Gesundheitstage im Gusswerk

4 Min
Die AOK misst die Rückenmuskulatur der FGK-Mitarbeiter. Fotos: Karina Brock
Die AOK misst die Rückenmuskulatur der FGK-Mitarbeiter.  Fotos: Karina Brock
Ein AOK-Mitarbeiter zeigt einem FGK-Mitarbeiter Übungen für einen starken Rücken.
Ein AOK-Mitarbeiter zeigt einem FGK-Mitarbeiter Übungen für einen starken Rücken.
 
Kostenlos frisches Obst für alle Mitarbeiter gab es bei den Gesundheitstagen des Kitzinger Gusswerkes Franken Guss.
Kostenlos frisches Obst für alle Mitarbeiter gab es bei den Gesundheitstagen des Kitzinger Gusswerkes Franken Guss.
 
Der Werksarzt stand für Gespräche zur Verfügung.
Der Werksarzt stand für Gespräche zur Verfügung.
 
Wissenschaftler Christian Hentschel von der Technischen Universität Chemnitz...
Wissenschaftler Christian Hentschel von der Technischen Universität Chemnitz...
 
...steckt Marcus Brühler...
...steckt Marcus Brühler...
 
...nach und nach...
...nach und nach...
 
...in den Alterssimmulationsanzug.
...in den Alterssimmulationsanzug.
 
Fertig!
Fertig!
 
Feinmotorik und Farben unterscheiden - gar nicht mehr so einfach...
Feinmotorik und Farben unterscheiden - gar nicht mehr so einfach...
 
Christian Hentschel passt auf, dass dem frühzeitig gealterten Marcus Brühler beim Treppensteigen nichts passiert.
Christian Hentschel passt auf, dass dem frühzeitig gealterten Marcus Brühler beim Treppensteigen nichts passiert.
 

Unter dem Motto "Ich bleib fit" gab es am Mittwoch und am Donnerstag viele Angebote für die Mitarbeiter von Franken Guss Kitzingen. Die Gesundheitstage sind aber bei weitem nicht alles, was das Team Gesundheit innerbetrieblich für die Angestellten leistet.

"Mann, ist das anstrengend", klagt Marcus Brühler. Er hat gerade 15 Treppenstufen bewältigt und muss sich jetzt erst einmal setzen. Marcus Brühler ist gerade mal 43 Jahre alt - steckt aber in einem Anzug, der ihn um mehrere Jahrzehnte altern lässt. Diesen Alterssimulator konnte er bei den Gesundheitstagen seines Arbeitgebers, der Franken Guss Kitzingen, ausprobieren - und er ist bestürzt. Der Anzug simuliert die körperlichen Einschränkungen älterer Menschen: durch Gewichte, eingeschränkte Beweglichkeit, eine spezielle Brille, Ohrenschützer und dicke Handschuhe. "Am meisten würde mich die schlechte Feinmotorik und das Sehen stören." Einen ganzen Tag in dem Anzug arbeiten? "Einen vielleicht - dann reicht's aber wieder."

Denkanstöße und Erkenntnisse

Solche Denkanstöße und Erkenntnisse haben sich die Organisatoren von den Gesundheitstagen für die Belegschaft von Franken Guss erhofft. Hinter den Angeboten, von denen die Mitarbeiter gestern und heute profitierten, steckt das Team Gesundheit, das die Veranstaltung koordiniert und die Aussteller mit ins Boot geholt hat. Aber natürlich hat dieses Team auch außerhalb der Aktionstage die Gesundheit der Mitarbeiter im Blick - schließlich sind die Mitglieder Fachkräfte, die sich um das betriebliche Gesundheitsmanagement kümmern.
"Für Josef Ramthun, unseren geschäftsführenden Gesellschafter, ist die Gesundheit aller Mitarbeiter sehr wichtig", sagt die Gesundheitsbeauftragte Dorothea Schmitt. Bei der Eröffnung der Gesundheitstage betonte er, dass "Gesundheit das höchste Gut ist, das es zu schützen gilt". Ramthun hat nicht nur die Idee dieser Aktionstage unterstützt, sondern ist auch immer offen für neue Anregungen - und von denen hat das Team Gesundheit viele. "Derzeit läuft beispielsweise ein Ergonomieprojekt, das wir gemeinsam mit der AOK durchführen." Die Mitarbeiter aus zwei Abteilungen wurden in Theorie und Praxis zum Thema Rückengesundheit geschult: "Sie haben gelernt, wie sie ihren Rücken entlasten und Gymnastikübungen in den Alltag einbauen können, wie sie richtig heben oder Bewegungsabläufe verbessern", erklärt Schmitt. In der dritten Phase werden nun die Vorgesetzten der anderen Produktionsabteilungen sensibilisiert. Denn nur bei gegenseitigem Verständnis könne man einander unterstützen. " Aber", so Schmitt, "das heißt nicht, dass die Vorgesetzten für die Gesundheit der Mitarbeiter verantwortlich sind." Darauf müsse schon jeder selbst achten - "alles andere kann nur mithelfen".
Im nächsten Schritt leistet die Krankenkasse Hilfe zur Selbsthilfe und schult die 30 Sicherheits- und Umweltbeauftragten der Firma. Diese fungieren künftig zusätzlich als Gesundheitspaten und können ihr Wissen weitergeben. "So weiten wir das Pilotprojekt nach und nach auf alle Abteilungen aus."

Gespräche, um das Wohlbefinden zu verbessern

Das Team Gesundheit hat außerdem die Fürsorgegespräche ins Leben gerufen: Kehrt ein Mitarbeiter aus dem Krankenstand zurück, führt sein Vorgesetzter ein Gespräch mit ihm, um herauszufinden, ob die Krankheit etwas mit dem Arbeitsplatz oder dem Arbeitsumfeld zu tun hatte. Ist das der Fall, wird es dem Gesundheitsmanagement gemeldet, das sich um das Problem kümmert. Schließlich seien die Menschen, die bei Franken Guss arbeiten, körperlich beansprucht, müssten mit dem Drei-Schicht-Dienst zurecht kommen und sind oft Lärm und großer Hitze ausgesetzt. "Das kann zu gesundheitlichen Problemen führen."
Diese Gespräche werden geführt, sobald jemand länger als drei Tage krank war. Sind Arbeitnehmer länger oder häufig krank, gibt es das Angebot des Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM). Das greift, sobald jemand innerhalb eines Jahres 42 oder mehr Tage krankheitsbedingt gefehlt hat. "Auch hier werden Gespräche geführt, Hilfe und Beratung angeboten." Diese Maßnahme sei gesetzlich vorgeschrieben und habe das Ziel, das Wohlbefinden der Mitarbeiter - psychisch wie körperlich - zu verbessern.
Wenn irgendwo der Schuh drückt, können Mitarbeiter aber auch von sich aus den Betriebsarzt aufsuchen. "Er führt Untersuchungen durch, berät oder sieht sich den Arbeitsplatz an und gibt Tipps." Stößt er an seine Grenzen - sei es bei psychischen Problemen wie Depressionen oder medizinische wie Bandscheibenvorfälle - verweist er die Betroffenen an externe Fachleute weiter. "Auch hier arbeiten wir eng mit den Krankenkassen zusammen, damit wir einen entsprechenden Arzt oder Therapeuten finden", erklärt Schmitt.
Die enge Kooperation mit Krankenkassen, der Deutschen Rentenversicherung, der Unfallversicherung und dem Integrationsamt zeichnet die Arbeit des Teams Gesundheit generell aus. So war es schon möglich, dass Arbeitnehmer mit Behinderung oder sonstigen Einschränkungen spezielle Hebehilfen, Schuheinlagen oder finanzielle Unterstützung erhalten konnten.
Ganz oben bei allen Projekten steht für das Team, nicht nur die älteren Mitarbeiter, sondern vor allem auch die Auszubildenden einzubinden. "Wir wollen ganz früh anfangen, unsere Mitarbeiter für ihre eigene Gesundheit zu sensibilisieren - damit manche Beschwerden später vielleicht gar nicht auftreten", so Schmitt.

Jeder kann an den Gesundheitstagen teilnehmen

Dazu tragen auch die Gesundheitstage bei, die so konzipiert wurden, dass jeder Mitarbeiter daran teilnehmen kann. Dabei werden die unterschiedlichsten Themen abgedeckt: Man kann sich Blutdruck, Körperfett oder die Rückenkraft messen lassen, Produkte in Sachen Haut- und Augenschutz testen und Bewegungsangebote wahrnehmen. Krankenkassen, das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft und das Integrationsamt haben Stände und die Kantine der Franken Guss unterstützt die Aktion mit besonderen Aktionen. "Unser Kantinenchef Josef Pfaff ist ohnehin sehr darauf bedacht, dass es neben Hausmannskost auch gesunde Gerichte gibt", berichtet Dorothea Schmitt schmunzelnd. All das konnten die Arbeitnehmer an zwei Tagen während der Arbeitszeit nutzen.
Bei einer Umfrage soll sich außerdem herauskristallisieren, ob die Belegschaft Interesse an Kursen wie Yoga, Stressbewältigung oder ähnlichem hat. "Wir fragen ab, ob und was angenommen würde und wollen das dann - zugeschnitten auf unser Drei-Schicht-System - in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen anbieten."
So einen Kurs würde Thilo Reisenleiter vielleicht auch besuchen. "Ich fange jetzt aber privat erstmal mit autogenem Training an." Diesen Tipp und Broschüren dazu hat ihm Dorothea Schmitt gegeben. "Es ist schon von Vorteil, solche Ansprechpartner im Haus zu haben." Auch die Gesundheitstage mit fand er sehr aufschlussreich und informativ. "Man konnte hier vor Ort einige Parameter durchchecken lassen. Da ist die Hemmschwelle wesentlich niedriger, als wenn man extra einen Arzttermin vereinbaren muss." So ein Angebot zeige, dass "dem Chef etwas an uns liegt".
Er wird sich in Zukunft auf jeden Fall mehr um seinen Körper kümmern. Wie auch Marcus Brühler - damit ihm das Treppensteigen auch in 20 Jahren noch leicht fällt.