrag, dem nachzugehen, wurde ebenfalls mit drei zu zehn Stimmen abgelehnt.
Nur eine Ja-Stimme gab es für den Antrag von Roland Braun (LWL) für einen Abriss, verknüpft mit gleichzeitigem Neubau einer Kleinsport-Schulturnhalle mit einer Größe von 216 Quadratmetern. Die Variante mit zwei Turn- bzw. Mehrzweckhallen in Prichsenstadt sieht Bürgermeister Falkenstein äußert besorgt entgegen, eine Verabschiedung von einer Sporthalle sei zwingend notwendig. Zwei Hallen könne die Stadt Prichsenstadt unmöglich unterhalten. Sollte für einen Neubau der Schulturnhalle votiert werden, muss die Stadt sich zwangsläufig von der Förderung der Mehrzweckhalle zurückziehen, so der Bürgermeister.
Zu guter Letzt äußerte sich Michael Glos jun. (CSU), der durchaus Fehler des Gremiums in den vergangenen Entscheidungen einräumte.
Das Gesamtkonzept hätte mit Sicherheit besser sein können und intensivere Gedanken, Gespräche zusammen mit der Stadt und dem TSV Prichsenstadt hätten eventuell ganz neue Ideen und weitblickende Lösungen bieten können. Sportplatz, Mehrzweck- und Schulturnhalle hätten möglicherweise geschickt miteinander verbunden werden können.
Doch die Situation sei nun mal so wie sie sich aktuell darstellt, und er stellte deshalb einen Antrag auf Abriss der Turnhalle. Welche Idee man dann weiter verfolgt, ob Neubau einer großen Turnhalle für die etwaige Nutzung zusammen mit dem Sportverein, oder Bau einer kleinen, reinen Schulturnhalle, oder doch Sanierung der bestehenden Mehrzweckhalle, war nicht Gegenstand seines Antrages.
Diesem wurde bei sieben Ja- zu sechs Neinstimmen knapp, aber demokratisch zugestimmt.
Völlig neue Situation So stellt sich eine neue Situation für den Stadtrat dar, und die bisherigen Planungen mit Erhalt und Einbindung der Turnhalle sind nichtig. Dies bedeutet, dass so schnell wie möglich dieser neue Beschluss bei den weiteren Planungen mit berücksichtigt werden muss. Das würde wiederum zusätzliche Kosten verursachen. Ob der Zeitplan, der einen Einzug in die Kindertagesstätte bis Ende 2013 vorsieht, jetzt noch funktioniert, steht genauso wie der Ort für den zukünftigen Schulsport noch in den Sternen.