Ladenschluss: Einzelhandel in Kitzingen ist für Kompromiss

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Jochen Waigandt, Inhaber des Edeka-Marktes in der Kitzinger Wörthstraße, ist zufrieden mit den aktuellen Regeln für Geschäftszeiten. Foto: Brock
Jochen Waigandt, Inhaber des Edeka-Marktes in der Kitzinger Wörthstraße, ist zufrieden mit den aktuellen Regeln für Geschäftszeiten.  Foto: Brock

Die FDP versucht einen erneuten Vorstoß, das Ladenschlussgesetz in Bayern zu kippen, was die Kirche postwendend verteufelt. Der lokale Handel ist für einen Mittelweg.

Bisher hat Jochen Waigandt die verkaufsoffenen Sonntage in Kitzingen ignoriert. "Da schauen die Leute eher nach Klamotten, Büchern oder Möbeln." Inzwischen spielt der Inhaber des Edeka-Marktes in der Wörthstraße aber immer öfter mit dem Gedanken, sich doch mal zu beteiligen. "Irgendwie steht man unter Zugzwang, wenn alle mitmachen - aber ob es sich für Lebensmittel lohnt?"

Langer Samstag macht Sinn

Zumindest ein bisschen gelohnt hat sich für ihn, die Öffnungszeiten an Werktagen auszuweiten: Seit Anfang des Jahres hat der Markt täglich von 7 bis 20 Uhr auf, anstatt erst ab 8 und samstags nur bis 18 Uhr. "Frühs kommen kaum mehr Leute - aber weil wir sowieso schon da sind, können wir auch aufmachen." Die zwei Stunden mehr am Samstag bringen allerdings durchaus mehr Umsatz - zumal Waigandt für die Ausweitung nur die Schichten umstellen, aber nicht mehr Leute einstellen musste. "Das Personal arbeitet aber nicht mehr als vorher, nur anders."

Eine weitere Liberalisierung würde ihm als selbstständigen Inhaber eines eher kleinen Marktes jedoch Probleme bereiten. "Ich könnte mit den Großen nicht mehr mitziehen, ohne Leute einzustellen - aber ich bezweifle, dass mehr Kundschaft käme. Es würde sich nur verteilen." Er würde daher versuchen, seine Öffnungszeiten so lange wie möglich beizubehalten.

Damit ist er auf einer Linie mit den meisten Geschäftsleuten in Unterfranken.
Laut Volker Wedde, Geschäftsführer des Einzelhandelverbands im Bezirk, ist die überwiegende Zahl der Verbandsmitglieder gegen eine generelle Freigabe der Ladenöffnungszeiten an Werktagen. "Verbraucher und Handel haben ihre Ein- und Verkaufszeiten längst gefunden. Dabei werden die bestehenden Öffnungsmöglichkeiten lange nicht ausgeschöpft." Allerdings wünschen sich viele mehr Flexibilität bei besonderen Events und verkaufsoffenen Sonntagen. Ohne jedoch deren Anzahl zu erhöhen.

"Beide Extreme sind unsinnig"

Thomas Most, Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins Kitzingen, bestätigt dies. "Gerade in Kitzingen hat kaum ein Geschäft länger als bis 18 Uhr geöffnet." Auch die Möglichkeiten einer Shopping-Nacht und der Goldbergtag als vierter verkaufsoffener Sonntag sind beim innerstädtischen Handel bislang nicht gefragt. Ladenschlusszeiten und Sonntagsruhe komplett abzuschaffen, sei daher unnötig. Genauso unsinnig findet er jedoch den Standpunkt der Kirche, die immer, wenn es um liberalere Öffnungszeiten geht, ein Zusammenbrechen der Familien und aller gesellschaftlicher Strukturen voraussage.

"Nicht alle bestehenden Regeln aus den 50er Jahren sind noch zeitgemäß." Die Genehmigung eines verkaufsoffenen Sonntags ist in Bayern noch immer an einen Anlass gebunden. "Wenn der Handel einen der vier möglichen Sonntage in Anspruch nehmen möchte, ist man gezwungen, sich einen Markt auszudenken, der möglichst schon immer Tradition sein sollte", erklärt Most ironisch. So entstand vor einigen Jahren der Kitzinger Martinisonntag. Diese Anlassbindung gehört abgeschafft, findet Most, auch bei der Shopping-Nacht. "Größer sind die Wünsche der Interessenvertreter des Handels in Bayern gar nicht."

Viele müssen trotzdem arbeiten

Allerdings sei auch die Forderung vieler kirchlicher Organisationen, den Sonntag ausnahmslos für die Familie zu reservieren, nicht gerechtfertigt. "Eine Abschaffung der Verkaufssonntage würde nichts ändern für Hunderttausende von Beschäftigten in der Industrie, bei der Bahn, der Polizei, in Krankenhäusern, der Gastronomie, an Tankstellen, in Presse, Funk und Fernsehen, die an Sonntagen trotzdem arbeiten müssen." Nicht zuletzt seien es klösterliche Einrichtungen in Wallfahrtsorten, die jeden Sonntag öffnen - und das nicht nur für fünf Stunden.
Genau diese Beschränkung auf fünf Stunden lässt Jochen Waigandt zögern, die verkaufsoffenen Sonntage zu nutzen.

"Wir müssen früh anfangen, damit die Frischware rechtzeitig in den Theken liegt. Ich glaube, das rentiert sich nicht." Allerdings würde er auch nur ungern mitmachen, sollte der Sonntagsschutz eines Tages ganz fallen. "Wenigstens ein Tag sollte zur Regeneration da sein."

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