Am Donnerstagabend geht sie weiter, die wundersame Musikreise der Tiffany Kemp. Halbfinale in Berlin. Geht alles gut, steht sie eine Woche später im Finale. Kommt die Voice of Germany-Siegerin 2015 aus Kitzingen? Ihre ehemalige Gesangslehrerin ist vom Sieg überzeugt.
Seit fast zwei Wochen ist Tiffany Kemp mit den anderen Talenten permanent in Berlin. Proben, Live-Shows, Interviewtermine. Keine Zeit für eine Stippvisite in die fränkische Heimat. Am Telefon klingt die 37-Jährige fröhlich wie immer. „Es macht mir noch sehr viel Spaß“, versichert sie. „Auch wenn der Trubel immer größer wird.“ Drei Lieder muss Tiffany für das Halbfinale vorbereiten. Eines wird sie zusammen mit einem Stargast singen. Den Namen darf sie nicht verraten. Acht bis zehn Stunden steht sie dafür täglich auf der Bühne, probt bis die Füße schmerzen. „Und der Rücken“, sagt sie und lacht.
„Seit Februar ist Tiffany total fokussiert.“
Jessica Reinhardt Beste Freundin
Tiffany ist in Kitzingen aufgewachsen, hat die Elementary School in den Marshall-Heights besucht. Im Schulchor hat sie ihre ersten Erfahrungen auf der Bühne gemacht. Eine, die sie seit ihrer Grundschulzeit kennt, ist Jessica Reinhardt. Seit der dritten Klasse sind die beiden befreundet. „Tiffany war als Kind ganz ruhig und lieb“, erinnert sie sich. „Und voll die Streberin.“ Der Ehrgeiz kommt ihr heute zugute. „Tiffany ist sehr konzentriert auf ihre Gesangskarriere“, staunt ihre Freundin, die in Frankfurt wohnt. Im Februar hat Tiffany sie dort besucht. In Frankfurt fanden die ersten „Castings“ für die Fernsehsendung statt. „Auf der Fahrt dorthin war Tiffany furchtbar nervös“, erinnert sich Jessica. „Immer wieder wollte sie umdrehen, war hin- und hergerissen, ob sie tatsächlich ihr Glück bei der Show versuchen soll.“ Nach zwei Stunden hatte Tiffany ihr Ticket nach Berlin in der Tasche, den Eintritt in die Fernsehaufzeichnungen. „Seither läuft alles wie im Kino“, sagt Jessica.
Drei Mal war sie schon in Berlin dabei, hat hinter der Bühne mitgefiebert und die Daumen gedrückt. „Das war unglaublich emotional“, erinnert sie sich. „Ich habe fast die ganze Zeit geheult.“ Und danach? Was haben die beiden Freundinnen nach dem Erfolg gemacht? Ab ins Nachtleben und gefeiert? Jessica muss lachen. „Die Zeiten sind vorbei“, sagt sie. „Tiffany hat nach jedem Weiterkommen gleich an den nächsten Auftritt gedacht. Seit Februar ist sie total fokussiert.“
Die Disziplin hat sich Tiffany im Laufe der Jahre angeeignet. „Als Jugendliche hatte ich die sicher nicht“, sagt sie. „Ich hatte viel Potenzial, aber keine Disziplin. Ich war wohl so etwas wie ein ungeschliffener Diamant.“ Christiane Römpp kann zumindest den ersten Teil dieses Satzes bestätigen. Die studierte Gesangslehrerin, die jahrzehntelang Opernsänger an der Musikhochschule in Würzburg unterrichtete, hat den rohen Diamanten etwa ein Jahr lang privat in Iphofen „geschliffen“. „Rhythmus und Intonation waren bei ihr damals schon sehr ausgeprägt“, erinnert sie sich. „Tiffany hatte einen sehr großen Stimmumfang.“ Mehr noch: Christiane Römpp erinnert sich an eine elegante junge Persönlichkeit. „Und so hat sie auch gesungen.“ Fast 20 Jahre hatte Christiane Römpp nichts mehr von ihrer ehemaligen Schülerin gehört. Jetzt hat sie Tiffanys Auftritte im Fernsehen verfolgt. „Die Sicherheit, mit der sie auf der Bühne steht, imponiert mir. Sie hat sich in die Sendung richtig reingearbeitet.“
Tiffanys Mutter Marion hatte das Talent ihrer damals 16-jährigen Tochter fördern wollen und die wöchentlichen Gesangsstunden organisiert. „Durch Frau Römpp ist Tiffany mit klassischer Musik in Berührung gekommen“, erinnert sie sich. „Das war sicher kein Schaden.