Das Programm Soziale Stadt in der Siedlung stockt. Alle warten auf den neuen Quartiersmanager.
Es gibt Projekte, die haben es leichter. Nicht so viele Höhen und Tiefen. Nicht so viele Hürden und Unwägbarkeiten. Und nicht so viele Veränderungen, auf die sich die handelnden Personen einstellen müssen.
Das Projekt Soziale Stadt in der Kitzinger Siedlung läuft mittlerweile seit vier Jahren. Damit ist gerade Halbzeit. Auf acht Jahre ist das Projekt angelegt, Verlängerung möglich. Grund genug, um einmal nach vorne und zurück zu schauen. Wobei: Mit der Gegenwart haben die Protagonisten genug zu tun.
Quartiersmanager Andre Hahn hat im August seinen Abschied bekannt gegeben. Nach etwas mehr als zwei Jahren hat er eine neue Wirkungsstätte in Würzburg gefunden. Seither ist die Stelle verwaist. Die Stadt hofft auf eine zeitnahe Besetzung. "Die Bewerbungsgespräche finden noch im Dezember statt", teilt Bauamtsleiter Oliver Graumann mit. Zwischenzeitlich führen andere Personen die Geschäfte weiter. So gut es eben geht.
"Die Referentin Andrea Schmidt und Jochen Kulczynski von der städtischen Jugendarbeit kompensieren mit großem Engagement die aufgetretene Lücke", lobt Graumann. "Soweit es ihnen möglich ist."
Andrea Schmidt wäre allerdings froh gewesen, es hätte sich erst gar keine Lücke aufgetan. "Ich habe gleich nach dem Weggang von Andre Hahn für eine Zwischenlösung plädiert", erinnert sie. Acht bis zehn Stunden in der Woche hätten nach ihrer Meinung schon ausgereicht, um die Geschäfte und die wichtigsten Projekte am Laufen zu halten. "Vor allem hätten wir einen Ansprechpartner im Quartiersbüro gehabt", sagt Schmidt.Ihr Wunsch ist allerdings abgelehnt worden. Graumann: "Die Entscheidungswege für so eine Zwischenlösung sind viel zu kompliziert."
Seit Ende Juli tut sich damit beim Projekt Soziale Stadt relativ wenig. Der alte Quartiersmanager hatte noch Resturlaub, dann hat er seinen Hut genommen. "Das Büro ist seither geschlossen", berichtet Schmidt. Schnell hat sie bemerkt, dass einzelne Projekte innerhalb des Programms unbedingt eine professionelle Begleitung bräuchten. Das Konzept für die Stadtteilpaten beispielsweise. Hahn und Antje Sinn von der städtischen Jugendarbeit haben es noch vor der Schließung des Büros erstellt. Das Ziel: Menschen aus der Siedlung sollen sich als Paten um Familien kümmern, die sozial schwächer oder gar notleidend sind. "Es müssten jetzt dringend Fördergeber gesucht werden", sagt Schmidt. Ein zweites Beispiel ist die geplante Begegnungsstätte im Notwohngebiet. Nach dem Wasserrohrbruch vor rund zwei Jahren hat sich im ehemaligen Cafestübchen laut Schmidt wenig getan. Eigentlich sollten die Räume zusammen mit Bürgern saniert werden, um einmal in der Woche zu öffnen. Ehrenamtliche Helfer sollten so einen Rahmen für eine Begegnung und für Gespräche schaffen.
Also alles schlecht beim Projekt Soziale Stadt? Schmidt schüttelt vehement den Kopf. "In der Vergangenheit ist viel Positives passiert", sagt sie. Vielleicht das Wichtigste: "Im Bewusstsein der Menschen vor Ort hat sich was verändert. Sie gehen mehr aufeinander zu." Gemeinsame Feste wie der Sternenzauber im Winterwald oder das Frühlingsfest hätten dazu beigetragen. Ein Netzwerk hat sich gebildet, einige Multiplikatoren schreiten voran und selbst die jüngeren Siedler würden Verantwortung übernehmen. "Und der Kampf um das Stadtteilzentrum hat uns Siedler sicherlich zusammengeschweißt", urteilt Schmidt.
Das Stadtteilzentrum ist so etwas wie das Leuchtturmprojekt der Sozialen Stadt. Es hat nicht nur in der Siedlung, sondern auch im Stadtrat für etliche Diskussionen gesorgt. Schließlich hat sich im April 2012 eine äußerst knappe Mehrheit für den mit rund 2,44 Millionen Euro veranschlagten Umbau von St. Vinzenz ausgesprochen. Bauamtsleiter Graumann geht derzeit von einem Baubeginn Mitte 2014 aus. "Das Bauende wird für Mitte 2015 prognostiziert", informiert er. Ein genauerer Zeitplan soll Anfang 2014 erstellt und bekannt gegeben werden. Bis dahin könnte idealerweise auch ein neuer Quartiersmanager seine Arbeit aufgenommen haben. Wünschenswert wäre das allemal. Dann könnte auch die zweite Halbzeit im Projekt Soziale Stadt voller Energie starten - und vor allem mit voller Mannschaftsstärke.
Info:Anfang 2008 starteten die ersten Vorbereitungen für die Aufnahme in das Programm Soziale Stadt in der Siedlung. Ziel des Programms ist es, die Wohn- und Lebensqualität zu verbessern. Der Stadtteil Kitzingen-Siedlung wurde im Jahr 2009 für den Zeitraum von acht Jahren in das Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm aufgenommen.
Stadtteilzentrum Die entsprechenden Stadtratsbeschlüsse liegen vor. Die Fördermittel sind beantragt und seitens der Regierung von Unterfranken zugesagt. Vor Ort sollen auf Schautafeln der Planungsstand und die Realisierungsschritte dargestellt werden. Kosten mitsamt kürzlich beschlossenem Aufzug: 2,49 Millionen Euro.