Es geht um mehr als um Erde und Wasser

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So sieht die Chrysantheme aus, wenn sie gewachsen und versandfertig verpackt ist. Inhaber Andreas Lang zeigte den Minigärtnern seine Produktion in Wiesentheid.
Fotos: Sabine Berthold
Welche Kosten müssen einkalkuliert werden? Die Minigärtner machten sich auch über die betriebswirtschaftliche Seite einer Gärtnerei ihre Gedanken.
Sabine Berthold
Maschinen helfen den Menschen auch bei der Produktion von Pflanzen, wie Andres Lang den Kindern demonstriert.
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Aus so einem winzigen Samenkorn wird einmal eine stattliche Pflanze werden. Wie es richtig gemacht wird, zeigen Sandra und Viola Lang.
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Natürlich darf nie das Gießen der Pflanzen vergessen werden, wie Gärtnerin Sandra Lang den Minigärtnern beim Besuch erklärt – und sie zeigt auch gleich, wie man es richtig macht.
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Die riesigen Ausmaße der Zierpflanzengärtnerei Lang mussten sich die Minigärtner zu Fuß erlaufen. Auf zehn Hektar werden hier während des ganzen Jahres Blumen produziert.
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Selbst Hand anlegen und den Samen in die Erde bringen, das können die Minigärtner nun schon recht gut.
Foto: Sabine BErthold

Was brauchen wir, um eine Topfpflanze zu produzieren? Die Antwort finden die Minigärtner in Bayerns größter Zierpflanzengärtnerei.

Zehn Hektar. Das sind 100.000 Quadratmeter. Ist das viel? Wenn man es zu Fuß erlaufen will, dann schon – das merkten die Europa Minigärtner aus dem Landkreis Kitzingen bei ihrem Besuch in den Gewächshäusern im Gartenbaubetrieb von Andreas Lang in Wiesentheid.

Zehn Millionen Töpfe mit Blumen werden dort rund um das Jahr produziert, für den Winter Weihnachtssterne, fürs Frühjahr Primeln, anschließend Sommerblumen wie Fuchsien und Geranien und für den Herbst dann Chrysanthemen. Damit ist die Wiesentheider Gärtnerei der größte Betrieb für Zierpflanzenanbau in ganz Bayern. Bei der Führung durch die 15 Gewächshäuser erklärte Fachmann Andreas Lang den Kindern genau, wie sich die riesigen Mobiltische mit den Blumentöpfen auf dem Rollensystem durch die Hallen bewegen lassen, wie die Blumen automatisch bewässert werden und dass es etwa zwölf Wochen dauert, bis die Chrysanthemen, die aktuell produziert werden, vom kleinen Steckling bis zur versandfertigen Ware herangewachsen sind.

Sehr erstaunt waren die Minigärtner darüber, dass man den Chrysanthemen durch die Beschattung der Gewächshäuser viele Stunden das Licht nehmen muss, damit die Pflanze denkt, es wäre schon September und Knospen ansetzt, aus denen dann die schönen Blüten in weiß, rot oder gelb entstehen. Auch die Einwirkung von UV-Licht hat Einfluss auf die Blütenfarbe.

Bei diesem Besuch lag jedoch der eigentliche Schwerpunkt auf der betriebswirtschaftlichen Seite des Gärtnerns. Was brauchen wir, um eine Topfpflanze zu produzieren? Diese Frage hatte den kleinen Gärtner Gruppenleiterin Margot Burger von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau als Denkaufgabe mit auf den Weg gegeben.

Deswegen waren die Maschinen interessant, die den Menschen bei ihrer Arbeit mit den Pflanzen helfen, wie eine Topfmaschine, die Gabelstapler oder die Energie- und Wasserversorgung eines solchen Großbetriebes. Genauso wie die Maschine, die Kartons verklebt, die für den Versand benötigt werden – denn gerade, als die Minigärtner zu Besuch waren, wurden mehrere Tausend Chrysanthemenstöcke gut verpackt für den Versand vorbereitet. Nach der Tour durch die Gewächshäuser erarbeiteten die Minigärtner, was aus betriebswirtschaftlicher Sicht für die Produktion einer Pflanze notwendig ist. Da müssen nicht nur leicht zu berechnende Faktoren wie der Preis für Topf, Pflanze, Erde und Dünger beachtet werden. Auch veränderliche Ausgaben für den eventuell erforderlichen Einsatz von Nützlingen sind zu berücksichtigen. Einkalkuliert werden müssen zudem veränderliche Faktoren für die Ressourcen Wasser und Energie und der Einsatz der Arbeitskräfte. Auch die Gewächshäuser müssen bezahlt und erhalten werden, Anschaffung und gegebenenfalls der Ersatz von Fahrzeugen und Maschinen müssen berücksichtigt sein. Nicht vergessen werden dürfen die Kosten für Büro und Verwaltung. Alle diese Produktionsfaktoren müssen vom Verkauf der Pflanze bezahlt werden können. Was dann noch übrig bleibt, ist der Gewinn des Gärtners, erklärte Burger.

Nach all der Theorie durften die Kinder wieder selbst aktiv werden. Sandra Lang und Tochter Viola zeigten ihnen, wie man Kräuter und Pflücksalat in Töpfen fürs Fensterbrett oder den Garten fachmännisch ansät. Erst die Erde in den Topf, aber nicht zu fest andrücken. Danach den feinen Samen mit einem gefalteten Papier auf der Erde verteilen, Anzuchterde zart darüber sieben und natürlich sorgfältig gießen, damit der Samen nicht davonschwimmt.

Dieser 19. Betriebsbesuch war der letzte der Europa-Minigärtner im zwei Jahre dauernden Projekt. In zwei Wochen werden sie zur Abschlussfeier auf die Insel Mainau fahren. Dort findet eine Garten-Rallye statt, jede Gruppe präsentiert ihre Erlebnisse und anschließend bekommt jeder Minigärtner feierlich eine Urkunde durch Gräfin Bettina Bernadotte überreicht.Sie hat das Minigärtner-Projekt 2013 ins Leben gerufen, das mit der Wiesentheider Gruppe nun erstmals auch in Bayern durchgeführt wurde.