Und trotzdem wird man Konflikte nicht vermeiden können.
Wichtig ist vor allem zu schauen, welche Bedürfnisse hinter dem Verhalten und den Reaktionen stecken. Kein Kind schreit einfach so oder wirft mit Spielsachen um sich. Es gibt immer eine Ursache.
Können Isolation und emotionaler Stress auch zu längerfristigen Entwicklungsverzögerungen führen? Nicht nur, aber auch im Sozialverhalten?
Wenn eine Familie entspannt ist und Kraftressourcen frei hat, dann kann das Kind unbeschadet durch die Pandemie kommen. Es bleibt die Erinnerung an eine komische Zeit, in der man viel zu Hause war und niemanden treffen konnte. Wenn aber die Eltern emotional nicht stabil sind und das Kind den Stress dauerhaft abbekommt, dann kann es problematisch werden und zu Entwicklungsverzögerungen kommen.
Können diese Verzögerungen wieder aufgeholt werden?
Sie können wieder aufgeholt werden, allerdings in einer späteren Reifestufe. Und ich meine damit nicht den Schulstoff, den die Kinder verpassen. Den kann man auf jeden Fall nachholen. Ich spreche von Alltags- und sozialen Kompetenzen. Kleine Kinder fangen vielleicht später das Sprechen an. Größere müssen ihr Sozialverhalten neu erlernen, wenn sie über so lange Zeit nicht im Kindergarten oder in der Schule waren.
Haben es Kinder mit Geschwistern da einfacher?
Nicht unbedingt. Die Rollen unter den Geschwistern sind ganz anders als in altersgemischten Gruppen.
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Und Eltern können diesen Ausfall auch nicht kompensieren.
Das ist ein unmöglicher Anspruch. Es gilt, in jeder Hinsicht seine Ansprüche herunterzuschrauben. Wir haben im Moment keine normalen Bedingungen, also können die Ansprüche auch nicht normal sein.
Also sollten die Bildungseinrichtungen so bald wie möglich wieder geöffnet werden?
Die Öffnung von Schulen und Kitas ist notwendig, um schwerwiegende Folgen für die Kinder abzuwenden.
Aber sie brauchen auch außerfamiliäre Bezugspersonen für ihren Schutz. Die Einrichtungen sind ein wichtiger Halt für viele Kinder aus sozialschwachen Familien, in denen das Risiko von Vernachlässigung und häuslicher Gewalt immer groß ist.
Was empfehlen Sie Familien, die am Ende ihrer Kräfte sind, in denen es täglich Streit gibt, die keine Lösungen mehr für sich finden?
Wenn Familien auf engem Raum lange isoliert sind, sind Konflikte vorprogrammiert. Eltern, aber auch Kinder, sollten keine Angst haben oder sich schämen, wenn sie das Gefühl haben, dass sie es nicht alleine schaffen. Da ist es wichtig, sich Hilfe zu holen, bevor es zu häuslicher Gewalt kommt! Unser oberstes Ziel soll es sein, möglichst stabil und gesund durch diese Zeit zu kommen.
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