Sonnige Aussichten für die Winzer

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Wolfgang Luckert ist mit dem Zustand seiner Silvaner-Trauben sehr zufrieden. Er geht von einer guten Ernte aus.
Wolfgang Luckert ist mit dem Zustand seiner Silvaner-Trauben sehr zufrieden.  Er geht von einer guten Ernte aus.

Nach zwei schwierigen Jahren hoffen die fränkischen Winzer auf eine reibungslose Ernte. Und die ist bei den meisten Weinbauern auch dringend nötig.

So ein fränkischer Winzer hat schon sein ganz eigenes Gemüt. Es muss viel passieren, um ihn aus der Ruhe zu bringen. Zwei mäßige bis schlechte Ernten reichen ganz offensichtlich nicht.
Wolfgang Luckert erzählt ganz ruhig und sachlich von den letzten beiden Ernten, manchmal lächelt er sogar dabei. Gerade einmal ein Drittel des normalen Ertrages konnten die Sulzfelder Weinbauern 2011 einfahren. Beim Vorzeigeprodukt, dem Silvaner, lag die Ausbeute bei der Hälfte der normalen Menge. "Es gab auch Flächen mit einem Nullertrag", sagt Luckert.
Die Frostnacht vom 4. Mai hat viele Winzergemeinden hart getroffen. Bei einzelnen Betrieben lag der Durchschnitt unter 25 Hektoliter pro Hektar. Die LWG konstatierte in diesen Fällen: "Die betriebswirtschaftliche Liquidität und Stabilität ist stark gefährdet. " "Sulzfeld war sicher ein Hot-Spot beim Frostereignis 2011", erinnert Luckert. "Aber ganz so dramatisch wie gedacht, ist die Ernte dann doch nicht ausgefallen."
Vielleicht rührt Luckerts Ruhe auch aus der Zuversicht auf eine gute Ernte 2012. Die Weinberge präsentieren sich jedenfalls in einem sehr guten Zustand "Was jetzt reift, gibt Anlass für die schönsten Hoffnungen", sagt der 51-Jährige, der mit seinem Bruder Ulrich das Weingut Zehnthof in Sulzfeld führt. Dabei war auch das Jahr 2012 kein Pappenstiel. Extreme Trockenheit im Frühjahr, dann ein schwül/regnerischer Sommer und jetzt wieder extreme Trockenheit. Der Klimawandel zeigt sein Gesicht. "Wir werden immer wieder mit solchen Phasen zu kämpfen haben", prognostiziert Luckert.
Extrem schwierig ist es für jeden begeisterten Winzer, die Nachfrage nicht befriedigen zu können. Etwa 20 Prozent unter dem Durchschnitt lag der Ertrag schon 2010. Dann kam der Frostschaden 2011. "Viele Sorten waren heuer gar nicht anzubieten, andere nach einer Woche aus", berichtet Luckert. Er hat seinen Kunden angemailt und um Verständnis geworben. Bis zum kommenden Frühjahr, wenn der 2012er auf Flaschen gezogen werden kann, werden nicht nur Luckerts Kunden noch eine Durststrecke durchlaufen."Das eine oder andere Produkt ist ausgegangen", bestätigt Stephan Schmidt vom Fränkischen Weinbauverband. Er hofft auf einen Ertrag von 80 bis 90 Hektoliter pro Hektar. "Das käme jetzt genau richtig. "
Zuversichtlich ist der stellvertretende Präsident der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim, Dr. Hermann Kolesch. "Jetzt haben wir auch den notwendigen Regen bekommen, den gerade die jungen Anlagen gut gebrauchen konnten." Auf zehn bis zwölf Tage schätzt er den Reifevorsprung gegenüber den Jahresdurchschnitt. Die Basis für eine optimale Reife ist damit gelegt. Vor allem von den Rotweinen ist Kolesch begeistert. "Die haben sich fantastisch eingefärbt."
Nach zwei sehr durchwachsenen Jahren fehlt Frankens Winzern ungefähr eine Ernte in den Kellern. "Noch eine Ernte unter 70 hl/ha wäre problematisch geworden", gibt Kolesch zu. Gerade im Taubertal und an der Mainschleife hat es 2011 massive Probleme gegeben. Nicht nur dort haben viele Weingüter ihre Investitionen zurückgefahren. "Die haben dann von den Abschreibungen und der Frostförderung des Staates gelebt", sagt Kolesch. Vor dem Bankrott standen die Winzer trotz der schweren Zeit nicht. "Es ist ja zehn Jahre vorher auch sehr gut gelaufen", erinnert Kolesch.
Das trifft auch auf die Sulzfelder Winzer zu. Den Ertrag auf Kosten der Qualität hochfahren, um die Verluste auszugleichen? Für Wolfgang Luckert stand diese Frage nie zur Disposition. Genau so wenig wie für die fränkischen Winzer im allgemeinen. Kolesch spricht von einer guten Arbeit in den Weinbergen und von einem Erziehungseffekt aus den beiden letzten Jahren. "Wir wissen jetzt, mit welchen Erträgen wir Erfolg erzielen können."
Die Luckerts haben sich auf qualitativ hochwertige Weine spezialisiert. Entsprechend gering ist der angestrebte Ertrag. 55 bis 60 hl/ha sollen es werden. Auch jetzt, nach den zwei schlechteren Ernten. "Der 2012er muss besonders gut sein, um die Kunden wieder zu überzeugen", sagt der Sulzfelder. Ein Satz, der bestimmt für alle Kollegen in Franken gelte. Zum ersten Mal scheint bei dem groß gewachsenen Mann die Zuversicht ganz leicht ins Schwanken zu geraten.. "Der 2012er", sagt Luckert. "Der hat schon eine sehr große Bedeutung."