Flüchtlingsunterkünfte: Keine Lösung für die Lösung?

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Die Idee: Bernhard Pammer und Alfred Konnerth präsentieren in Kitzingen ihre Lösung für die Unterbringung vieler Flüchtlinge: Ein Haus aus Modulbauweise.
Ralf Dieter
Innenansicht: Bis zu sechs Personen können in dem sechs auf vier Meter großen Haus unterkommen.
 

Der Mainbernheimer Architekt Alfred Konnerth hat einfache Flüchtlingsunterkünfte entwickelt. Auftraggeber findet er bisher nicht.

Der Besucherandrang war – vorsichtig formuliert – überschaubar. Die Enttäuschung entsprechend groß. Die Flüchtlingsunterkünfte, die vom Mainbernheimer Architekten Alfred Konnerth entwickelt wurden, stoßen nicht gerade auf Enthusiasmus. „Dabei könnte man damit drängende Probleme lösen“, versichert Konnerth.

Natürlich wollen er und seine Vertriebspartner Bernhard Pammer und Petra Ziegler ein Produkt an den Mann beziehungsweise die Hilfsorganisationen oder die Regierung bringen. Der Besichtigungstermin am vergangenen Freitag war in erster Linie der Versuch, den Bekanntheitsgrad zu steigern.

Rund 400 Einladungen hatte Gertrud Ziegler im Vorfeld verschickt – an Behörden, Parteien und Hilfsorganisationen. Die einzigen, die sich im Kitzinger Innopark blicken ließen, waren Vertreter der Partei „Die Grünen“ und ein paar persönliche Bekannte der drei Geschäftspartner.

Keine Neubauten

„Von diesem schwachen Besuch bin ich schon überrascht“, gestand Pammer, der 20 Jahre für die Malteser in Krisengebieten unterwegs war. Seine Vermutung: „Unsere Anfrage ist wohl in den Tiefen der Verwaltung versickert.“

Eine Einschätzung, die Corinna Petzold, Pressesprecherin des Landratsamtes, von sich weist. Natürlich suche der Landkreis Kitzingen händeringend nach Unterkünften für Flüchtlinge. „Aber wir wollen nach wie vor auf bestehende Gebäude zurückgreifen.“ Neubauten seien daher nicht vorgesehen.

Der Sprecher der Regierung von Unterfranken, Johannes Hardenacke, verweist darauf, dass die Behörde nicht an jedem Vorstellungstermin einer Firma teilnehmen könne. Sein Ratschlag: Eine Initiativbewerbung direkt beim jeweiligen Bauamt.

Als Flickenteppich bezeichnet Klaus Walraf Deutschland. Der Pressesprecher der Malteser in Deutschland erinnert daran, dass die jeweiligen Behörden die Auftraggeber sind. „Wir sind nur das ausführende Organ.“ Je nach Region würden unterschiedliche Lösungen gesucht. Nicht zuletzt hänge das auch von den Kosten ab. „Jetzt, vor dem Winter, sind Zelte natürlich keine Lösung mehr“, betont Walraf. Der Bedarf für anderweitige Lösungen ist da.

Und die werden in der Praxis bereits umgesetzt. „Aktuell kommen in Unterfranken für den Betrieb mehrjähriger Gemeinschaftsunterkünfte unter anderem mobile Holzständerbauweisen zum Zuge“, informiert der Pressesprecher der Regierung von Unterfranken. In der Würzburger Zellerau und in Marktheidenfeld ist das beispielsweise so. Lieferant ist eine Firma aus Tirol. Rund 20 000 Euro kostet laut einem Medienbericht so ein Modul. Konnerths Modell ist ähnlich konzipiert. Aber deutlich billiger.

Vier auf sechs Meter misst sein Standardhaus und lässt sich in zwei Räume unterteilen. Bis zu sechs Personen finden darin Platz. Das Haus besteht aus wärmegedämmten Sandwichelementen und kann mit einem Elektroheizlüfter oder Radiator beheizt werden. „Unsere Unterkünfte können schnell und ohne großen Aufwand von jedermann zusammengebaut werden“, versichert Pammer. „Das ist wie bei Ikea“, sagt Konnerth.

Mit Rückzugsmöglichkeit

Dank der Sandwichelemente können viele eingeschossige Unterkünfte errichtet werden, die einfach aneinandergereiht werden. Auch Duschbereiche oder Essbereiche könnten so geschaffen werden. Der Vorteil gegenüber Hallen: Die Bewohner hätten eine Rückzugsmöglichkeit. 1000 Stück könnten innerhalb von einem Monat geliefert werden, versichert Konnerth. Inklusive Aufbau kommt eine Wohneinheit auf rund 9700 Euro.

Bei einer Nutzungsdauer von fünf Jahren und einer Belegung mit sechs Personen rechnen Konnerth und Pammer mit Kosten von weniger als einem Euro pro Übernachtung. „Aus der Industrie ist eine Nutzungsdauer von 30 bis 40 Jahren für diese Elemente bekannt“, erklärt Konnerth. So gesehen würden die Kosten unter 20 Cent pro Tag und Person sinken.

30 Jahre will allerdings niemand Wohnunterkünfte für Flüchtlinge auf seinem Grundstück stehen haben. „Sie können leicht ab- und wieder aufgebaut werden“, sagt Pammer. Der Einsatz in Krisengebieten sei deshalb geradezu ideal. Wegen der hohen Zahl an Flüchtlingen befinde sich Deutschland längst in einer solchen Krisensituation – zumindest was die Unterbringung der Asylbewerber angeht.