„Der Verkehr ist seither sicher nicht weniger geworden“, sagt Hufnagel. In den letzten fünf Jahren hat die Polizei sieben Unfälle an dieser Stelle gezählt – vier mit Personenschaden. Ein Mensch ist schwer verletzt worden, vier leicht. „Die Kreuzung wird bei uns als Unfallschwerpunkt geführt“, bestätigt Hufnagel.
Bauamt favorisiert Ampellösung - Bürger sind für Kreisel
Der Hauptkommissar kann sich eine weitere Reduzierung der Geschwindigkeit von bislang 70 auf 60 km/h vorstellen, viel mehr sei aus verkehrsrechtlicher Sicht nicht möglich. Der Ball liege jetzt beim Staatlichen Bauamt. Das müsse entscheiden, ob eine Ampelanlage installiert wird – oder ein Kreisel, wie ihn sich Petra Hartmann und die Freien Wähler wünschen.
Die Antwort liefert Johanna Klein. Auf die Frage dieser Redaktion teilt die Sachgebietsleiterin schriftlich mit: „Um die Leistungsfähigkeit des Knotenpunktes auch für die Zukunft zu gewährleisten (...) wurde der Umbau diskutiert. Zur Debatte standen eine Lichtsignalanlage oder der Bau eines Kreisverkehrs. Ein Fachbüro hat eine verkehrstechnische Untersuchung sowie eine Machbarkeitsstudie erstellt. Ergebnis: Ein Kreisverkehr weist hinsichtlich der Verkehrssicherheit und Wirtschaftlichkeit deutliche Defizite gegenüber einer Ampellösung auf. Seitens des Bauamts wird deswegen die Ampellösung favorisiert.“
Thomas Thomalla kann der Einschätzung des Staatlichen Bauamtes nicht folgen. „Eine Ampelanlage bringt Beruhigung, birgt aber auch Gefahren“, sagt er. Es gebe immer einen Rückstau, während der Verkehr in einem Kreisel fließt. Letztendlich sei ein Kreisverkehr auch für die Umwelt von Vorteil, würden doch weniger Abgase in die Luft geblasen. Eine moderne und zukunftsgerichtete Lösung könne nur in einem Kreisel bestehen, pflichtet ihm Bernhard Etzelmüller bei. Bürgermeister Thomas Reichert spricht sich nicht grundsätzlich gegen einen Kreisverkehr aus, verweist aber auf die Zuständigkeiten.
„Grundsätzlich werden Kreuzungsumbauten mit den Gemeinden abgestimmt“, informiert Johanna Klein, macht aber auch deutlich: „Seitens des Bauamts bleibt jedoch jederzeit der Anspruch bestehen, sowohl die verkehrssicherste als auch die wirtschaftlichste Lösung zu realisieren.“ Weil es sich um die „Änderung einer bestehenden Kreuzung“ gemäß Bayerischem Straßen- und Wegegesetz handelt, sei eine Kostenbeteiligung der Gemeinde vorgesehen. Bürgermeister Reichert geht bei einer Kreisel-Lösung von rund 800.000 Euro Kosten aus, die auf Marktsteft zukommen. Bei einer Ampelanlage wären es rund 100.000 Euro. Letztere könne man intelligent steuern, während des Berufsverkehrs beispielsweise längere Grünphasen auf der Staatsstraße zulassen. Ein Kreisverkehr löse die Verkehrsprobleme nach seiner Überzeugung an dieser Stelle nicht gänzlich. Biegt ein Lkw beispielsweise in die Zufahrtsstraße zur Norma ein und kommt ihm dort ein Fahrzeug entgegen, könne es passieren, dass der Anhänger den Verkehr im Kreisel blockiere. Und jetzt? Wie geht die Posse um den Kreisel/Ampelanlage an der Marktstefter Kreuzung weiter? „Bisher konnte noch keine abschließende Einigung erzielt werden“, schreibt Johanna Klein aus dem Staatlichen Bauamt. „Aufgrund dessen kann eine Realisierung bisher nicht terminiert werden.“
Petition für den Kreisverkehr ist online: Rund 350 Personen haben bislang unterschrieben
Bürgermeister Thomas Reichert macht im Gespräch mit dieser Zeitung nicht viel Hoffnung, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändert. Eine Mehrheit für eine Ampelanlage sieht er im Marktstefter Stadtrat derzeit nicht, es mache auch keinen Sinn, Druck aufzubauen. „Die Zeit und die Vernunft müssen für diese Lösung arbeiten“, meint er. Petra Hartmann will trotz dieses frustrierenden Sachstandes ihre Petition online lassen. Rund 350 Menschen haben bislang unterschrieben. Ihr Wunsch sind mindestens 2000 Unterschriften. Vielleicht, so ihre Hoffnung, kommt dann doch noch einmal Bewegung in die Marktstefter Kreuzungsfrage. Eine Ampelanlage an der Kreuzung würde für sie einen Rückschritt bedeuten. „Ein Kreisverkehr ist sicherer, umweltfreundlicher und nachhaltiger als eine Ampelanlage“, argumentiert sie und will nicht recht verstehen, warum überall im Land Kreisverkehre entstehen, weil sie sich bewährt haben – bloß nicht in Marktsteft.
Wer die Petition unterschreiben will, kann dies über folgenden Link: https://www.openpetition.de/petition/unterzeichner/wir-fordern-einen-kreisverkehr-an-der-st2271-bei-marktsteft
Trotz der geplanten Umweltstation spielt in Marktsteft offensichtlich der Umweltgedanke weiterhin keine Rolle. Dem Bauamt wird weiter gehuldigt und gebuckelt. Ein Kreisverkehr schneidet gegenüber einer Ampel in der Okö-Bilanz wesentlich besser ab (siehe z. B. TCS/MAMA-Studie). Vielleicht sagt sich der Stadtrat auch;: „was soll der Öko-Kreisverkehr den auch neben dem Giftlager unter dem grünen BH und der gerade im Bau befindlichen Feinstaubschleuder schon ausrichten?“ Bisher kann Marktsteft als Vorleistung zur kommenden Umweltstation lediglich eine paar neue Bienenwiesen, eine LED-Parkleuchte und ein dauerüberflutetet Industriegebiet (Biotop) vorweisen.
Jede Teilnahme am Straßenverkehr ist mit einem Risiko verbunden. Durch eine Ampel oder einen Kreisverkehr lässt sich das Risiko für einen Unfall an der Marktstefter Gewerbegebiets-kreuzung nicht komplett ausschließen. Es hängt neben dem Straßenverlauf hauptsächlich von den Verkehrsteilnehmern ab. Durch den Sichtschutzzaun und die Geschwindigkeitsbegren-zung sowie vor allem durch die Kenntnis und Berücksichtigung der zugegeben schwierigen Verhältnisse an dieser Kreuzung durch die Fahrer hat sich die Unfallhäufigkeit und –schwere deutlich reduziert. Solche Gefahrenstellen gibt es vielfach im Landkreis.
Vor allem hat Marktsteft durch die anstehenden Pflichtaufgaben (Umbau Alter Hafen/BNE-Station, Erweiterung Kindergarten, Sanierung Grundschule und vor allem der Erneuerung des maroden Kanalsystems im Altort) keinen Spielraum für sechsstellige Ausgaben in ein Wunschprojekt.